Ein Wunsch für 2014 bleibt

Marrakesch · Fünf Titel – und kein bisschen satt: Auch nach der Krönung des Erfolgsjahres 2013 mit dem Triumph bei der Club-Weltmeisterschaft geben sich die Münchner Bayern gefräßig, aber auch ein bisschen nachdenklich.

Karl-Heinz Rummenigge stand inmitten seiner Weltmeister und schwärmte vom erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte, als seine Stimme plötzlich brüchig wurde. Um die sportliche Zukunft des FC Bayern sei ihm nicht bange, sagte der Vorstandsvorsitzende in seiner Bankettrede im noblen Four Seasons Hotel, deshalb habe er zwei Tage vor Weihnachten nur einen Wunsch: "Dass diese Geschichte mit Uli Hoeneß gut ausgeht."

Diese Geschichte, der nahende Steuerprozess gegen den Präsidenten, lastete auch nach dem Triumph bei der Club-WM in der Nacht von Marrakesch auf der Bayern-Familie. Doch es war Hoeneß selbst, der den Fokus wieder auf die fünf Pokale auf dem Podium lenkte, als er direkt nach Rummenigge das Wort ergriff. Diese Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm habe dem FC Bayern Ehre gemacht wie keine zuvor, sagte er: "Wir sind im Moment der beste Verein der Welt - und ich bin stolz, Präsident dieses Vereins zu sein. Danke!" Dann presste er sichtlich bewegt die Lippen aufeinander und rückte wieder in den Hintergrund.

Die rund 300 Gäste, darunter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Franz Beckenbauer, begleiteten seinen Weg mit tosendem Applaus. Dann ging die Party ab. Lahm schwang zu "Cotton Eye Joe" das Lasso, Thomas Müller tanzte Samba - oder das, was er dafür hielt -, und Trainer Pep Guardiola schaukelte wechselweise Sohn Màrius oder Töchterchen Valentina auf dem Schoß.

Zu all dem ließen Bauchtänzerinnen ihre Hüften kreisen. Mit ins Bett kam aber der Weltpokal - zumindest bei Abwehrchef Dante. Der hatte die Bayern im Endspiel gegen Raja Casablanca mit seinem Tor in Führung gebracht (7. Minute). Thiago besorgte in der 22. Minute den Treffer zum trotz durchschnittlicher Leistung ungefährdeten 2:0 (2:0)-Sieg.

Als der krönende Abschluss dieses außergewöhnlichen Jahres mit dem fünften Titel geschafft war und erstmals eine deutsche Mannschaft die Club-WM gewonnen hatte, spielten sich seltsame Szenen ab - und doch passten sie zu diesen Bayern. Lahm wurde gleich vier Mal zu Fifa-Präsident Joseph Blatter und Marokkos König Mohammed VI. aufs Siegerpodium gerufen und mit Ehrungen geradezu überhäuft: Fair-Play-Preis, Silberner Ball für den zweitbesten WM-Spieler - der Goldene Ball ging an Franck Ribéry -, gerahmtes Ehrenwappen für die beste Mannschaft des Erdballs, schließlich der Pokal. "Teilweise musste ich da schmunzeln", sagte Lahm, "das eine oder andere hätte man sicher zusammenlegen können".

Angesichts der Bundesliga-Ergebnisse vom 17. Spieltag mit den Niederlagen von Leverkusen und Dortmund hätte es niemanden verwundert, wenn Lahm auch noch die Meisterschale überreicht worden wäre. "Für eine Entscheidung ist es noch zu früh", widersprach der Kapitän, "aber es ist wieder ein absolut schöner Samstag". Für Sportvorstand Matthias Sammer war er mit Blick auf die Patzer der Verfolger und den eigenen Triumph gar "perfekt".

Dass diese WM gegen sportlich zweitklassige Gegner eine Mogelpackung war, war ihm da gleichgültig. "Club-Weltmeister klingt super. Und es heißt nun mal so, ich kann ja auch nichts dafür", sagte Sammer. Lahm war der sportliche Wert "wurscht": "Wer die Champions League und die WM gewinnt, ist die Nummer eins."

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