Eine Saison voller Ungewissheit

Berlin. Neue Regeln, ein riskanter TV-Vertrag, die vage Hoffnung auf Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NHL und drohende Folgen einer finanziellen Schieflage: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) geht in eine Saison voller Ungewissheiten. Zum ersten Spieltag heute ist nur eines sicher. Als Favorit starten wieder einmal die Eisbären ins Titelrennen

Berlin. Neue Regeln, ein riskanter TV-Vertrag, die vage Hoffnung auf Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NHL und drohende Folgen einer finanziellen Schieflage: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) geht in eine Saison voller Ungewissheiten. Zum ersten Spieltag heute ist nur eines sicher. Als Favorit starten wieder einmal die Eisbären ins Titelrennen. Zwölf von 14 Trainern halten den Meister aus Berlin auch in der 19. Saison für den ersten Anwärter auf die Meisterschaft. "Alle werden uns jagen", sagte Trainer Don Jackson.

Aber auch die Eisbären müssen sich auf einige Neuigkeiten und Unwägbarkeiten einstellen. Dabei trifft die Berliner die Reduzierung der erlaubten Anzahl von ausländischen Spielern von zwölf auf elf pro Mannschaft, wovon neun in einem Spiel eingesetzt werden dürfen, gar nicht so hart. Die Eisbären hatte in den vergangenen Jahren schon ohne Zwang vermehrt auf deutsche Profis gesetzt. In punkto Nachwuchsförderung - ab sofort muss jede Mannschaft mindestens zwei Spieler unter 20 Jahren im Aufgebot haben - gehört der DEL-Rekordmeister ebenfalls zu den Vorreitern. Zum Auftakt wartet auf Berlin das Heimspiel gegen die Straubing Tigers (19.30 Uhr) - die Neuauflage des Halbfinales der vergangenen Saison.

In die Kaderplanungen der Erstligisten könnte noch Bewegung kommen. Der Blick vieler Clubs geht nach Nordamerika. In der NHL droht ein Streik. Weil sich Spieler und Club-Besitzer noch nicht auf einen Vertrag geeinigt haben, könnten die Profis ausgesperrt werden. Viele haben signalisiert, bis zu einer Einigung in Europa spielen zu wollen - auch Dennis Seidenberg. Der NHL-Meister 2011 mit den Boston Bruins schielt zu Adler Mannheim, wo Bruder Yannic spielt. "Zuletzt haben wir vor elf Jahren in Mannheim zusammengespielt, wäre schön, wenn es wieder klappen würde", sagte Dennis Seidenberg. Ein entscheidender Faktor ist das Geld: Welcher Club kann sich welchen Star leisten? Finanziell spielen nicht alle Vereine in einer Liga. Während gut situierte Clubs wie Berlin, Mannheim und die Hamburg Freezers längerfristig erfolgreiche Strukturen aufbauen können, hangeln sich klammere Vereine von Jahr zu Jahr durch die Lizenzbestimmungen. In Düsseldorf etwa stand Erstliga-Eishockey nach dem Aus von Hauptsponsor Metro lange auf der Kippe. Nur durch einen drastischen Personalwechsel hin zu billigeren Profis wurde der Verbleib gesichert. Wie konkurrenzfähig die DEG wirklich ist, wissen sie im Club selbst nicht so genau.

Auf einige Rahmenbedingungen müssen sich alle 14 Clubs umstellen. Nach dem Einstieg von Servus TV anstelle des Bezahlsenders Sky führt die DEL so genannte "Power Breaks" ein: Jedes Drittel wird für eine 90-sekündige Werbepause unterbrochen. Von Fans teils harsch kritisiert, will die Liga dadurch Einnahmequellen generieren. Vor allem für die Fans beginnt eine neue Zeit. Erstmals seit vielen Jahren ist die DEL im frei empfangbaren TV zu verfolgen, wie bei der Präsentation von Servus TV verkündet wurde. Dass den österreichischen Sender in Deutschland kaum jemand kennt, und erst recht nicht jeder empfangen kann - in Berlin und Hamburg sogar nur rund 60 Prozent der Fernsehhaushalte - wird gern verschwiegen.

Ein anderes Ereignis soll dagegen von Anfang an einschlagen: Erstmals steigt ein Spiel unter freiem Himmel - am 5. Januar treffen im Nürnberger Fußball-Stadion die Ice Tigers und die Eisbären Berlin aufeinander. 20 000 der 50 000 Eintrittsarten sind schon verkauft, wodurch schon der Zuschauer-Rekord in der Deutschen Eishockey-Liga geknackt ist. dpa

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