Champions-League-Finale Ein schwarzer Abend für Karius und Salah

Kiew · Deutscher Torhüter des FC Liverpool patzt im Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Ägyptischer Stürmer verletzt sich schwer.

 Alleine mit sich und seinen Gedanken: Liverpools Torwart Loris Karius erlebt im Finale die schlimmsten Momente seiner bisherigen Karriere.

Alleine mit sich und seinen Gedanken: Liverpools Torwart Loris Karius erlebt im Finale die schlimmsten Momente seiner bisherigen Karriere.

Foto: dpa/Darko Vojinovic

Loris Karius wollte ganz schnell weg. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen. Der deutsche Torwart verschwand nach seinen zwei unfassbaren Böcken beim 1:3 (0:0) im Champions-League-Finale gegen Titelverteidiger Real Madrid zügig im Bus des FC Liverpool. „Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht“, sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp zu den Fehlern seines Landsmannes.

Mit einem schlampigen Abwurf hatte Karius dem Franzosen Karim Benzema den Führungstreffer geradezu geschenkt, beim dritten Treffer ließ der 24-Jährige einen 35-Meter-Schuss von Gareth Bale durch die Finger flutschen. Was folgte, waren die schlimmsten Momente seiner Karriere. Karius weinte bittere Tränen, als er den schweren Gang in die Liverpool-Kurve machte und sich entschuldigte. Es folgte eine quälend lange Medaillenzeremonie, ehe er kurz vor Mitternacht Ortszeit endlich diesen düsteren Ort verlassen durfte. „Es tut mir leid für alle, für das Team, für den ganzen Club. Ich habe sie im Stich gelassen“, sagte der frühere Mainzer später: „Diese Tore haben uns den Titel gekostet. Aber es ist das Leben eines Torhüters. Man muss wieder aufstehen.“

Die beiden Fehler von Karius werden wohl lange im Gedächtnis der Fußball-Anhänger bleiben – so wie überhaupt dieses Finale in der Königsklasse viele Geschichten schrieb. Denn auch Mohamed Salah, der auserkoren war, den FC Liverpool zum Triumph zu schießen, weinte wie Karius bittere Tränen. Die ersten 30 Minuten des Spiels hatten die Reds das Star-Ensemble von Real Madrid immer wieder in Bedrängnis gebracht, es permanent unter Druck gesetzt. Aber dann: Salah und Real-Kapitän Ramos lieferten sich einen harten Zweikampf. Ramos hakte sich bei Salah ein, beide kamen zu Fall, Salah stürzte, blockiert von Ramos’ Haltegriff, krachend die linke Schulter. Unter Schmerzen und Tränen musste Salah den Platz verlassen – für ihn kam der Franzose Adam Lallana, der in den letzten sechs Wochen nur 16 Minuten gespielt hatte. Der Spielfluss der Liverpooler war dahin.

„Natürlich war das ein großer Moment im Spiel, und die Verletzung ist wirklich sehr ernst“, sagte Klopp später zum Ausfall von Salah. Eine endgültige Diagnose steht noch aus, aber auch Salahs WM-Teilnahme mit Ägypten ist in Gefahr. „Der Schock war offensichtlich, und wir haben uns dann zu sehr zurückgezogen“, sagte Klopp, „und dann kamen noch zwei ziemlich komische Tore. Es ist, wie es ist, und wir sind nicht in bester Laune.“

In bester Laune hätte eigentlich Gareth Bale sein müssen, der wenige Minuten nach seiner Einwechslung mit einem traumhaften Fallrückzieher die 2:1-Führung für Real erzielte. Doch der Waliser, der später mit seinem Flatter-Weitschuss den bedauernswerten Karius erneut bezwang und für die Entscheidung sorgte, äußerte nach dem dritten Champions-League-Triumph von Real Abwanderungsgedanken. „Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken“, sagte der 100-Millionen-Mann.

 Kapitän Sergio Ramos (Mitte) streckt den Henkelpott in die Luft, seine Teamkollegen feiern mit ihm den Gewinn der Champions League.

Kapitän Sergio Ramos (Mitte) streckt den Henkelpott in die Luft, seine Teamkollegen feiern mit ihm den Gewinn der Champions League.

Foto: dpa/Ina Fassbender
 Die Schlüsselszene des Finals: Mohamed Salah ist verletzt.

Die Schlüsselszene des Finals: Mohamed Salah ist verletzt.

Foto: dpa/Sergei Grits

Und als wäre das nicht genug, sprach auch der im Finale blasse Cristiano Ronaldo von seinem Abschied. „Es war sehr schön, bei Real Madrid zu spielen“, sagte Ronaldo unmittelbar nach Spielschluss und verärgerte damit Trainer Zinédine Zidane und Präsident Florentino Perez. „Er muss bleiben, er wird bleiben. Das ist meine Meinung“, sagte ein genervter Zidane. Doch Ronaldo legte nach und sagte: „Man wird müde, wenn einem Dinge versprochen werden, die nicht eintreten. Dinge lassen sich nicht mit Geld lösen.“ Starke Worte an einem Abend, an dem er seinen Platz in den Geschichtsbüchern weiter zementiert hatte. Als erster Spieler gewann Ronaldo zum fünften Mal die Champions League, dazu wurde er mit 15 Treffern zum siebten Mal Torschützenkönig der Königsklasse.

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