Eine neue Zeitrechnung

Cleveland · Die Ein-Mann-Show von Superstar LeBron James war am Ende nicht genug. Die Golden State Warriors sind neuer Meister der Basketball-Liga NBA. Vor allem dank Wirbelwind Stephen Curry und Trainer Steve Kerr.

Zehn Sekunden vor dem Ende kapitulierte auch LeBron James vor den übermächtigen Warriors um Stephen Curry. Beim Stand von 97:104 im sechsten NBA-Finale verließ der Top-Spieler der Cleveland Cavaliers das Parkett der heimischen Quicken-Loans-Arena. Nicht aber, ohne zuvor Golden- States-Ausnahmespieler Curry und Warriors-Trainer Steve Kerr zum NBA-Titel zu gratulieren. Clevelands Fans feierten James mit lauten Sprechchören, doch die Ein-Mann-Show des 30-Jährigen reichte am Ende nicht. Die Warriors setzten sich mit 105:97 durch und machten damit in der Nacht zu Mittwoch ihre erste Meisterschaft in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga seit 40 Jahren perfekt.

"Ich bin sprachlos. Die Trophäe in den Händen zu halten, nach all der harten Arbeit die gesamte Saison über, ist etwas Spezielles", sagte Curry. Das Duell mit James entschied er am Ende vor allem auch deshalb für sich, weil er mehr Unterstützung von seinen Teamkollegen bekam. James war bei den Cavs vor allem nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Kevin Love und Kyrie Irving auf sich allein gestellt, Golden State überzeugte als geschlossene Mannschaft. "Glückwunsch an Golden State. Sie waren das ganze Jahr über das beste Team", schrieb Deutschlands Basketball-Star Dirk Nowitzki via Twitter .

Der zweimalige NBA-Champion James muss seinen großen Traum vom Titelgewinn in seinem Heimatstaat Ohio damit mindestens ein Jahr verschieben. "Wir haben alles gegeben, aber wir hatten einfach nicht so viel Talent wie sie", fasste James die Serie zusammen. In seinem insgesamt sechsten NBA-Finale musste James zum vierten Mal dem Gegner den Meisterring überlassen. Wie schon im Finale mit Miami 2011 gegen Nowitzkis Dallas Mavericks gab es die entscheidende Niederlage für James und Co. im sechsten Spiel daheim. "Es ist egal, ob ich in Miami, Cleveland oder auf dem Mars spiele - du verlierst in den Finals und bist enttäuscht", sagte James, der auf 32 Punkte, 18 Rebounds und neun Assists kam. Die Fans hätten ihm trotz der Niederlage als Trostpreis immerhin die Ehrung als wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie gegönnt. Doch die Trophäe bekam überraschend Andre Iguodala, der gegen James hervorragende Defensivarbeit geleistet hatte und beim entscheidenden Sieg mit Kollege Curry die meisten Punkte erzielte (25).

"Es war eine lange Reise und eine großartige Saison", meinte Iguodala. Er ist der erste Final-MVP der NBA-Geschichte, der kein Spiel der Vorrunde von Beginn an bestritten hat. Warriors-Trainer Steve Kerr hatte ihm zu Saisonbeginn gesagt, dass er als Bankspieler wertvoller für das Team sei.

Es war eine von so vielen richtigen Entscheidungen des Trainers. Nach fünf Meisterschaften als Spieler mit den Chicago Bulls und den San Antonio Spurs holte sich Kerr nun die erste als Trainer und schaffte etwas Besonderes: Der 49-Jährige ist der erste seit Pat Riley 1982 mit den Los Angeles Lakers , der in seiner ersten NBA-Saison Champion wurde.

Kerrs Team gewann im Laufe der Saison 83 Spiele - die drittmeisten in der NBA-Geschichte. Nur die Chicago Bulls (1995/96 und 1996/97) waren zweimal noch erfolgreicher. Kerr gehörte damals jeweils zum Team.

Auf der Internetseite der NBA ging der Blick derweil nach vorn. "Das Goldene Zeitalter beginnt", hieß es dort. Denn die Leistungsträger der Warriors, Curry (27) und Klay Thompson (25), kommen gerade erst in ihre besten Jahre. Die Chancen sind daher gut, dass sie in Oakland diesmal keine 40 Jahre bis zum nächsten NBA-Titel warten müssen.

Zum Thema:

Auf einen BlickMeister der Basketball-Profiliga NBA seit 1985: 2015: Golden State2014: San Antonio Spurs 2013: Miami Heat 2012: Miami Heat 2011: Dallas Mavericks 2010: Los Angeles Lakers 2009: Los Angeles Lakers 2008: Boston Celtics 2007: San Antonio Spurs 2006: Miami Heat 2005: San Antonio Spurs 2004: Detroit Pistons 2003: San Antonio Spurs 2002: Los Angeles Lakers 2001: Los Angeles Lakers 2000: Los Angeles Lakers 1999: San Antonio Spurs 1998: Chicago Bulls 1997: Chicago Bulls 1996: Chicago Bulls 1995: Houston Rockets 1994: Houston Rockets 1993: Chicago Bulls 1992: Chicago Bulls 1991: Chicago Bulls 1990: Detroit Pistons 1989: Detroit Pistons 1988: Los Angeles Lakers 1987: Los Angeles Lakers 1986: Boston Celtics 1985: Los Angeles Lakers

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