Ein rabenschwarzer Tag in Tokio

Tokio. Fabian Hambüchen riss die Arme in die Luft und feuerte die 5000 Zuschauer im Tokio Metropolitan Gymnasium an. Der Turn-Star wollte zumindest die Stimmung genießen, da es im Teamfinale der Weltmeisterschaften sonst wenig Grund zum Lachen gab: Das deutsche Team erwischte im WM-Endkampf einen rabenschwarzen Tag und verpasste zum ersten Mal seit 2007 eine Medaille

Tokio. Fabian Hambüchen riss die Arme in die Luft und feuerte die 5000 Zuschauer im Tokio Metropolitan Gymnasium an. Der Turn-Star wollte zumindest die Stimmung genießen, da es im Teamfinale der Weltmeisterschaften sonst wenig Grund zum Lachen gab: Das deutsche Team erwischte im WM-Endkampf einen rabenschwarzen Tag und verpasste zum ersten Mal seit 2007 eine Medaille. Nach einer schwachen Vorstellung musste sich die Riege von Bundestrainer Andreas Hirsch mit dem sechsten Platz begnügen. "Wir sind nicht so richtig glücklich", sagte der Bundestrainer.Pechvogel des Tages war Philipp Boy, der nach einer unglücklichen Übung am Pauschenpferd auch am Sprung auf dem Hosenboden landete. "Da lief einfach gar nichts. Wir sind absolut nicht in den Wettkampf gekommen", sagte der deutsche Meister. Trost spenden konnte dem 24-Jährigen die Tatsache, dass die Medaillengewinner aus China, Japan und den USA auch ohne seine Schnitzer wohl außer Reichweite gewesen wären. Zudem hat Boy in Mehrkampf- und Reck-Finale zwei weitere Medaillenchancen.

"Abhaken", forderte Reiner Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), als er Boy nach dem Wettkampf abklatschte. Allerdings hatte nicht nur der Cottbuser, sondern auch Sebastian Krimmer am "Zitterpferd" gepatzt. Barren-Europameister Marcel Nguyen musste auch noch sein Paradegerät verlassen. "Das waren einfach zu viele Fehler", sagte Hambüchen, der mit seiner starken Leistung Selbstvertrauen für das Reck-Finale am Sonntag tankte. Als einziger neben Eugen Spiridonov - der Saarländer turnte nur am Pauschenpferd - war der Weltmeister von 2007 ohne Fehler geblieben. Ansonsten ging es "scheiße los und scheiße weiter", wie Nguyen bilanzierte.

Zum ersten Mal seit 2003 waren die deutschen Turnerinnen damit bei einer WM gleich gut wie ihre männlichen Kollegen. Die Mannschaft von Ulla Koch hatte sich am Dienstag überraschend auf Platz sechs geturnt. "Wären wir schlechter gewesen, hätte das schon den ein oder anderen Spruch gegeben", sagte Hambüchen. Enttäuschung über die verpasste dritte Medaille in Folge wollte aber niemand zeigen. "Wir sind enttäuscht darüber, wie wir geturnt haben. Mehr nicht", sagte Nguyen. Zumindest die Olympia-Qualifikation hatte die Mannschaft als Vierter des Vorkampfes in der Tasche gehabt. "Das war das Hauptziel", betonte Hambüchen erneut.

Auf dem Weg nach London müsse allerdings "noch viel passieren", sagte unterdessen Verbands-Präsident Brechtken. Mit 263,926 Punkten lag das Team über elf Punkte hinter Weltmeister China (275,161). Der Olympiasieger gewann zum fünften Mal in Folge vor allem deswegen, weil Japan vor heimischer Kulisse zu viele Nerven zeigte. Im Herzschlagfinale um Silber setzte sich der umjubelte Gastgeber (273,093) aber gegen die USA (273,083) durch. dapd

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