Eine Randsportart auf dem Vormarsch

Sheffield. Zwei Männer, zwei Queues und ein Tisch. Dazu 22 Bälle, ein Schiedsrichter und vollbesetzte Zuschauerränge. Die zwei Männer tüfteln, rätseln. Millimeter entscheiden darüber, ob ihre Stöße die Kugeln in die Löchern versenken. Der eine, ein Australier, wird Geschichte schreiben. Der andere, ein Schotte, hat dies bereits geschafft

Sheffield. Zwei Männer, zwei Queues und ein Tisch. Dazu 22 Bälle, ein Schiedsrichter und vollbesetzte Zuschauerränge. Die zwei Männer tüfteln, rätseln. Millimeter entscheiden darüber, ob ihre Stöße die Kugeln in die Löchern versenken. Der eine, ein Australier, wird Geschichte schreiben. Der andere, ein Schotte, hat dies bereits geschafft.Zugegeben: Das Snooker-Finale der Weltmeisterschaft war nicht die große Sternstunde. Zu fahrig wirkten die Kontrahenten. Zu viele Fehler schlichen sich bei ihrem Lochspiel ein . Und zu wenig Glück hatte der jeweilige Gegner daraufhin mit den Ablagen, aus denen sich einfach keine rechte Chance ergeben wollte. Neil Robertson, 1982 in Melbourne geboren, entschied den Kampf mit 18:13 für sich - nach mehr als zwölf Stunden reiner Spielzeit. "The Thunder from Down Under" erhielt eine Trophäe, 250 000 englische Pfund Preisgeld und die Gewissheit, als erster Australier die Snooker-WM gewonnen zu haben. Sein Gegner, der Schotte Graeme Dott, 32, hatte die WM, die traditionell im Crucible Theatre in Sheffield stattfindet, 2006 gewonnen.Snooker dreht sich darum, immer eine rote und eine der sechs farbigen Kugeln mit Hilfe des weißen Spielballs zu versenken. Sind alle roten Kugeln versenkt, sind die restlichen in einer bestimmten Reihenfolge dran. Damit dies nicht zu einfach wird, haben sich die Briten, die Snooker in Spielcasinos im kolonial besetzten Indien erfanden, Hindernisse eingebaut: den 3,55 auf 1,77 Meter großen Tisch etwa und die gegenüber dem Pool-Billard wesentlich kleineren Kugeln und Löcher. Wenn ein Spieler flüssig sein Spiel spielt, wundert man sich aber, wie schnell 21 Bälle versenkt werden können. Snooker-Spieler können zur Legende werden. So wie Steve Davis, der mit 52 Jahren das Viertelfinale erreichte, wo er gegen Robertson verlor. Eurosport übertrug 16 Tage lang mehrere Stunden live. Die Fans dankten es mit Quoten von bis zu einer Million Zuschauer. Nicht schlecht für eine Randsport bei einem Sparten-Sender - wohl auch der Verdienst des Eurosport-Urgesteins Rolf Kalb, dessen anekdotenreiche Kommentare oft das Salz in der Snooker-Suppe sind. boh

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