Eine mögliche Perspektive

Saarbrücken · Bei der ersten Auflage der „Box Perspektive Saar“ am Freitag in der Saarbrücker Congresshalle vereint die DOG Event & Boxing Company zum ersten Mal den saarländischen Amateur- mit dem Profiboxsport.

Unmöglich. Dass Amateur- und Profiboxer am selben Abend in den selben Ring steigen, war bislang unvorstellbar. Dass die DOG Event Boxing & Company um Oliver Heib und Bernhard Notar das Tabu bricht und am kommenden Freitag (19 Uhr) in der Congresshalle die "Box Perspektive Saar " veranstaltet, ist ein Novum im Saarland. "Wir haben immer gesagt, dass wir den saarländischen Boxsport voranbringen wollen", sagt Oliver Heib, Geschäftsführer der DOG Event & Boxing Company, der neben seinen Profis "auch den saarländischen Amateuren die Möglichkeit geben will, hier zu boxen".

Abgesehen davon, dass DOG-Profis wie Mirko Martin, Senad Gashi, Prinz Lorenzo oder Serdar Sahin langsam für größere Titelkämpfe aufgebaut werden, haben auch der Homburger Ata Dogan sowie die Amateure Nico Visnjakov, Christoph Hector, Alexander Lorsch, Max Gryzik, Kai Weiß, Patrik Gryzik und Corinna Wendt die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Ob edler Zug oder berechnendes Kalkül - es ändert auf alle Fälle nichts an der Tatsache, dass zumindest im Saarland die Tür zwischen Amateur- und Profiboxen nicht mehr kategorisch geschlossen ist.

Wo doch die Unterschiede zwischen Amateuren und Profis nicht größer sein könnten. Während im Amateurbereich nur über drei Runden geboxt wird, gehen die Profis teils über vier, in der Regel aber über sechs bis zwölf Runden. Auch die Boxhandschuhe sind im Amateurbereich dicker. Der typische Kopfschutz wurde bei den Amateuren zwar abgeschafft, doch im Gegensatz zu den Profis treten die Amateure nicht mit freiem Oberkörper, sondern in einem ärmellosen Leibchen gegeneinander an.

Schwierig macht eine gemeinsame Veranstaltung auch die unterschiedlichen Wettkampfbestimmungen, folglich auch zwei Kampfgerichte. Die "Box Perspektive Saar " in der Saarbrücker Congresshalle ist überhaupt nur durch eine klare Trennung zwischen den Amateur- und Profikämpfen möglich. "Im Grunde sind es auch zwei getrennte Veranstaltungen, die in einen Abend eingebunden sind", sagt Bernd Roth, Schiedsrichter-Obmann der Saarländischen Box-Union (SBU). Denn die erste Veranstaltung mit den sieben Amateurkämpfen muss komplett abgeschlossen sein, das Protokoll geschrieben und das Kampfgericht den Ring verlassen haben. So, dass klar ersichtlich ist, dass die Amateurkämpfe beendet sind.

Ein Punkt, auf den vor allem der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) sehr großen Wert legt. Seit Jahren beklagt dieser den Aderlass, dem er sich ausgeliefert sieht. Dass seine Boxer , die behutsam aufgebaut und ausbildet wurden, einen Profivertrag unterzeichnen, ohne dass der Verband oder die Heimatvereine davon profitieren. Was dem Verband bleibt, ist nur das ungute Gefühl, dass andere die Früchte der eigenen Arbeit ernten.

Doch der finanzielle Anreiz für die Athleten, in den Profibereich zu wechseln, bleibt groß, auch wenn "neun von zehn Boxer auf der Strecke bleiben", meint Bernd Roth. "Die Perspektive der Sportler muss für eine Profikarriere schon sehr gut sein." Auf Freitag freut sich der ehemalige Amateurboxer aber: "Im Prinzip ist es ja nichts Schlimmes", sagt Roth, "man peppt die Veranstaltung so nur auf." Wenn zum ersten Mal die Profis in den gleichen Ring steigen, in dem zuvor die Amateure geboxt haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort