Eine Fotografen-Legende wird 80
Saarbrücken. Immer, wenn es darum geht, Deutschlands beste Sportfotografen aufzulisten, steht ein Saarländer ganz oben: Ferdi Hartung aus Saarbrücken hat der Branche in den vergangenen 55 Jahren seinen Stempel aufgedrückt wie kaum ein anderer seiner Zunft
Saarbrücken. Immer, wenn es darum geht, Deutschlands beste Sportfotografen aufzulisten, steht ein Saarländer ganz oben: Ferdi Hartung aus Saarbrücken hat der Branche in den vergangenen 55 Jahren seinen Stempel aufgedrückt wie kaum ein anderer seiner Zunft. Sechs Mal wurde er vom Verband der deutschen Sportjournalisten (VDS) mit dem ersten Preis für das beste Sportfoto des Jahres ausgezeichnet. Einmal gewann er auch den europäischen Wettbewerb. Das Siegerfoto aus dem Jahr 1977 zeigt Dieter Ferner, den damaligen Torhüter und heutigen Sportdirektor des 1. FC Saarbrücken, bei einer akrobatischen Abwehraktion. Auch die gelungensten Bilder von seinen zahlreichen Reisen haben ganze Bände gefüllt. Hartung, dieser Name steht für Qualität. Heute wird er 80 Jahre alt.
Er blickt "dankbar" zurück auf eine "manchmal schon stressige, aber immer sehr spannende Zeit". Viel Glück habe er gehabt, gibt er zu. Glück, im entscheidenden Moment an der richtigen Stelle gestanden und auf den Auslöser gedrückt zu haben. Aber auch das Glück, immer Freunde gehabt zu haben, "die mir Wege dorthin ebneten, wo andere keinen Zutritt hatten". Besonders erwähnt er in diesem Zusammenhang seine "Freunde", den DFB-Präsidenten Hermann Neuberger und Nationaltrainer Jupp Derwall. "Ohne die beiden hätte ich wohl öfter mal draußen bleiben müssen, manchmal haben die mich halt mit ins Stadion geschmuggelt", erinnert er sich. Und natürlich auch daran, wie er 1954 bei der WM in der Schweiz im Endspiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn nur deshalb in den Innenraum durfte, weil ein Kollege ihm die dafür notwendige Armbinde geschenkt hatte. Hartung gelang damals ein Schnappschuss, der um die Welt ging. Er zeigte einen vor Glück scheinbar entrückten Fritz Walter mit dem WM-Pokal. Spätestens da hatte der gelernte Drogist Ferdi Hartung endgültig "Blut geleckt".
Am 1. Januar 1955 gründete er in Saarbrücken die "Fotoagentur Hartung". Über 30 Jahre lang war er danach, mit Ausnahme von Chile (1962) und USA (1990), bei allen Fußball-Weltmeisterschaften mit seiner Leica dabei. Und er war "immer gut im Geschäft". Nicht nur im Fußball, auch in der Leichtathletik, im Handball oder beim Schwimmen stellte der kleine Mann aus Saarbrücken immer wieder unter Beweis, dass er als Fotograf ein ganz Großer war.
Auch die Sportseiten der Saarbrücker Zeitung wurden über Jahrzehnte mit Fotos "Made by Hartung" optisch aufgewertet. Oft war er gemeinsam mit den SZ-Kollegen unterwegs in der Welt des Sports. Mit Wilfried Burr etwa, mit Max Klein oder Erich Philippi. Auch heute noch ist Ferdi im Einsatz. Tochter Claudia hat die Agentur übernommen, "sie ist jetzt mein Chef", sagt er und lacht. So lange es die Gesundheit zulässt, möchte er schon noch am Ball bleiben, "wenn ich gebraucht werde". Froh ist er auch, "dass ich die vergangenen 50 Jahre fotografieren durfte und es nicht die nächsten 50 Jahre tun muss." Die moderne digitale Technik ist nicht das Ding von Ferdi Hartung. Was bleibt? "Ich hatte ein erfülltes Leben in jeder Beziehung, ich bin zufrieden und dankbar." Herzlichen Glückwunsch, Ferdi. Mach's gut.
"Das Beste aus 50 Jahren Sportfotografie" lautet der Titel des Buches, in dem auf 120 Seiten die besten Hartung-Fotos mit den entsprechenden Texten von Dieter Gräbner zu finden sind. Erschienen ist es im Conte-Verlag Saarbrücken und kostet 19,90 Euro.