Ein völlig misslungener Tag

Vail · Das unerwartet schnelle WM-Aus für die deutschen Skirennfahrer beim Team-Event in den USA verärgert Felix Neureuther. Der Ski-Star kritisiert sogar öffentlich und deutlich die Personalentscheidungen der Trainer.

Gestern herrschte Ruhetag in den Rocky Mountains. Von beschaulicher Stimmung im deutschen Ski-Team konnte nach dem Fiasko im alpinen Team-Event der WM aber nicht die Rede sein. Erst die verpasste Medaille nach dem frühen Aus gegen Kanada, dann die harsche Kritik von Felix Neureuther am Trainerteam und als Tiefpunkt eines misslungenen Tages die niederschmetternde Diagnose bei Veronique Hronek, die einen Kreuzbandriss erlitt. So kam die Zeit zur Aufarbeitung im bislang noch medaillenlosen deutschen Team gerade recht.

Rebensburg greift heute an

Denn vor allem Neureuther hatte die Personalauswahl erzürnt. "Wenn man eine Lena Dürr am Start hat, die Moskau gewonnen hat und die eine Slalom-Fahrerin ist, dann kann man nicht ganz nachvollziehen, dass . . .", sagte der 30-Jährige, ohne seinen Satz zu beenden. Dürr hatte ihren einzigen Weltcup-Sieg vor knapp zwei Jahren beim Parallel-Slalom in der russischen Hauptstadt geholt, war in dieser Saison aber auf internationalem Spitzenniveau deutlich hinterhergefahren.

Anstelle von Dürr schickte die sportliche Leitung beim Deutschen Skiverband um Alpinchef Wolfgang Maier, Herren-Cheftrainer Mathias Berthold und Damen-Cheftrainer Markus Anwander neben Neureuther und Linus Strasser mit Viktoria Rebensburg und Hronek zwei Fahrerinnen auf den technisch anspruchsvollen Kurs, die beide im Weltcup keinen Slalom fahren und die zuletzt ihre jeweils besten Leistungen in Abfahrt und Super-G gezeigt hatten. Zumindest in Rebensburgs Fall nachvollziehbar, schließlich gewann die 25-Jährige im Riesenslalom vor fünf Jahren in Vancouver Gold und vor einem Jahr in Sotschi Bronze. Und sie macht sich auch für den Riesenslalom heute Hoffnungen (ab 18 Uhr/ARD und Eurosport).

Das Erstrundenduell mit den Kanadiern, die später im Finale gegen Österreich unterlegen waren, ging allerdings prompt verloren. Und Damen-Trainer Anwander war von Neureuthers Kritik irritiert und erinnerte an die Zuständigkeiten. "Kann sein, dass der Felix da nicht glücklich drüber ist. Aber die Trainer stellen auf, das war unsere Entscheidung", sagte er. Hronek habe "einfach den besseren Eindruck hinterlassen in der letzten Zeit. Es hat sich ja auch bewahrheitet, dass sie das im Griff hat - bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ausgeschieden ist." Die 23-Jährige musste mit Schmerzen im linken Knie nach dem Parallelrennen ins Krankenhaus gebracht werden. Dort wurde wie befürchtet ein Kreuzbandriss diagnostiziert. In dem Gelenk hatte Hronek bereits 2013 einen Innen- und Kreuzbandriss erlitten. Die Saison ist für sie damit beendet.

Neureuther überzeugt

Ob es Dürr besser gemacht hätte? "Die ist beim Einfahren auch schon gut gefahren", berichtete Neureuther über die Freundin des leicht angeschlagenen Fritz Dopfer , der aus Vorsichtsgründen geschont wurde. Erst eine teaminterne Ausscheidung kurz vor der WM hatte ihr überhaupt das Nordamerika-Ticket gesichert. Ihren einzigen Auftritt dürfte sie jetzt kommenden Samstag beim Damen-Slalom haben.

Zumindest Neureuther konnte mit seiner eigenen Leistung beim ersten WM-Start zufrieden sein. Der Gold-Anwärter für den Torlauf am Sonntag präsentierte sich in gewohnt starker Form und legte im Team-Wettbewerb die zweitbeste Einzelzeit aller Läufer hin.

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