Eine Rückkehr als Spektakel

Dortmund · Jürgen Klopp hat sich beim FC Liverpool eingelebt und findet sogar ab und an Ruhe. Heute wird dem nicht so sein. Er kehrt erstmals nach Dortmund zurück. Das Viertelfinal-Hinspiel der Europa League steht an.

 Er kommt nach Hause: Jürgen Klopp tritt mit dem FC Liverpool heute Abend bei Borussia Dortmund an. Foto: Parnaby/dpa

Er kommt nach Hause: Jürgen Klopp tritt mit dem FC Liverpool heute Abend bei Borussia Dortmund an. Foto: Parnaby/dpa

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Wenn Jürgen Klopp in den Dünen von Formby seine Nase in den Wind hält und seine Hündin Emma auf dem Eichhörnchen-Pfad ausführt, raschelt es immer noch in den Büschen - aber nur, weil sich dort Tiere bewegen. "Zum Glück ist der Hype nicht mehr so groß wie anfangs, als die Paparazzi mir überall aufgelauert haben", berichtet der Team-Manager des FC Liverpool . Er führe in dem Städtchen an der Irischen See ein "fantastisches, relativ normales Leben".

Heute allerdings erwartet Klopp der größtmögliche Trubel. Er kehrt erstmals zu Borussia Dortmund zurück (21.05 Uhr/Sport) - so will es das Los für das Viertelfinale in der Europa League, vielleicht auch das Schicksal. Sie werden ihn feiern, sie werden ihn verehren, er wird sich nicht einmal unbeobachtet am Drei-Tage-Bart kratzen können. Eine Rückkehr, hochgepeitscht zum Spektakel.

"Das ganze Drumherum auszublenden, dürfte sehr schwer werden", sagt Klopp. Er kennt nach sieben Jahren des Erfolgs immer noch alles und jeden beim BVB: "Selbst die Parkplatzwächter. Das löst bei mir ein bisschen Stress aus, wie ich das handhaben soll." Könnte er sich etwas wünschen, es würde wohl alles kleiner ablaufen. "Ich brauche keine Begrüßung im Stadion. Ich weiß, wie wir zueinanderstehen", sagt er. BVB-Kapitän Mats Hummels habe es perfekt beschrieben: "Unsere gemeinsame Geschichte ist viel zu groß, als dass sie durch ein Spiel gestört werden könnte."

Wahrscheinlich muss er dennoch aufpassen, heute nicht in die falsche Kabine zu gehen. Tor für die Roten: Jubel, Tor für die Schwarz-Gelben: Ärger. Gar nicht so einfach. Mit BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat er einige SMS über den Ärmelkanal schwirren lassen. "In den vergangenen Jahren haben wir gemeinsam gefeiert. Diesmal wird nur einer feiern. Besser als gar keiner", sagt Klopp.

Auch drei, vier Spieler schrieb er nach der hier wie dort fast hysterisch aufgenommenen Auslosung an. Der Inhalt? Klopp lacht: "Wir werden uns freundlich begrüßen, freundlich verabschieden - und zwischendurch gehen wir uns 90 Minuten auf die Nerven." Übertriebene Sentimentalität möge bitte beiderseits vermieden werden. "Ich möchte nicht, dass der Eindruck erweckt wird, die Vergangenheit sei schöner gewesen als die Gegenwart." Die Gegenwart heißt Liverpool, einer der großen Mythen des Fußball. Bei den Reds hat er sich eingelebt - auch musikalisch. Vor zwei Wochen kam der 48-Jährige, der gerne Helene-Fischer-Konzerte besucht, im Beatles-Shirt zur Pressekonferenz. Die Journalisten waren entzückt.

Auch dem Tabellen-Neunten der Premier League versucht Klopp, seinen Vollgasfußball zu verordnen, dieses Immer-mehr-und-dann-noch-mehr, das den BVB lange antrieb, aber irgendwann auslaugte. Unter Thomas Tuchel ist die Borussia, die heute in Bestbesetzung auflaufen wird und favorisiert ist, wieder eine Macht. Der Kult um Klopp aber ist ungebrochen. Im Pott wie auf der Insel - trotz der Erkenntnis, dass ein Trainer eben nur ein Trainer ist, kein Hexenmeister. "Am Anfang wurde so getan, als könntest du durch Handauflegen Dinge verändern. Wenn dann festgestellt wird, dass durch Handauflegen nichts geht, sagt man: aha."

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