Hockey Eine neue Siegermentalität

Amsterdam · Warum die deutschen Hockeyfrauen bei der Europameisterschaft so auftrumpfen.

 Die deutschen Hockey-Nationalspielerinnen feiern den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaften in den Niederlanden.

Die deutschen Hockey-Nationalspielerinnen feiern den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaften in den Niederlanden.

Foto: dpa/Frank Uijlenbroek

Eigentlich wollte Jamilon Mülders nie Bundestrainer der deutschen Hockey-Frauen werden. „Die vorherrschende Kultur gefiel mir nicht“, sagt der 41-Jährige: „Da musste ein Wechsel der Mentalität stattfinden.“ Fünf Jahre nach den anfänglichen Bedenken ist aus der Verbindung längst eine Erfolgsgeschichte geworden. Mülders, der zuvor ausschließlich Männerteams trainiert hatte, krempelte die Mannschaft nach seiner Übernahme komplett um – mit durchschlagendem Erfolg. Bei der EM in den Niederlanden greifen die deutschen Damen erneut nach einer Medaille.

„Wettkampfstabilität, um unter Stress Leistung zu bringen und inhaltlich dem Herrenhockey wieder näher kommen“, sind Mülders Anforderungen für sein „Projekt Frauenhockey“, das die einst eingerichtete Probezeit von zwei Jahren längst überschritten hat. Seither entwickelte sich das Team stetig weiter und krönte die immer häufigeren Erfolge 2016 mit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio.

Auch bei der Europameisterschaft in Amsterdam beweisen Mülders’ Schützlinge bisher die „Kopplung aus mentaler, psychischer und physischer Ebene“. Deutschland gewann alle drei Gruppenspiele, bezwang unter anderem Olympiasieger und Titelverteidiger England und zog als Gruppenerster ins Halbfinale gegen Belgien ein (heute um 17 Uhr/Sport1). „Die Mädels können hier viel reißen. Und wenn es nicht klappt, dann arbeiten wir an den Gründen“, sagte Mülders.

Diese Interaktion gehört zu Mülders’ Plan. Das Erarbeiten von Spielzügen und Problemanalysen in kleinen Gruppen sowie die daraus resultierende Eigenverantwortung auf dem Kunstrasen sollen den Spielerinnen helfen, mit ihren Stärken und Schwächen richtig umzugehen. „Wir haben von Anfang an nach Persönlichkeit und Entwicklungsmöglichkeiten selektiert“, sagte Mülders, der bereits als Spieler und Trainer Junioren-Weltmeister wurde. 

Auch die deutschen Männer um Bundestrainer Stefan Kermas sind bei der EM erfolgreich. Nach dem 1:1 gegen Irland und dem 4:3 gegen England besiegte das Team gestern Polen deutlich mit 7:3 und steht damit ebenfalls im Halbfinale.

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