Eine kleine Revolution in Kiel

Kiel. In den letzten Wochen ist beim THW Kiel, dies lässt Uwe Schwenker durchblicken, eine kleine Revolution ausgebrochen. Als Manager des Handball-Rekordmeisters diente Schwenker in den letzten 15 Jahren häufig als Schlichter, wenn der Trainer Noka Serdarusic den Medien oder Sponsoren mal wieder ordentlich was vor den Kopf geschlagen hatte

 Alfred Gislason ist der neue Trainer des THW Kiel. Foto: dpa

Alfred Gislason ist der neue Trainer des THW Kiel. Foto: dpa

Kiel. In den letzten Wochen ist beim THW Kiel, dies lässt Uwe Schwenker durchblicken, eine kleine Revolution ausgebrochen. Als Manager des Handball-Rekordmeisters diente Schwenker in den letzten 15 Jahren häufig als Schlichter, wenn der Trainer Noka Serdarusic den Medien oder Sponsoren mal wieder ordentlich was vor den Kopf geschlagen hatte. Serdarusic schalt beispielsweise gern die Medienvertreter als Ahnungslose, und ein Interviewtermin mit dem Kroaten zu bekommen, war in etwa so kompliziert wie im Weißen Haus in Washington.

Nun hat sich die Lage beim THW radikal verändert. Neulich wurde Schwenker von der Nachricht überrascht, ein Fernsehteam habe das Training der "Zebras" gefilmt. "Wer hat das organisiert?", fragte er seinen neuen Coach Alfred Gislason. "Ich selbstverständlich", antwortete Gislason. Kein Wunder, dass Schwenker lächelnd seinen Trainer als "medienkompatibler und sponsorenfreundlicher" als den Vorgänger bezeichnet.

Im sportlichen Bereich jedoch ist keine Revolution beabsichtigt. Vielmehr Kontinuität. Bevor Gislason am Samstag in München mit dem Supercup gegen den HSV Hamburg (15 Uhr, live im DSF) sein erstes Pflichtspiel mit dem THW bestreitet, hat er nach eigenem Bekunden "nicht großartig alles auf den Kopf" gestellt. Den vielen Angriffskonzepten, die dem THW in den letzten vier Jahren die Meisterschaft und den Champions League-Sieg 2007 bescherten, werde er nur einige Varianten zufügen, erklärte der 48-Jährige Isländer. Auch in der Abwehr werde es keine grundsätzlichen, sondern nur Feinjustierungen geben. "So schlecht ist es ja in den letzten Jahren nicht gelaufen", bemerkt Gislason lachend.

Der Mann aus dem nordisländischen Akureyi geht betont lässig damit um, den erfolgreichsten Trainer der Bundesliga-Geschichte (elf Meisterschaften) zu beerben. "Wenn die Sache gut geht, dann war dieser Schritt richtig", sagt der studierte Historiker, für den der THW dem VfL Gummersbach 750000 Euro bezahlen musste und der einen Dreijahrsvertrag erhielt. "Und wenn es schief geht, dann auch", fügt er lachend hinzu.

Seine demonstrative Lockerheit beruht auf großem Selbstbewusstsein: Gislason hat als erster Trainer mit einem deutschen Club die Champions League gewonnen (2002 mit dem SC Magdeburg), und überall dort, wo er tätig war, hat er erfolgreich gearbeitet. Gislasons gutes Verhältnis zu Serdarusic, die beide sehr gern fischen gehen, hat zudem nicht gelitten.

Freilich steht Gislason unter Druck in Kiel, die unglaubliche Erfolgsgeschichte seines Vorgängers verpflichtet. Schlecht sieht es nicht aus, die Mannschaft scheint begeistert von dem neuen Stil. Nationalspieler Christian Zeitz, der in Serdarusic eine Vaterfigur verlor und deshalb nörgelte, hat sich während der Olympischen Spiele via SMS von den Trainingseindrücken aus Kiel berichten lassen. Irgendwann schickte Zeitz eine Nachricht an Schwenker, dass auch er sich auf den neuen Trainer freue: "Alfred ist wohl ziemlich cool."

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