In den vergangenen Wochen bekamen wir in unserem Schaukelstuhl von ARD und ZDF täglich wertvolle Reportagen serviert. So staunten wir, als wir sahen, wie die deutschen Spieler tatsächlich unfallfrei dem Mannschaftsbus entstiegen. Auch waren uns etliche fundamentale Weisheiten wichtig: "Wer die brasilianische Abwehr besiegt, besiegt auch Brasilien" (Günter Netzer, ARD). "Wer ein Tor mehr schießt als der Gegner, der hat oft schon gewonnen" (Katrin Müller-Hohenstein, ZDF). Oft irritierte uns allerdings verquastetes Bürokraten-Deutsch: "Kevin-Prince Boateng, der zu einer gewissen Zornigkeit neigt" (Steffen Simon, ARD). Uns fiel ein: Vermeidet Substantive - Verben sind Königswörter. (Wolf Schneider, Journalisten-Lehrer, Sprach-Guru).Vor dem Argentinien-Spiel drückten wir endlich die Ausschalt-Taste und gingen lieber Eis essen, um den Kopf frei zu haben für das Spiel. Rechtzeitig wieder im Schaukelstuhl, sahen wir Kanzlerin Angela Merkel und dann die deutsche Mannschaft mit ihrem furiosen Spiel. Vielleicht hatte es etwas Gutes, dass "Mutti" in Kapstadt auf der Tribüne saß. Als Kanzlerin hat sie ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht, und möglicherweise hat Bundestrainer Jogi Löw seinen Buben mal etwas von diesem Gesetz erzählt. Seit der Vorrunde jedenfalls wächst dieses Zauber-Team mit hohem Tempo über sich hinaus.Da steigerte sich der ansonsten ohnehin schon recht gute ZDF-Mann Béla Réthy zu einer Sternstunde. Argentiniens Trainer-Maskottchen Maradona sähe aus wie ein Rinderbaron, Deutschland habe "im ersten Wahlgang" gewonnen. Plötzlich war auch Réthy locker wie die deutschen Spieler. Und auch deshalb feierten wir an diesem Nachmittag ein Fußball-Fest wie seit vielen Jahren nicht mehr.