Eine Powerfrau

Zürich. Sichtlich gerührt betrat Silvia Neid die grell ausgeleuchtete Bühne im Züricher Kongresshaus. Im Rampenlicht zu stehen - das ist die Bundestrainerin zwar mittlerweile gewöhnt. Doch gleich die erstmals durchgeführte Wahl zur Welt-Trainerin des Jahres zu gewinnen, hatte die 46-Jährige sichtlich bewegt

 Silvia Neid ist die Welt-Trainerin des Jahres 2010. Und in 2011 möchte sie mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft den WM-Titel im eigenen Land gewinnen. Foto: dpa

Silvia Neid ist die Welt-Trainerin des Jahres 2010. Und in 2011 möchte sie mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft den WM-Titel im eigenen Land gewinnen. Foto: dpa

Zürich. Sichtlich gerührt betrat Silvia Neid die grell ausgeleuchtete Bühne im Züricher Kongresshaus. Im Rampenlicht zu stehen - das ist die Bundestrainerin zwar mittlerweile gewöhnt. Doch gleich die erstmals durchgeführte Wahl zur Welt-Trainerin des Jahres zu gewinnen, hatte die 46-Jährige sichtlich bewegt. "Ohne meine Spielerinnen, die Unterstützung des Verbandes und die gute Zusammenarbeit mit der Liga würde ich nicht hier stehen", sagte Neid. Dass auch U20-Trainerin Maren Meinert in die Endausscheidung gelangte und sich hinter der brasilianischen Seriensiegerin Marta die Nationalspielerinnen Birgit Prinz und Fatmire Bajramaj bei der Kür zur Weltfußballerin platzierten, rundete das überragende deutsche Ergebnis ab.

Längst ist Neid zur hauptamtlichen DFB-Trainerin mit noch größerer Strahlkraft als ihre Vorgängerin Tina Theune-Meyer aufgestiegen, von der die Welt- und Europameisterin im Sommer 2005 wie selbstverständlich die Nachfolge als Bundestrainerin antrat. Die passionierte Golfspielerin gilt als zielstrebig und selbstbewusst. Ihr Fachwissen ist immens - und erst kürzlich eröffnete sie, dass sie sich auch zutrauen würde, einen Männer-Bundesligisten zu trainieren: "Ich glaube aber nicht, dass eine Frau von allen Spielern respektiert werden würde."

Die gläserne Trophäe, die sie am Montagabend erhielt, begreift sie als Zwischenetappe. Die dominanten deutschen Frauen haben ja einen viel wichtigeren Titel im Visier. "Der Gewinn der WM im eigenen Land ist ein realistisches Ziel", sagt die Nationaltrainerin - wohl wissend, dass etwas anderes bei einem Championat im eigenen Land ohnehin nicht zu vermitteln wäre. "Ich freue mich, dass ihre Verdienste um den Frauenfußball nicht nur in Deutschland gewürdigt werden", konstatiert DFB-Präsident Theo Zwanziger, der als überzeugter Lobbyist eines Segments gilt, das in Deutschland mit mehr als einer Million weiblicher Mitglieder mehr Mädchen und Frauen anlockt als Handball, Volleyball und Basketball zusammen.

Auf jeden Fall wird die Frauen-WM vom 26. Juni bis 17. Juli den Sport-Sommer medial dominieren, weil bei der männlichen Konkurrenz kein Ball rollt. Just am Montag und Dienstag hat der erweiterte Neid-Kader bei eigens anberaumten Marketing-Tagen in Düsseldorf vor der Kamera gestanden, um alleine sieben TV-Spots zu drehen und 20 Produktionen für Sponsoren abzuleisten. Teammanagerin Doris Fitschen würde sich nicht mal mehr dagegen sperren, wenn eine Spielerin für den Playboy die Hüllen fallen ließe. Das öffentliche Interesse erreicht neue Dimensionen, die von den Promotern des Frauenfußballs größtenteils bereitwillig erfüllt werden.

Dazu passt, dass sich die im Frankfurter Problemviertel Bonames aufgewachsene Steffi Jones in ihrer Funktion als OK-Chefin eloquent und charmant bewegt und als Werbebotschafterin überzeugend vorangeht. Vor der Fortsetzung ihrer Willkommens-Tour, die sie bis Ende Februar unter anderen nach Nigeria und England, Kanada, USA und Mexiko, Schweden und Äquatorialguinea führt, bittet Steffi Jones am Freitag noch zum Neujahrsempfang in der DFB-Zentrale. Mit Maria Furtwängler und Katharina Witt haben sich weitere deutsche Powerfrauen angekündigt. "Ich freue mich, dass ihre Verdienste nicht nur in Deutschland gewürdigt werden."

Theo Zwanziger

über Silvia Neid

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