Ein Saarbrücker und sein Bauchgefühl

Offenbach. Es gibt eine Geschichte, die Alexander Waske immer wieder gerne über Benjamin Ebrahimzadeh erzählt. Er nennt es eine "legendäre Einheit", die der Saarbrücker mit der deutschen Nummer eins, Andrea Petkovic, vor den US Open 2011 absolviert hat. "Er hat sie bis aufs Blut gereizt", erinnert sich Waske: "Er hat sie angeschrien

Offenbach. Es gibt eine Geschichte, die Alexander Waske immer wieder gerne über Benjamin Ebrahimzadeh erzählt. Er nennt es eine "legendäre Einheit", die der Saarbrücker mit der deutschen Nummer eins, Andrea Petkovic, vor den US Open 2011 absolviert hat. "Er hat sie bis aufs Blut gereizt", erinnert sich Waske: "Er hat sie angeschrien. So laut, dass man auf den Nachbarplätzen nicht trainieren konnte. 'Du bist nicht gut genug für die US Open. Warum fliegst du da überhaupt hin? Da hast du nichts zu suchen. Geh nach Hause und leg dich ins Bett.' Solche Sätze sind da gefallen. Wir haben uns gefragt, was der da macht. Das ist doch Tierquälerei." Doch dann habe "Petko" die Einheit ihres Lebens hingelegt. "Die hat alles ausgegraben, war mit 150 Prozent dabei. Als sie den letzten Ball geschlagen hatte, ging sie zu Benni und schrie ihn dann auch an. Nach dem Motto: Mich kriegst du nicht klein. Aber sie ging daraufhin nach New York mit dem Gefühl: Ich hab die härtesten Einheiten überhaupt hinter mir - ich bin zu stark für euch." Trotz einer Knieverletzung spielte Petkovic eines ihrer besten Turniere und scheiterte erst im Viertelfinale.Benjamin Ebrahimzadeh weiß, was Emotionen in einem Sportler auslösen können. Das hat der Saarbrücker selbst durchgemacht, als Jugendlicher, allerdings eher in negativer Hinsicht. Als er noch beim Saarländischen Tennisbund war, flog er einmal sogar aus dem Landeskader, galt als schwierig und disziplinlos.

Ob wahr oder nicht - diese Zeiten sind für den Alt-Saarbrücker mit iranischen Wurzeln lange vorbei. Er will über diese Zeit auch nicht mehr reden. Nur so viel: "Ich habe viele Entscheidungen in meinem Leben aus dem Bauch heraus getroffen. So auch die, das hier zu forcieren. Ich hatte ein gutes Gefühl. Es gab für mich keinen Grund, warum das nicht klappen sollte."

Und für Waske war klar, dass nur der Saarländer sein Cheftrainer werden würde: "Er hat mich trainiert. Und das ist nicht leicht, denn ich bin eine absolute Diva auf dem Platz. Aber er hat das gepackt. Und wer mich schafft, der kann jeden trainieren", erinnert er sich und muss lachen.

Für Ebrahimzadeh war nach der eigenen Karriere, die ihn 2006 bis auf Rang 512 der Weltrangliste brachte, schnell klar, dass er Trainer werden wollte. "Ich hatte meinen alten Trainer Edouard Samuel im Krankenhaus besucht. Da hat er zu mir gesagt: 'Benni, du hast die Gabe, die Leute zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Du wirst ein guter Trainer.' Das war drei Monate, bevor ich meinen ersten Trainerjob angetreten habe", erinnert sich der 32-Jährige.

Er fing als Honorartrainer beim Deutschen Tennisbund an, bildete sich bis zum B-Trainer weiter. "Der A-Schein wird nachgeholt, sobald es die Zeit zulässt", sagt er. Dann verschlug es ihn als Stützpunkttrainer nach Hannover, bevor er mit seiner Frau und seinem 18 Monate alten Sohn in die Nähe der Akademie zog.

2008 griff er noch einmal selbst zum Schläger: Der iranische Verband fragte an, ob er nicht Davis Cup spielen wolle. Ebrahimzadeh sagte zu. In fünf Partien, unter anderem gegen Syrien und Pakistan, erspielte er eine Bilanz von 4:3 Siegen in Einzel und Doppel. "Das war ein Höhepunkt in der Karriere", sagt er: "Das war etwas, das ich meinem Vater zurückgeben konnte, weil er mir immer geholfen hat. Es hat ihn stolz gemacht." Auf das, was sein Sohn nun produziert, dürfte er es nicht minder sein. spr

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