Fußball Ein „richtig geiles Spiel“ als Gradmesser
Leipzig · Wie stark ist RB Leipzig wirklich – und wie gut der FC Bayern unter Jupp Heynckes? Der Doppelpack gibt Antworten.
Wenn nicht jetzt, wann dann: Der freche Herausforderer RB Leipzig wittert gegen den personell geschwächten FC Bayern erstmals eine echte Chance. „Es gibt definitiv leichtere Lose. Aber leicht wollten wir eh noch nie haben. Es geht darum zu gewinnen. Ich traue das der Mannschaft zu. Wir sind einen Schritt weiter in unserer Entwicklung“, sagt RB-Trainer Ralph Hasenhüttl vor dem mit Spannung erwarteten Pokal-Kracher der zweiten Runde heute Abend (20.45 Uhr/ARD) zwischen dem Vizemeister und dem Rekordchampion, der unter Trainer Jupp Heynckes vor den Wochen der Wahrheit steht.
Es ist ein laut Mats Hummels „richtig geiles Spiel“, auf das ganz Fußball-Deutschland gebannt blickt. Die große Frage dabei: Ist der Emporkömmling schon so weit, den großen FC Bayern ärgern zu können – oder sind die Münchner wie in der vergangenen Saison (3:0 und 5:4) doch noch eine Nummer zu groß? Bereits am Samstag (18.30 Uhr) folgt in der Liga Teil zwei des Topduells.
Natürlich sei Bayern „eine Klasse für sich. Wir brauchen einen perfekten Tag“, sagt RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, macht aber auch deutlich, „dass wir an uns glauben. Wir wollen zeigen, dass wir für eine Überraschung gut sind.“ Zumal „Selbstvertrauen und Form“ stimmen, wie Hasenhüttl betont.
Heynckes sieht das ganze Vorgeplänkel gelassen, der 72-Jährige hat ähnliche Momente oft genug erlebt. Solche „engen und brisanten“ Spiele habe der FC Bayern „schon immer bestritten“, sagt er mit der Erfahrung von weit über 1000 Spielen als Profi und Trainer. Seit seiner Rückkehr ist er für den Erfolg Tag und Nacht im Einsatz („Es gibt keine private Freizeit“), er erwartet ein „intensives Spiel mit fußballerischen Leckerbissen. Es stehen Ausnahmekönner auf beiden Seiten.“
Bei Leipzig sind allerdings Bruma und Stefan Ilsanker fraglich, bei den Münchnern muss neben Manuel Neuer, Franck Ribery und Juan Bernat auch Thomas Müller mit einem Muskelfaserriss passen. „Das können wir momentan nicht gebrauchen“, sagt Ersatz-Kapitän Arjen Robben zum Ausfalls des wiedererstarkten Weltmeisters. Dafür werden Abwehrchef Hummels trotz einer schmerzhaften Knöchelblessur und Kingsley Coman (Knieprellung) auf die Zähne beißen. Auch dies unterstreicht die Bedeutung der Partie für die Bayern.
Dass bei einer Niederlage schon heute Abend der vage Triple-Traum geplatzt wäre, daran denkt Heynckes nicht. „Ich bin nie in einen Wettbewerb gegangen und habe gesagt: Wenn es nicht klappt . . . Ich bin immer Optimist. Meine Spieler denken auch so“, sagt er. Das seien doch die Spiele, „die reizvoll sind und Lust auf mehr machen“. Eine Kampfansage erspart sich Heynckes. „Wir müssen eine Topleistung bringen. Man muss mal sehen, wie der Ausgang ist. Ich traue mir keine Aussage zu“, erklärt er lapidar. Der FC Bayern sei aber „auf einem guten Weg“.
Für die Münchner kommen nach den Zu-Null-Siegen gegen den SC Freiburg (5:0), Celtic Glasgow (3:0) und den Hamburger SV (1:0) nun die echten Bewährungsproben. Nach dem Doppelpack gegen Leipzig heute und am Samstag folgt am kommenden Dienstag das Gruppenspiel in der Champions League bei Celtic. Vier Tage später kommt es zum Bundesliga-Kracher bei Spitzenreiter Borussia Dortmund. In diesen Spielen wird sich zeigen, wie stabil die Heynckes-Bayern sind – oder ob sie eventuell sogar RB Leipzig vorbeiziehen lassen müssen. Es wäre ein Fingerzeig für die weitere Runde.
