Ein Sattel-Fest

Saarbrücken · Der Rennclub Saarbrücken feiert am Sonntag den 200. Renntag seit Bestehen der Güdinger Pferderennbahn. Mit dem Renntag der Saarwirtschaft am Sonntag ab 13.50 Uhr lässt der Verein die Saison ausklingen.

 Die Pferderennbahn in Güdingen war schon immer ein Publikumsmagnet. So auch 2012 als Maxim Pecheur (links) die Zuschauer mit seinem Ritt begeisterte.Foto: Dirk Guldner

Die Pferderennbahn in Güdingen war schon immer ein Publikumsmagnet. So auch 2012 als Maxim Pecheur (links) die Zuschauer mit seinem Ritt begeisterte.Foto: Dirk Guldner

Foto: Dirk Guldner

Viel hat sich auf der Pferderennbahn in Güdingen verändert, ebenso viele Geschichten könnte sie aus den vergangenen 66 Jahren erzählen, wenn der Rennclub Saarbrücken beim Renntag der Saarwirtschaft das 200. Jubiläum seit Bestehen 1948 feiert. "Damals gab es dort noch nichts", erinnert sich Wolfgang Lauff, Gründungsmitglied des Rennclubs Saarbrücken . Keine Tribüne, keine Geschäftsstelle, keine Umkleiden, keinen Parkplatz - nur die deutsch-französische Grenze. "Das war eher eine Wiese", meint Werner Schmeer, Vorsitzender Pferderennsport des Rennclubs Saarbrücken .

Doch auch er kann sich nicht an das erste Rennen im September des Jahres 1948 erinnern. Eher noch an diesen Samstag des 14. August 1955, sieben Jahre später. "Das war mein erstes Rennen in Güdingen", erzählt Lauff, der, wie 25 000 Saarbrücker auf die Güdinger Rennbahn kam, um den Ritt von Captain Peter Townsend zu sehen. Der damalige Stallmeister des britischen Königshauses war aufgrund seiner Affäre mit Prinzessin Margaret ein Star. Auch wenn er in Güdingen "nur" Zweiter wurde, so zog er zumindest "sehr viele junge Frauen auf die Rennbahn", erzählt Lauff.

Vier Jahre später, am 17. Juni 1959, ritt auch er sein erstes Rennen in Güdingen - zusammen mit Werner Schmeer. Lauff wurde Vierter, gewonnen hat Schmeer. "Er hatte aber auch ein Pferd, auf dem er sich nur festhalten musste", sagt Lauff mit einem Augenzwinkern. Viele durften sich bis heute in die Siegerlisten eintragen. Ob bei Renntagen des "Renn- und Turnierverein Saarbrücken " (1948-1954), dem "Renn- und Reitverein Saarbrücken " (1955-1963) oder dem "Saarländischen Rennverein Saarbrücken " (1965). Viele Namen, aber wenig Konstanz, bis 1970 der Rennclub Saarbrücken das Ruder übernahm und mit jetzt 172 Renntagen für diese sorgte.

Was sich ebenso konstant durch die Geschichte des Galopprennsports in Saarbrücken zieht, ist der Name Schmeer. Ludwig Schmeer, auf dessen Initiative die Rennbahn 1948 auf dem Geläuf startete, war bereits die zweite Generation. Mit Sohn Werner und Enkel Torsten ist bereits die dritte und vierte, die im Pferderennsport aktiv ist. Allen voran Werner Schmeer, früher selbst Amateurrennreiter und mit 237 Siegen so erfolgreich wie kaum ein anderer. Er ist es auch, der immer wieder Spitzenjockeys wie Andrasch Starke, Filip Minarek oder Eduardo Pedroza an die Saar bringt, die der Rennbahn denselben Glanz verleihen, wie Townsend vor 60 Jahren.

Heute sind es aber auch die kostenfreie Kinderbetreuung, das bunte Rahmenprogramm um die Pferderennen, sowie die Rennbahn selbst, die die Zuschauer anlocken. Ob ein Rennen zwischen Motorrad und Rennpferd, ein Prominenten-Trabfahren mit bekannten Gesichtern aus Fernsehen und Sport, oder die Rennen für arabische Vollblüter. Ein solches plante der Rennclub auch für das Jubiläum, musste es aufgrund zu weniger Nennungen aber absagen. Unvergessen auch das große Kamelrennen: Als sich das führende Trampeltier kurz vor der Ziellinie einfach niederlegte, und störrisch wartete, bis die anderen vorbeizogen. "Das war schon etwas ganz Besonderes", sagt Werner Schmeer, "so etwas werden wir auch immer wieder machen".

Ja, sie hat sich gerade in den vergangenen Jahren sehr verändert, die Rennbahn und sich zu einem kleinen Schmuckkästchen des Pferderennsports im Südwesten entwickelt - und an Charme eher noch gewonnen. Ihre alten Geschichten hat sie sich erhalten, es kommen lediglich noch weitere hinzu. Auch am Sonntag ab 13.50 Uhr, mit drei Trab- und fünf Galopprennen im Programm.

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