Ein Rückschlag für die jungen Wilden

Kayseri. Die Spieler heulten wie Schlosshunde in der Kabine. Die ebenso unerwartete wie unnötige Niederlage gegen Angola hat das Unternehmen "Jugend forscht" bei der Basketball-WM jäh beendet und der hochgepriesenen neuen deutschen Generation einen Dämpfer versetzt

 Bundestrainer Dirk Bauermann wirkt am Spielfeldrand auch ein Stück weit verzweifelt. Foto: dpa

Bundestrainer Dirk Bauermann wirkt am Spielfeldrand auch ein Stück weit verzweifelt. Foto: dpa

Kayseri. Die Spieler heulten wie Schlosshunde in der Kabine. Die ebenso unerwartete wie unnötige Niederlage gegen Angola hat das Unternehmen "Jugend forscht" bei der Basketball-WM jäh beendet und der hochgepriesenen neuen deutschen Generation einen Dämpfer versetzt. "Wenn man so kurz vor dem Ziel abgefangen wird, dann ist das bitter und traurig", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann, als er seine Sprache nach der dramatischen 88:92-Niederlage nach Verlängerung wiedergefunden hatte. Zuvor hatte Bauermann in der Kabine vor einem Team gestanden, das wie ein Häufchen Elend wirkte und Sturzbäche an Tränen vergoss. "Ich wusste auch nicht, was ich denen sagen sollte", gestand der 52-Jährige, der in seiner langen Trainerkarriere schon vieles mitgemacht hat. Doch die Niederlage gegen den zehnfachen Afrikameister war sicherlich eine der überflüssigsten seiner Laufbahn und stellte zudem das Leistungsvermögen der jüngsten deutschen Mannschaft, die je bei einer WM dabei war, infrage. "Wir haben gezeigt, dass es auch ohne Dirk Nowitzki geht", hatte Co-Kapitän Jan-Hendrik Jagla nach dem sensationellen Sieg gegen Vize-Europameister Serbien gesagt. Gegen Angola zeigte sich, dass dies eben noch nicht der Fall ist. Als es im Entscheidungsspiel um das Weiterkommen darauf ankam, war niemand da, der die Führungsrolle übernehmen konnte. Jagla hielt die deutschen Riesen zwar mit 23 Punkten im Spiel, in der hektischen Schlussphase konnte er das deutsche Spiel aber ebenso wenig lenken wie Steffen Hamann.Hamann, der zum Zweitligisten Bayern München wechselt, spielte nach einer schwachen EM im vergangenen Jahr auch in der Türkei ein insgesamt enttäuschendes Turnier. Gegen Angola unterliefen ihm in der Schlussphase zwei kapitale Ballverluste, die sein Team letztlich um den Sieg brachten. Auch von Demond Greene (auch zum FC Bayern) war nichts zu sehen - der 31-Jährige kam auf ein Pünktchen.Ohne eine starke, führende Hand, die in der Vergangenheit immer Nowitzki gereicht hatte, waren auch die jungen Wilden überfordert. Center Tibor Pleiß merkte man an, dass er mit 19 Jahren verständlicherweise noch kein Weltniveau verkörpert. Robin Benzing und Elias Harris konnten in der Türkei bei allem Potenzial insgesamt nicht nachweisen, dass sie tatsächlich vor einer großen Zukunft in der NBA stehen. Von den Jungen überzeugten gegen Angola einzig der Bonner Tim Ohlbrecht (17) und Philipp Schwethelm (12). Der WM-Debütant von den Eisbären Bremerhaven war es auch, der sich nach dem Ausscheiden als einer der ganz wenigen stellte. "Das ist der bitterste Moment in meinem Leben", sagte der 21-Jährige.Bauermann stellte sich dennoch demonstrativ vor seine junge Mannschaft. "Natürlich tut diese Niederlage verdammt weh. Diese junge Generation hat aber eine Zukunft", sagte der Bundestrainer. Dass der noch bis 2013 unter Vertrag stehende Bauermann nach wie vor der richtige Mann auf der Trainerbank ist, daran ließen sowohl er selbst als auch Verbands-Präsident Ingo Weiss keinen Zweifel. Bei der EM in Litauen, wenn Nowitzki und Chris Kaman wieder dabei sind, werden wir "neu angreifen und versuchen, uns erneut für Olympia zu qualifizieren", versprach Bauermann. Und der Verband bewirbt sich um die Europameisterschaft 2015. Dann haben Pleiß und Co. mehr Erfahrung und vielleicht mit Nowitzki auch letztmals eine helfende Hand. dpa

Auf Einen BlickDen deutschen Basketballern ist ein versöhnlicher WM-Abschluss gelungen. Das Team von Bundestrainer Dirk Bauermann gewann seine letzte Vorrunden- Partie gegen Außenseiter Jordanien gestern Abend mit 91:73 (40:33). Erfolgreichster Werfer gegen die Jordanier war Center Tibor Pleiß mit 23 Punkten. Als Gruppensieger zog Serbien ins Achtelfinale ein. Auch Argentinien, Australien und Angola kamen weiter.Die USA haben auch ihr fünftes Spiel bei der WM in der Türkei gewonnen. Nach dem 92:57 (39:33) gegen Tunesien trifft die Mannschaft von Trainer Mike Krzyzewski im Achtelfinale am Montagabend auf Afrika-Meister Angola. red

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