„Eine Riesenenttäuschung“

Kaiserslautern · Der 1. FC Kaiserslautern hat die Zweitliga-Saison auf dem undankbaren vierten Platz beendet und wird sich für die nächste Saison neu aufstellen müssen. Eine Reihe von Spielern werden den Verein jetzt verlassen.

Als am Sonntagnachmittag in der Fußball-Zweitligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Ingolstadt der Halbzeitpfiff ertönt, bebt der Betzenberg wie zu Bundesliga-Zeiten. Denn zur Pause liegen die Pfälzer im Saisonfinale gegen den Spitzenreiter mit 1:0 in Führung und haben noch alle Hoffnungen auf den Aufstieg. Doch nur eine Stunde später ist es gespenstisch still. Auf dem Rasen kauern mit versteinerten Mienen die Spieler der Roten Teufel, auf der Anzeigetafel prangt unbarmherzig das Endergebnis: 1:1. Damit belegt der FCK wie in der vergangenen Spielzeit nur den vierten Platz und spielt in der kommenden Saison weiterhin in Liga zwei.

"Eine Riesenenttäuschung", meinte der geknickte FCK-Flügelspieler Erik Thommy, der die Aufstiegshoffnungen der Pfälzer in der 41. Minute in Wallung gebracht hatte. Nach Flanke von Außenverteidiger Chris Löwe stand Thommy im Strafraum frei, hämmerte das Leder in die rechte Ecke und versetzte die FCK-Fans unter den 50 000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion in Ekstase. Weil aber Kaiserslauterns Aufstiegskonkurrenten Karlsruher SC und Darmstadt 98 in den Parallelspielen beide in Führung gingen, waren die Chancen der Pfälzer auf den Einzug ins Fußball-Oberhaus schon vor dem späten Ausgleichstreffer durch Ingolstadts Max Christiansen (81. Minute) drastisch gesunken.

"Schade, ich hätte mich gerne mit dem Aufstieg verabschiedet", haderte FCK-Urgestein Tobias Sippel, der den Verein nach 17 Jahren in Richtung Borussia Mönchengladbach verlassen wird. "Als ich nach dem Spiel allein vor der Westkurve stand - das waren Emotionen pur. Da ist die eine oder andere Träne geflossen", ergänzte der scheidende Torwart. Der FCK wird sich in der kommenden Spielzeit allerdings nicht nur auf der Torhüterposition neu aufstellen müssen. Die Leihspieler Kerem Demirbay (Hamburger SV ), Kevin Stöger (VfB Stuttgart ) und Amin Younes (Borussia Mönchengladbach ) kehren nach jetzigem Stand alle zu ihren Vereinen zurück. Darüber hinaus sind die Jugend-Nationalspieler der Pfälzer heiß begehrt. FCK-Kapitän Willi Orban und Abwehr-Kollege Dominique Heintz sollen Angebote vorliegen.

Der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz bestätigte, dass dem Verein im Hinblick auf die neue Saison ein Schnitt bevorsteht: "Wir fangen nicht wieder bei Null an, aber einige Leistungsträger müssen ersetzt werden." Auch Trainer Kosta Runjaic richtete den Blick bereits wieder auf die kommende Spielzeit: "Wir werden wieder aufstehen und uns neu ausrichten." Das taten am Sonntag auch die Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion. Der gespenstischen Stille nach dem Schlusspfiff folgte aufmunternder Applaus, mit dem die Anhänger ihr Team in die Sommerpause verabschiedeten.
Für Guardiola wird in Darmstadt "nochmal durchgewischt"

Dieser Witz geistert schon seit Wochen durch den deutschen Fußball: In der kommenden Saison müssen sich die Stars des FC Bayern in Darmstadt in einer heruntergekommenen Gästekabine unter bestenfalls lauwarme Duschen stellen. Seit Sonntagnachmittag ist klar: Dieses Szenario wird Wirklichkeit. Denn mit dem SV Darmstadt 98 hat einer der größten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte nach 33 Jahren die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse geschafft. "Wenn Pep Guardiola kommt, werden wir hier schon nochmal durchwischen", sagte Präsident Rüdiger Fritsch nach dem 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli. Der Hintergrund des ganzen Spotts ist: Das altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor wurde schon 1921 erbaut. Komfort ist wenig vorhanden.

Auch sportlich hatten die Lilien schon in der 2. Bundesliga einen der geringsten Etats. Ihr Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga ist deshalb eine vielleicht noch größere Überraschung als die Aufstiege des SC Paderborn und der Braunschweiger Eintracht in den vergangenen Jahren.

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