Eine Initialzündung

Santo André · Der Plan von Joachim Löw geht zum WM-Auftakt auf. Thomas Müller reißt beim Knallerstart gegen Portugal ein Team mit, das im neuen 4-3-3-System mit vier Innenverteidigern auf den Punkt da ist. Der Hunger ist damit aber lange nicht gestillt.

Am frühen Morgen nach dem Turbostart in die Fußball-WM spazierte Joachim Löw lässig im Deutschland-Trikot am Strand entlang. Beim Bundestrainer war der immense Druck abgefallen, das erste Etappenziel konnte mit dem 4:0 gegen Portugal eindrucksvoll realisiert werden. "Das war ein sehr guter Auftakt", sagte Löw: "Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass es keine andere Option gibt, als zu gewinnen."

Bei der Rückkehr ins Campo Bahia war am Vorabend der Song "Happy" von Pharell Williams durchs Quartier geklungen, als Triple-Torschütze Thomas Müller unter dem Applaus der Angestellten einmarschierte. Die Partie erinnerte viele Beobachter an die Initialzündung der letzten deutschen Weltmeister 1990 beim 4:1 in Mailand gegen Jugoslawien.

"Wir sind hier, um Weltmeister zu werden", verkündete der 25 Jahre alte Triple-Torschütze. Überschwang sei aber fehl am Platz: "Jetzt bleiben wir mal ruhig. Wir brauchen nicht so zu tun, als wenn wir hier als Übermannschaft gestartet sind. Im nächsten Spiel geht es bei Null los."

Müller nahm denn auch die Wahl zum "Spieler des Spiels" so gelassen zur Kenntnis, wie er den Foulelfmeter zum 1:0 vollstreckt hatte. "Bei Weltmeisterschaften läuft's für mich anscheinend nicht schlecht", sagte der Bayer trocken. Vor vier Jahren war er die Entdeckung des Turniers und mit fünf Treffern sogar Torschützenkönig.

Drei Tore in einem Spiel waren ihm allerdings erst diesmal gelungen. "Das passiert nicht alle Tage", stellte er fest. Ein "Meilenstein" Richtung Achtelfinale, das Samstag gegen Ghana (21 Uhr) klar gemacht werden kann, war die Demütigung von Cristiano Ronaldos Portugiesen dennoch, wie Mats Hummels , der Schütze des 2:0, erklärte. Von einem "Ausrufezeichen" sprach Manuel Neuer und mahnte: "Der Druck wird bestehen bleiben, weil wir noch nichts erreicht haben."

Hummels musste am Dienstag gemeinsam mit Abwehrkollege Jérome Boateng mit dem Hubschrauber in die Klinik nach Eunápolis geflogen werden. Bei ihm wurde eine Oberschenkelprellung mit Einblutung in die Muskulatur diagnostiziert. Wann Hummels wieder voll einsatzfähig ist, hängt vom weiteren Heilungsverlauf ab, teilte der DFB mit.

Boateng muss in den kommenden sechs Wochen wegen eines Teilabrisses des Sehnenbandes eine Schiene am rechten Daumen tragen. Mit jeweiliger Zustimmung des Schiedsrichters kann er allerdings bei der WM damit weiter spielen.

Abseits der Verletzungen war Löw natürlich zufrieden. Über 26 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten in Deutschland und Millionen beim Public Viewing erlebten mit, wie sich die Diskussionen um falsche und richtige Neuner im Angriff oder das Novum mit vier Innenverteidigern in der Abwehrreihe in Luft auflösten. Das neue 4-3-3-System ging auf. Löw zauberte eine Elf auf den Platz, die "auf den Punkt topfit" war, wie er betonte. Die Entscheidungen passten alle, bis hin zur Aufstellung von Mario Götze . Löw: "Wenn es eng ist, ist er ein Spieler, der sich gegen große Abwehrspieler sehr gut in Szene setzen kann."

Der 16. Juni 2014 war zugleich eine Zäsur: Veteran Miroslav Klose (36) und Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger (29) spielten keine Minute, die Mittzwanziger Müller, Kroos, Hummels, Boateng und der sich nach seinem Kreuzbandriss quälende Leitwolf Khedira haben das Kommando neben Kapitän Lahm, Mertesacker und Neuer übernommen. "Wenn wir weiter als Team so zusammenstehen, wird es schwer, uns zu schlagen", verkündete Jérome Boateng, der Superstar Ronaldo komplett ausgeschaltet hatte.

saarbruecker-zeitung.de/

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Zum Thema:

Auf einen BlickInternationale Pressestimmen zum deutschen 4:0-Sieg am Montagabend gegen Portugal: Público (Portugal): "Die Kunst der Selbstzerstörung. Die WM beginnt für Portugal mit einem Donnerschlag."The Times (England): "Cristiano Ronaldo ist eine diamantenbehangene 24-Karat-Ikone, ein perfekt gestylter, wohlgeformter Adonis. Müller sieht aus, als sei er gerade aufgewacht."Marca (Spanien): "Müller war der Hammer, der Portugal zerstörte."AS (Spanien): "Deutschland ist eine monumentale, moderne, fähige, organisierte und reife Nationalmannschaft."Corriere dello Sport (Italien): "Deutschland macht Angst. Die Rivalen sind gewarnt: In Brasilien wird Deutschland eine Hauptrolle spielen."Le Parisien (Frankreich): "In der Fifa-Weltrangliste liegen nur zwei Plätze zwischen den beiden Ländern, auf dem Platz trennten sie Welten." sid

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