Eine EM, zwei Ziele

Saarbrücken · Mit Anja Noske und Anne Beenken fahren zwei Ruderinnen des RV Saarbrücken zur Europameisterschaft nach Belgrad. Beide gehen die EM gelassen an, obwohl die Erwartungen nicht unterschiedlicher sein könnten.

 Anja Noske (rechts) und ihre Partnerin Lena Müller zählen bei der Europameisterschaft in Belgrad am Wochenende zu den Medaillenkandidatinnen. Foto: Maibohm/SZ

Anja Noske (rechts) und ihre Partnerin Lena Müller zählen bei der Europameisterschaft in Belgrad am Wochenende zu den Medaillenkandidatinnen. Foto: Maibohm/SZ

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 Anne Beenken hat in ihrem zweiten Jahr in der U 23 bereits den Sprung in den deutschen A-Kader geschafft. Foto: Schlichter

Anne Beenken hat in ihrem zweiten Jahr in der U 23 bereits den Sprung in den deutschen A-Kader geschafft. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

An den Start gehen, ohne eine hohe Erwartung zu haben oder Erfolgsdruck zu spüren. Sich unbeschwert freuen. Vor Ort einfach nur die Rennen genießen. Das ist vielen Sportlern höchstens mal bei ihren ersten internationalen Wettkämpfen vergönnt. Und genau so geht es im Moment Ruderin Anne Beenken vom RV Saarbrücken.

Von Freitag bis Sonntag ist Beenken bei den Europameisterschaften in Belgrad - als Ersatzfrau für die Frauen-Skullmannschaft. "Ich gehe da ganz gelassen ran", sagt sie, "ganz ohne Druck". Beenken will die Erfahrung mitnehmen und die Atmosphäre aufsaugen bei ihrem ersten internationalen Auftritt im Aktiven-Bereich.

Seit September lebt die zweimalige Juniorinnen-Weltmeisterin (2011 und 2012) nicht mehr in Saarbrücken, sondern trainiert und studiert in Berlin. Und dort hat sie inzwischen das richtige Maß zwischen Studium und Sport gefunden. "Jetzt ist es eine sehr gute Balance", sagt sie und muss lächeln, auch wenn der Aufwand an der Uni im Vergleich zur Schule ungleich höher sei. "Ich habe jetzt aber auch nicht jeden Tag von 8 bis 18 Uhr Uni", sagt sie.

Es bleibt also genug Zeit, um ihr Trainingspensum zu absolvieren. Und Erfolge stellen sich ja auch ein - etwa mit dem vierten Platz bei der U 23-WM im Vorjahr, zumal es ihr erstes Jahr in der U 23 war. Und jetzt im zweiten Jahr hat sie mit einem fünften Platz bei den deutschen Meisterschaften bereits den Sprung in den A-Kader geschafft, der die Nominierung für Belgrad zur Folge hatte.

"Ich freue mich, dass es jetzt geklappt hat", sagt Beenken, "das ist toll, aber das war schon auch meine Zielsetzung für dieses Jahr". In die nationale Spitze zu rudern. National hat die 19-Jährige den Schritt gemeistert, "aber international ist das Niveau schon in der U 23 viel höher", sagt sie: "Im A-Bereich wird da erst recht die Post abgehen." Doch als Ersatzfrau will sie die EM einfach nur genießen und in diesem Jahr "alles mitnehmen, was geht".

Ähnlich entspannt will es auch Beenkens Vereinskollegin Anja Noske angehen, die mit ihrer Partnerin Lena Müller aus Ulm im Leichtgewichts-Zweier an den Start geht. "Mit der EM beginnen die internationalen Wettkämpfe", sagt Noske. Doch als EM-Dritte 2013 und EM-Zweite 2010 ist die Erwartungshaltung bei ihr natürlich deutlich höher als bei Talent Beenken. "Das Niveau ist so hoch, dass man am Ende schon das Quäntchen Glück auf seiner Seite haben muss", sagt die 27-Jährige: "Wir wollen einfach das Bestmögliche rausholen." Gerade weil das Leistungsniveau so dicht ist, wird die Tagesform entscheiden. "Wie man den Tag trifft", meint Noske. Und inwieweit man dann den Kopf frei bekommt, den Druck und die Erwartungen ausblenden und ihn bestenfalls in Energie auf die Ruder und das Boot übertragen kann. So gesehen gehen die beiden Saarländerinnen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in diese Europameisterschaft.

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