Schwimmen Eine spannende Zeit für den gefragten Mann

Saarbrücken · Der neue Schwimm-Landestrainer Felix Weins hat sich in Saarbrücken wieder eingelebt. Trainer wurde er aus besonderem Grund.

 Der neue Landestrainer der saarländischen Schwimmer, Felix Weins, führt aktuell viele Gespräche, um sein Konzept zu vermitteln.

Der neue Landestrainer der saarländischen Schwimmer, Felix Weins, führt aktuell viele Gespräche, um sein Konzept zu vermitteln.

Foto: Thomas Wieck

Felix Weins ist dieser Tage ein sehr gefragter Mann. In der Albert-Wagner-Schwimmhalle an der Saarbrücker Hermann-Neuberger-Sportschule stehen beim Besuch der SZ fünf Menschen um den neuen Landestrainer des Saarländischen Schwimm-Bundes (SSB). Zwei Mitarbeiter der Saar-Uni besprechen mit Weins die Einstellungen der Kameras im Becken, die zum Beispiel die Technik bei den Wenden analysieren können. Auch Hanno Felder, Chef-Leistungsdiagnostiker und stellvertretender Leiter des Olympia-Stützpunkts (OSP), möchte einen Termin mit Weins.

„Jeden Tag kommt jemand, der sich vorstellt. Eigentlich hat der Tag zu wenig Stunden“, sagt Weins schmunzelnd, als er eine Stunde später in seinem Kaffee rührt. Er ist in der Woche morgens ab 6.45 Uhr an der Sportschule, ab 10 Uhr stehen dann Termine oder Administratives an. Von 16 bis 19 Uhr ist dann wie in der Früh wieder Training, ehe dann unter anderem auch wieder Trainingsprogramme geschrieben werden müssen.

Weins hat sich gut eingelebt, in St. Arnual eine Wohnung bezogen, einen Rückzugsort. „Es ist eine spannende Zeit“, sagt er. Zumal er in zwei Wochen seine aus Stuttgart stammende Freundin heiratet. Und im Mai kommt das erste Kind zur Welt.

Seit 1. Februar ist Felix Weins offiziell im Amt, der Nachfolger des nach Neckarsulm gewechselten Hannes Vitense hat einen Vertrag bis 2020. Bis dahin hat er „zwei Baustellen“, erklärt Weins: „Neue Strukturen aufbauen. Zu sehen, wie ist das Niveau, wie reagieren die Sportler auf mein Training. Und der zweiten Reihe, die geblieben ist, zu ihren sportlichen Zielen zu verhelfen.“

Die erste Reihe ist nämlich bis auf die beiden Olympia-Teilnehmer Christoph Fildebrand und Andreas Waschburger, der derzeit in Montpellier bei Startrainer Philippe Lucas trainiert, weg. Celine Rieder, Marlene Hüther, Henning Mühlleitner und Annika Bruhn folgen Vitense nach Neckarsulm.

Jetzt wird auf den Nachwuchs gesetzt, das propagierte neben Weins auch schon SSB-Präsident Martin Bartels. Und bis Ende März soll auch die Stelle des zweiten Landestrainers besetzt werden, der sich dann verstärkt um die ganz jungen Talente kümmern soll. „Wir arbeiten im Team und sind als Team stark. Es geht nicht darum, wer ist Nummer eins und wer Nummer zwei.“ Einen Kandidaten für die zweite Vollzeitstelle gibt es schon, noch ist aber nichts spruchreif. Aktuell hilft ihm Triathlet René Göhler als Assistent. „Er hat einen sehr guten Draht zu den Jungen, ist unheimlich engagiert und kann sehr gut motivieren. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe“, lobt Weins.

Seit Anfang Januar werden schon Weins’ Programme geschwommen, der Fokus liegt bereits jetzt auf der Vorbereitung auf die neue Saison nach den Sommerferien. „Es ist spannend, wieder Ruhe reinzubringen. Jeder muss seine Position finden. Und ich muss erst mal schauen, was möglich ist“, sagt der neue Landestrainer: „Ich habe halt andere Rituale als Hannes. Daher will ich jetzt auch keinen harten Schnitt, es ist ein schleichender Prozess.“

Felix Weins kam mit seiner Familie als Kind nach Saarbrücken. Seine Mutter Christel war Vorsitzende der SSG Saar Max Ritter, unter dem Dach dieser Startgemeinschaft gehen die Saar-Schwimmer bei nationalen Wettkämpfen ins Becken. Seine Brüder Clemens und Christian waren beide gute Schwimmer, er selbst kam zu Einsätzen in der Bundesliga und gewann bei süddeutschen Meisterschaften Medaillen. Es war sein größter Erfolg. Denn mit 21 hörte der studierte Sportwissenschaftler, der am Willi-Graf-Gymnasium das Abitur machte, auf. Grund war ein schlechter Trainer. Das hatte allerdings auch etwas Gutes: „Meine Motivation war es dann, es besser zu machen.“

Und Weins machte sein Hobby zum Beruf. 2010 verließ er das Saarland, wurde hauptamtlicher Trainer und zuletzt auch sportlicher Leiter bei den Limmat Sharks, einem Verein in Zürich. Dort lernte er immens viel, auch im Austausch mit anderen Trainern, absolvierte neben anderen Ausbildungen auch die Berufstrainer-Ausbildung. Und lernte, dass ein guter Coach gleichzeitig auch Pädagoge, Psychologe und Erzieher ist. „Mein Ziel ist, das Ganze nachhaltig zu machen“, meint der 35-Jährige. Er weiß, dass Fleiß oft wichtiger als Talent ist. Und dass Leistungssport quasi eine Lebensschulung ist. Die Schwimmer sollen etwas für ihr weiteres Leben mitnehmen, zum Beispiel die nötige Disziplin.

In den sieben Jahren Zürich vermisste der Trainer das Gesellige, das Herzliche wie im Saarland schon ein wenig. „Die Schweiz ist halt quasi eine Insel“, erinnert er sich. Neben der schönen Landschaft und dem Blick auf die Alpen erlebte der Schwimm-Experte auch das, was alle Schweiz-Neulinge erleben: einen Preisschock. „Ich hatte am Anfang an einem Abend 200 Franken eingesteckt. Wir sind weggegangen und waren fünf Leute“, berichtet Weins. Ziel war, noch Geld fürs Taxi nach Hause zu haben. „Ich habe nur eine Runde ausgegeben. Und musste mir am Ende noch Geld fürs Taxi leihen. Aber diesen Schock hat jeder, der neu in der Schweiz ist, schon mal erlebt“, sagt er lachend.

Jetzt ist er wieder zurück im Saarland. „Hier gibt es viel mehr Zahnräder zu bedienen, du hast hier viel mehr Freiheit. Ich kann hier meine Ideen und meine Philosophie umsetzen, das finde ich sehr spannend“, schildert Weins die größeren Möglichkeiten in der Kooperation mit den Dienstleistern an der Saar-Uni. Im Mai stehen die süddeutschen Meisterschaften, im Sommer die deutschen Meisterschaften an. Mit den Ergebnissen als Ausgangspunkt gilt es dann, Stärken-Schwächen-Profile zu entwickeln. Es sieht so aus, als ob Felix Weins auch in den nächsten Monaten und Jahren ein sehr gefragter Mann bleiben wird.

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