Eine Liga an ihrer Grenze

Saarlouis · Die HG Saarlouis kämpft mit allen Mitteln um den Verbleib in der 2. Handball-Bundesliga. Der heutige Gegner SG Leutershausen steht dagegen kurz vor der Aufgabe aus finanziellen Gründen. Überall fehlt Geld.

 Nikolaos Riganas (Mitte) und seine HG Saarlouis sind heute Abend bei der SG Leutershausen gefordert. Es ist eine ganz wichtige Partie im Abstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga. Foto: Ruppenthal

Nikolaos Riganas (Mitte) und seine HG Saarlouis sind heute Abend bei der SG Leutershausen gefordert. Es ist eine ganz wichtige Partie im Abstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

"Die Liga ist schon attraktiv, aber irgendwas läuft falsch", sagt Goran Suton. Der Trainer des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis ist mit seiner Mannschaft heute Abend um 20 Uhr bei der SG Leutershausen zu Gast. Leutershausen könnte im dritten Jahr nach der Ligareform der 2. Bundesliga nach dem DHC Rheinland (2012), dem SV Post Schwerin (letzte Saison) und der HSG Tarp-Wanderup (aktuelle Saison) bereits die vierte Mannschaft sein, die aus finanziellen Gründen den Rückzug in die Drittklassigkeit antritt.

"Wir ziehen uns nach der Saison freiwillig zurück, wenn bis Samstag kein Hauptsponsor auftaucht", erläutert Leutershausens Pressesprecher Ralph Kühnl: "Wir spielen die Runde zu Ende - und zwar so, dass es keine Wettbewerbsverzerrung gibt." Die SG ging ohne Hauptsponsor in die laufende Saison - wie die 2. Bundesliga an sich.

"Von der Vorstellung, man könne einen Hauptsponsor für die Liga gewinnen und mehr Sponsoring generieren, haben sich mittlerweile alle befreit. Das ist nicht umsetzbar", sagt Christian Fitzek, Geschäftsführer des Zweitligisten VfL Bad Schwartau und bei der Handball-Bundesliga (HBL) als Vizepräsident für die 2. Liga zuständig. "In Frage kommende Unternehmen sind mehr an Fernsehzeiten interessiert, und das lässt sich einfach nicht durchsetzen", sagt Fitzek.

Ob man den Schritt zurück in die Zweigleisigkeit wagen sollte? "Wir wären als VfL Bad Schwartau daran interessiert", sagt Fitzek. Die HBL sei in dieser Frage gespalten: "Der Grundgedanke der Einführung der eingleisigen 2. Liga war richtig. Man hat den Vereinen die Notwendigkeit aufgezeigt, professionell unternehmerisch zu denken. So gesehen macht die Liga Sinn, in Sachen Wirtschaftlichkeit aber nicht."

"Wir haben die gleichen Pflichten wie die Erstligisten. In den Rechten werden die Zweitligisten aber extrem beschnitten", findet Richard Jungmann, der Vorsitzende der HG Saarlouis, und erklärt: "Das beginnt bei den strengen Richtlinien für das Jugendzertifikat und endet bei der Tatsache, dass es keinen Zuschuss der HBL gibt. Das war ursprünglich anders gedacht." Ein- oder Zweigleisigkeit spielt für ihn keine große Rolle - eher die steigenden Spielergehälter: "Wenn man, so wie wir, nicht alles mitmacht, steht man unten in der Tabelle. Wenn man über seine Verhältnisse lebt, steht man zunächst weiter oben, um ein Jahr später insolvenzgefährdet zu sein." Auch gestiegene Reisekosten tragen zu den hohen Ausgaben bei, weshalb Jungmann die Einführung eines Doppelspieltags (Freitag und Sonntag) vorschlägt. So würde etwa der Mittwoch als Spieltag wegfallen.

Zukunftsmusik. Heute wird sich die HG Saarlouis noch stellen müssen - in einer im Abstiegskampf eminent wichtigen Partie. Der Tabellen-18. (13:31 Punkte) tritt beim 16. (13:29) an. Leutershausen belegt den ersten Nichtabstiegsplatz.

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