Ein Wochenende zum Verlieben

Antholz · Die deutschen Biathleten gewinnen beim letzten Weltcup vor der WM vier Rennen und holen vier Podestplätze. Das zeigt: Die Form Richtung WM stimmt. Nun wird regeneriert, ehe es in die WM-Vorbereitung geht.

Die WM kann kommen: Zweieinhalb Wochen vor der Weltmeisterschaft haben sich die deutschen Biathleten beim Weltcup in Antholz in prächtiger Form präsentiert und die Hoffnungen auf eine große Medaillenausbeute genährt. Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier krönten gestern mit dem dritten Staffelsieg im dritten Saisonrennen die WM-Generalprobe. Mit der Deutschland-Fahne in der Hand lief Dahlmeier ihren Kolleginnen in die Arme - so soll es auch am 17. Februar in der WM-Staffel laufen. "Das ist schon eine Ansage und zeigt, wie stark unser Team ist", frohlockte Dahlmeier nach dem trotz zwölf Nachladern souveränen Start-Ziel-Sieg. Dahlmeier fährt nun im Gelben Trikot der Weltcup-Gesamtführenden zur WM und hat dort ab 9. Februar als große Favoritin in jedem Rennen eine Medaillenchance.

Bei den Männern war am Sonntag im Massenstart mit Simon Schempp als Siebtem und Erik Lesser auf Rang acht zwar die Luft kräftemäßig raus. Aber einen Tag nach dem grandiosen Staffelsieg blickt Bundestrainer Mark Kirchner nach den "sensationellen Ergebnissen" der letzten drei Wochen zuversichtlich Richtung WM. "Wir haben genügend Selbstvertrauen getankt und können optimistisch sein", sagte er. Neben den beiden Staffelsiegen gewann Dahlmeier das Einzelrennen, ehe sie hinter Sensationssiegerin Nadine Horchler im Massenstart den Doppelerfolg perfekt machte. Dazu kamen acht Top-Zehn-Plätze.

Horchler buchte mit dem Rennen ihres Lebens noch das WM-Ticket. Die Willingerin bot eine Leistung, die wohl nur die kühnsten Optimisten für möglich hielten. Auf der Schlussrunde zog sie erst an der letztlich drittplatzierten Tschechin Gabriela Koukalova vorbei und wehrte dann auch noch den Angriff der heraneilenden und am Ende zweitplatzierten Dahlmeier ab. "Ich bin einfach nur überglücklich", sagte die 30-Jährige nach ihrem Sieg, "ich habe auf der Schlussrunde gemerkt, dass es mir relativ gut ging und bin dann einfach vorbeigegangen. Das Stadion hat gebebt, ich habe meinen eigenen Herzschlag nicht mehr gespürt." Sie wird als Ersatzfrau bei der WM mit einem eventuellen Einsatz in der zweiten Woche zur Verfügung stehen, wie Bundestrainer Gerald Hönig sagte.

Einen Tag nach dem packenden Staffelsieg inklusive Fotofinish von Schlussläufer Simon Schempp war bei den Deutschen im Massenstart der Akku leer. "Die Platzierung ist ok, aber nach der dritten Runde war der Ofen komplett aus. Bei diesem Programm hier, ist es fast unmöglich, ungeschoren durchzukommen", sagte Schempp, der wie Lesser einen Fehler schoss und am Ende 34,2 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Norweger Johannes Thingnes Bö hatte.

Jetzt geht der Blick Richtung WM - und da haben die Deutschen große Ziele. "Staffel-Gold ist unser Ziel. Und wenn man in der Staffel Gold anpeilt, ist man auch in der Lage, als Team in den Einzelrennen vorne anzugreifen", sagte Lesser.Martin Fourcade war die Genugtuung anzusehen. "Wir sind sehr zufrieden mit der Tatsache, dass unsere Forderungen gehört wurden", sagte der französische Biathlon-Star. Am Sonntagmorgen hatte der Weltverband IBU beim Weltcup in Antholz die Einberufung eines außerordentlichen Kongresses angekündigt. Überraschend soll er noch vor der WM in Hochfilzen (9. bis 19. Februar) stattfinden.

"Wir haben einen guten Einfluss auf die IBU und wollen doch nur einen sauberen Sport", sagte Norwegens Altmeister Ole Einar Björndalen. Auch Simon Schempp war erleichtert, "dass die Athletenmeinung Gewicht hat". Die war ausschlaggebend für die Kurskorrektur der IBU. In der offiziellen Mitteilung hieß es: "Der Vorstand kann die Initiative der Athleten, den Anti-Doping-Kampf zu verstärken, absolut nachvollziehen." US-Athletensprecher Lowell Bailey sagte, noch "vor der WM" wolle er seitens des Weltverbands Änderungen sehen, "die uns saubere Wettkämpfe garantieren. Ansonsten verliert unser Sport seine Glaubwürdigkeit."

Viel hat er davon trotzdem schon eingebüßt. Von den 31 im McLaren-Report belasteten russischen Biathleten wurden bislang zwei gesperrt, nur gegen sieben wird weiter ermittelt. Mangels Beweisen, teilte die IBU mit, mussten 22 Verfahren eingestellt werden. Details sind unbekannt.

Um Klarheit im Fall der weiterhin sieben Beschuldigten zu schaffen, forderte die IBU den russischen Verband RBU zu einer Stellungnahme diesbezüglich bis zum 5. Februar auf. Die RBU muss ebenso ihre Rolle im Dopingskandal darlegen. Sollte dies wenig überzeugend und entlastend sein, droht sogar ein Komplettausschluss.

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