„Ein Spiel auf Top-Niveau“

Olmütz · Die deutsche U21 steht auf dem Weg zum erhofften EM-Titel vor der wohl größten Hürde. Das Halbfinale am Samstag gegen Portugal gilt als vorweggenommenes Endspiel. Optimistisch sind die Deutschen dennoch.

Als die deutschen Titeljäger am Freitag den Pendolino-Schnellzug von Prag nach Olmütz bestiegen, lag eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung in der Luft. "Wir wissen, was für ein Kaliber auf uns zukommt", sagte Torhüter Marc-André ter Stegen vor der gut zweistündigen Bahnreise in den Osten Tschechiens: "Das wird ein Spiel auf Top-Niveau und ein EM-Halbfinale, wie man sich das vorstellt."

Wohl wahr. Auf dem Weg zum erhofften EM-Titel stellt Portugal am Samstag (18 Uhr/ARD ) die wahrscheinlich größte Hürde für die deutsche U21 dar. "Portugal war schon vor dem Turnier einer der Favoriten", sagte ter Stegen, Co-Trainer Thomas Nörenberg sprach von einem "Brocken". Nicht wenige sehen in der Begegnung daher ein vorweggenommenes Endspiel, zumal im zweiten Halbfinale Außenseiter Schweden auf Dänemark trifft. Ein Sieg, und der Titel wäre zum Greifen nahe.

Doch zunächst muss Portugal mit seiner geballten Offensivkraft ausgeschaltet werden. Dafür bedarf es einer gehörigen Leistungssteigerung gegenüber dem 1:1 gegen Tschechien. Das sieht sogar Franz Beckenbauer so. "Wenn sie so weiterspielen, werden sie das Finale nicht erreichen. Sie haben den Test nicht bestanden, einen weiteren werden sie nicht bekommen", sagte Beckenbauer.

Geht es nach Trainer Horst Hrubesch , könnte das müde Remis aber auch ein gutes Omen sein. Schon beim Titelgewinn 2009 holte sein Team in der Gruppenphase erst einen, dann drei und dann wieder einen Punkt. "Ich fühle mich ein bisschen wie damals. Vielleicht geht es ja ähnlich gut aus", sagte Hrubesch. Zweimal erst stand ein DFB-Team in einem U21-EM-Finale, vor 2009 war dies 1982 bei der Niederlage gegen England der Fall.

Um zum dritten Mal das Endspiel zu erreichen, muss vor allem die Chancen-Verwertung besser werden. "Wenn wir vorne die Dinger machen, gewinnen wir gegen Portugal", sagte Dominique Heintz (1. FC Kaiserslautern ), bisher einer der Besten im DFB-Team. Der 21-Jährige erhält am Samstag Besuch von seinem Vater und den Schweigereltern, Mutter Heintz sitzt dagegen auf dem heimischen Sofa. "Die muss auf den Hund aufpassen", erzählte Heintz. Nicht zuletzt auf Heintz wird es ankommen, wenn die starke Zentrale der Portugiesen gestoppt werden soll. Sowohl Offensivspieler Bernardo Silva (AC Monaco) als auch der Sechser William Carvalho (Sporting Lissabon) mit seinem Marktwert von 22 Millionen Euro sind Spieler von internationalem Format, die eine Partie entscheiden könnten. "Wir müssen aggressiv zu Werke gehen und den Portugiesen weh tun", sagte Emre Can vom FC Liverpool .

Sollte das gelingen, ist das Finale durchaus machbar. "Wir sind heiß, das kann ich versprechen", erklärte Kapitän Kevin Volland vor der Dienstreise nach Olmütz und packte nach 13 Tagen in Prag seine sieben Sachen. Auf der Rückfahrt am späten Samstagabend soll dann nicht nur gute Laune im Gepäck sein, sondern auch das Ticket zum Finale.

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