„Ein Schatten ihrer selbst“

Paris · Erstrunden-K.o. in Paris und keine Aussicht auf Besserung: Tennis-Profi Sabine Lisicki hat bei den French Open ihre Talfahrt fortgesetzt. Sie war gestern gegen eine Qualifikantin aus Paraguay chancenlos.

Sabine Lisicki kämpfte gestern verbissen, war aber in der ersten Runde der French Open in Paris gegen Veronica Cepede Royg aus Paraguay chancenlos. Foto: Valat/dpa

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Sabine Lisicki kämpfte gegen die Blamage, klopfte sich immer wieder auf die Oberschenkel. Doch die Flut an Fehlern wollte nicht enden. Durch das 2:6 und 2:6 in der ersten Runde der French Open in Paris gegen die Qualifikantin Veronica Cepede Royg aus Paraguay hat die Krise der einstigen Wimbledon-Finalistin einen neuen Tiefpunkt erreicht. "Sie war ein Schatten ihrer selbst, wirkte verunsichert, hat kein Selbstvertrauen. Es liegt viel Arbeit vor ihr", sagte Fed-Cup-Mannschaftschefin Barbara Rittner . 34 Fehler leistete sich Lisicki. Der graue Himmel am zweiten verregneten Turniertag passte zu ihrer Stimmung.

Nach der Niederlage verkündete Lisicki, dass der Spanier Salvador Navarro ihr neuer Trainer ist. Sie hatte sich kürzlich vom früheren Davis-Cup-Spieler Christopher Kas getrennt. Die Niederlage gegen Cepede Royg war bereits die zwölfte im 19. Spiel in dieser Saison - und die sechste in Runde eins beim zwölften Turnier 2016. Gegen die Nummer 161 der Welt wirkte Lisicki hilflos. Keinen Breakpunkt konnte sie sich in der eine Stunde dauernden Partie erarbeiten. Nur 50 Prozent ihres einst gefürchteten Aufschlags kamen ins Feld.

Lisicki hat mit der Niederlage ihre letzte Chance auf einen Einzelstart bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im August verspielt. Nach ihrem Sturz aus den Top 50 der Welt ist sie nur noch die deutsche Nummer sechs. Durch den Auftakt-K.o. verliert sie weitere Punkte, da sie 2015 bei dem Turnier in Paris noch in der dritten Runde gestanden hatte.

Lisicki, die zuletzt durch die Trennung von Komiker Oliver Pocher in den Schlagzeilen stand, gibt sich kämpferisch. "Es ist ein langer Weg zurück, aber ich bin bereit, ihn zu gehen", erklärte sie. Rittner versucht, sie in dieser schweren Zeit besonders zu unterstützen: "Ich will ihr zeigen, dass ich da bin. Ich sage ihr aber auch knallhart, was ich denke. Mitleid hilft ihr am wenigsten."

Lisicki ist nach dem Saarländer Benjamin Becker der zweite der 17 deutschen Profis, der in Runde eins gescheitert ist. Qualifikant Dustin Brown steht dagegen in Runde zwei. Der Weltranglisten-116. gewann gestern mit 6:7 (5:7), 6:4, 7:6 (7:5), 4:6 und 6:4 gegen den Israeli Dudi Sela. Das Spiel war am Sonntag wegen Regens beim Stand von 1:1 im vierten Satz abgebrochen worden. Annika Beck folgte ihm am Abend in die zweite Runde. Die Weltranglisten-39. gewann mit 6:1 und 6:2 gegen die Qualifikantin Marina Sanewska aus der Ukraine. Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber greift heute ins Geschehen ein.

Indes wurden die seit Jahren andauernden Diskussionen durch den Dauerregen neu entfacht. In Paris soll es erst ab 2020 ein Dach über dem "Court Philippe Chatrier" geben. "Diese beiden verregneten Tage haben die Wichtigkeit dieser Installation gezeigt. Es ist eine Frage des Respekts gegenüber den Spielern und Zuschauern", sagte Turnier-Direktor Guy Forget . Bei den Australian Open und in Wimbledon gibt es ein Dach über den "Centre Courts". Bei den US Open wird das 120 Millionen Dollar teure Projekt über dem Arthur-Ashe-Stadion, der größten Tennis-Arena der Welt, im August eingeweiht.