Ein Rekord mit AnsageBianca Kappler springt mit 6,81 Meter in Wesel die Norm für die WM in Berlin

Rehlingen. Wenn sich beim Leichtathletik-Pfingstsportfest in Rehlingen die Augen der Zuschauer und von Meeting-Direktor Ludwin Klein zum Himmel richten, dann hat das meistens mit dem Wetter zu tun. So war es auch gestern, als viele bange Blicke im Bungertstadion das drohende Gewitter zu verscheuchen versuchten

Rehlingen. Wenn sich beim Leichtathletik-Pfingstsportfest in Rehlingen die Augen der Zuschauer und von Meeting-Direktor Ludwin Klein zum Himmel richten, dann hat das meistens mit dem Wetter zu tun. So war es auch gestern, als viele bange Blicke im Bungertstadion das drohende Gewitter zu verscheuchen versuchten. Und es gelang: Das Wetter hielt - zumindest bis zum letzten Wettbewerb des Tages, den 3000 Metern der Männer - und die Leistungen der meisten Athleten hielten das, was die Starterlisten im Vorfeld versprachen.

Allen voran überzeugten die Läuferinnen und Läufer - trotz ständig wechselnder und böiger Winde. Und dass Antje Möldner vom SC Potsdam für die herausragende Leistung sorgte, war keine Überraschung. Die 3000-Meter-Hindernis-Läuferin, die sich vor einigen Wochen für ein paar Tage in Rehlingen unter Bundestrainer Werner Klein vorbereitete, befindet sich in bestechender Frühform. "In Richtung WM-Norm soll es schon gehen", sagte Möldner damals bei ihrem Besuch in der SZ-Sportredaktion. Eigens dafür bestellte ihr Meeting-Direktor Ludwin Klein ein Feld mit schneller Konkurrenz aus Afrika. Aber selbst die Läuferinnen aus Äthiopien und Kenia konnten nicht mit Möldner mithalten. Der wurde es nach 1500 Metern sogar zu langsam. Möldner zog an den Afrikanerinnen vorbei, lief ein einsames Rennen und wurde von den 3000 Zuschauern nach vorne geschrien. 9:27,22 Minuten bedeuteten WM-Norm, persönliche Bestzeit, deutschen Rekord und europäische Jahresbestleistung. Beeindruckend.

Ähnlich beeindruckend war der Auftritt von 400-Meter-Läufer Kamghe Gaba (Eintracht Frankfurt) - vor allem die ersten 250 Meter. Da lief der Zwei-Meter-Riese sowohl Simon Kirch (Saar 05) als auch dem starken 19-Jährigen Niklas Zender (TSV Friedberg) davon. Zwar verpasste Gaba mit 46,06 Sekunden knapp sein Ziel, unter 46 Sekunden zu laufen, "aber für den Einstieg war das in Ordnung", sagte Gaba. Simon Kirch (Dritter in 47,10 Sekunden) war im Ziel völlig ausgepumpt. "Wir haben in den letzten Wochen richtig hart trainiert", keuchte Kirch, und Trainer Werner Schorr blickte in Richtung Deutsche Meisterschaft: "Da soll Simon in Bestform sein."

Eine Schau waren auch die 1500 Meter der Männer, wo drei Südafrikaner wie ein Uhrwerk Tempo machten für den Kenianer William Biwott. Der bedankte sich dafür mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt über 250 Meter und gewann in guten 3:37,08 Minuten. Die doppelte Distanz war ebenfalls in kenianischer Hand: Hier siegte Daniel Salel in 7:47,40 Minuten vor Edwin Kipkorir (7:47,23) und dem überraschend starken Arne Gabius (Tübingen, 7:48,47). Christian Klein (LC asics Rehlingen) wurde in 8:02,09 Minuten Achter.

Über 100 Meter der Frauen stellte Marion Wagner (USC Mainz) eine deutsche Jahresbestleistung in 11,41 Sekunden auf. Lisa Schorr (SV schlau.com Saar 05), die vor anderthalb Wochen in Weinheim Wagner schlug, verzichtete auf einen Start - leichte Wadenprobleme, aber "nichts Ernstes", wie Trainer und Vater Werner Schorr versicherte. Dafür durfte sich Schorr über einen anderen Schützling freuen: Die erst 18 Jahre alte Jessica Wenzel (Saar 05) verbesserte sich auf 11,79 Sekunden.

Zufrieden war noch ein Saar-05er: Matthias de Zordo. Der gewann unter den Augen seines Bundes- und Heimtrainers Boris Henry den Speerwurf mit 80,15 Metern. Damit übertraf er erstmals 2009 die 80-Meter-Marke. "Der Speer hätte gerne 90 Zentimeter weiter fliegen können", spielte de Zordo auf die WM-Norm von 81,00 Metern an und schob optimistisch hinterher: "Ich brauche viele Wettkämpfe. Ich glaube, dass das noch hinhaut." Wesel. Bianca Kappler (Foto: SZ) hat sich mit einem großen Sprung Richtung Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin katapultiert. Am Pfingstmontag sprang die Weitspringerin vom LC asics Rehlingen in Wesel mit 6,81 Metern so weit wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Damit hat sie nicht nur die Folgen ihrer Achillessehnenverletzung aus dem vergangenen Jahr endgültig überwunden und das Meeting gewonnen. Auch die Norm für die Titelkämpfe in Berlin (15. bis 23. August) hat die Olympia-Neunte von Athen 2004 um neun Zentimeter überboten. "Natürlich hatte ich Selbstzweifel. Nach der Verletzung war es sehr schwer, aber ich wollte mich so nicht verabschieden, sondern wieder springen", erinnerte sich die 31-Jährige an die Zeit nach ihrem Achillessehnenriss, der ihr im vergangenen Sommer das vorzeitige Olympia-Aus bescherte. "Dass es jetzt so gut gelingt, hätte ich nicht gedacht." Dem Saisonhöhepunkt ist sie damit ein großes Stück näher gekommen, dennoch gibt sie sich vorsichtig: "Ich wusste vorher, dass die WM-Quali schwer wird, auch jetzt bin ich noch nicht durch", so Kappler. Trotzdem darf sie mit dieser Form bei der WM schon mit einem Einzug in das Weitsprung-Finale liebäugeln.

Dass die nationale Konkurrenz nicht schläft, unterstrich der Wettkampf in Wesel. Beatrice Marscheck, die Deutsche Hochschulmeisterin aus Gießen, knackte mit einer Verbesserung ihrer persönlichen Bestleistung von 6,62 auf 6,73 Metern ebenfalls die A-Norm für die WM. Die Hamburgerin Claudia Tonn segelte mit 6,71 Metern nur um einen Zentimeter daran vorbei. Sie musste sich mit ihrer ersten Erfüllung der B-Norm von 6,62 Metern ebenso begnügen wie die Deutsche Meisterin Sophie Krauel (TuS Jena/6,63 Meter). red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort