Ein seltsamer Abschied

Saarlouis · Mehrere Spieler werden die HG Saarlouis nach der Saison verlassen – zwei aber nur, wenn die Handballer wirklich in die 3. Liga absteigen. Die Entscheidung darüber könnte sich allerdings noch wochenlang hinziehen.

 Der Saarlouiser Tim Suton (rechts) ist der beste Torjäger der 2. Liga. Er wechselt zu den Rhein-Neckar Löwen. Foto: rup

Der Saarlouiser Tim Suton (rechts) ist der beste Torjäger der 2. Liga. Er wechselt zu den Rhein-Neckar Löwen. Foto: rup

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Die HG Saarlouis ist sportlich aus der 2. Handball-Bundesliga abgestiegen. Unklar bleibt vor dem letzten Saisonspiel an diesem Sonntag gegen Eintracht Hildesheim (17 Uhr, Stadtgartenhalle), ob die HG wegen des Lizenzentzugs des HSV Hamburg den Gang in die 3. Liga wirklich antreten muss (die SZ berichteten). Diese ausstehende Entscheidung hat auch Auswirkungen auf das Spiel am Sonntag, in dessen Rahmen alle Abgänge offiziell verabschiedet werden.

Für Kapitän Danijel Grgic (Karriereende), Tim Suton (wechselt zu den Rhein-Neckar Löwen), Hannes Hombrink (HSG Krefeld), Dejan Dobardzijew, Ognjen Backovic und Rajko Milosevic (Ziel je unbekannt) ist die Sache eindeutig. Für Bartosz Janiszewski und Nikolaos Riganas nicht. Sie haben gültige Verträge mit der HG - sofern sie in der 2. Liga bleibt. Diese Entscheidung kann sich noch wochenlang hinziehen. "Ich würde gerne hier bleiben, und der Abschied würde mir schwer fallen. Ich fühle mich hier richtig wohl", sagt Janiszewski, schließt aber einen Verbleib in der 3. Liga derzeit aus. Rückblickend sieht er die fehlende Konstanz als Hauptgrund für den Abstieg: "Die Saison war wie eine Achterbahnfahrt. Wir konnten nie in mehreren Spielen hintereinander unsere Topleistung abrufen. Und die hätten wir gebraucht, um in der 2. Bundesliga zu bestehen."

In der 1. Liga bestehen will künftig Toptalent Tim Suton. Die Rhein-Neckar Löwen werden ihn wohl als deutscher Meister willkommen heißen. Seine Gedanken kreisen aber weiter um Saarlouis. Zu schwer wiegt die Enttäuschung über den sportlichen Abstieg. Suton sagt: "Ich wollte mir nie vorstellen, dass es einmal wirklich soweit kommen würde. Ich habe immer an den Klassenverbleib geglaubt. Umso größer ist die Enttäuschung am Ende." Mit 16 Jahren gelang ihm 2012 überraschend der Sprung in die Zweitliga-Mannschaft der HG, in der auslaufenden Saison ist der 18 Jahre alte B-Nationalspieler bester Torschütze der 2. Liga (236 Treffer in 36 Spielen). Aber eben auch abgestiegen. "Sich ohne den erhofften Erfolg zu verabschieden, ist ein komisches Gefühl", erklärt Suton.

Mit "gemischten Gefühlen" sieht der letzten Partie Abwehrchef Ognjen Backovic entgegen. "Ich hatte hier eine schöne Zeit", sagt der 34-Jährige: "Ich bin immer noch davon überzeugt, dass wir eine zweitligataugliche Mannschaft haben." Warum dann der Abstieg? "Es gibt nicht nur einen Grund. Natürlich kam zu dem kleinen Kader auch noch das Verletzungspech dazu und anderes", meint er und ergänzt: "Ich will die Saison jetzt nicht analysieren, dafür sind andere Leute zuständig." Er will auf jeden Fall weiter Handball spielen - wo, das weiß er allerdings noch nicht. "Es tut mir in erster Linie für die Leute hier sehr leid. Ich war jetzt ein Jahr lang hier und weiß, dass die Stadt für den Handball lebt", sagt er.

Diese Erfahrung hat auch Hannes Hombrink gemacht. Der vor der Saison von der TG Münden ins Saarland gewechselte Linkshänder war hinter dem gesetzten Philipp Leist die Nummer zwei auf der Rechtsaußen-Position. "Der Abstieg ist sehr bitter und ist irgendwie mit meiner persönlichen Situation vergleichbar", meint er. "Ich hatte mir ganz klar mehr Spielzeiten erhofft. Als es dazu gekommen ist, habe ich mich verletzt, und das war dann natürlich doppelt ärgerlich", resümiert der 22-Jährige: "Es war aber nicht alles schlecht. Jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher und freue mich auf die Zukunft."

Hombrink, der oft überhaupt nicht eingesetzt wurde, wird in der kommenden Spielzeit für West-Drittligist HSG Krefeld auflaufen. Wenn bei seinem neuen Club bereits am 10. Juni die Vorbereitung auf die kommende Saison beginnt, weiß man bei der HG Saarlouis sehr wahrscheinlich immer noch nicht, ob es in der 3. oder der 2. Liga weitergeht.

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