Ein Präzedenzfall mit Zündstoff

Stuttgart. Auf dem Papier wird um 150 000 Euro gestritten, doch im Betrugsverfahren gegen Radprofi Stefan Schumacher geht es um mehr als das Begleichen alter Rechnungen. Wenn sich der geständige Dopingsünder Schumacher ab heute vor der 16

Stuttgart. Auf dem Papier wird um 150 000 Euro gestritten, doch im Betrugsverfahren gegen Radprofi Stefan Schumacher geht es um mehr als das Begleichen alter Rechnungen. Wenn sich der geständige Dopingsünder Schumacher ab heute vor der 16. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart verantworten muss, wird auch sein ehemaliger Teamchef Hans-Michael Holczer durch pikante Aussagen über verbotene Praktiken beim damaligen Team Gerolsteiner unter Druck geraten. Doch mehr noch: In dem Präzedenzfall steht erstmals ein Dopingsünder wegen Betrugsverdachts vor Gericht.

Von der Sportgerichtsbarkeit war Schumacher bereits für zwei Jahre gesperrt worden. In nachträglichen Analysen von Proben der Tour und der Olympischen Spiele 2008 war er positiv auf das Dopingmittel Cera getestet worden. Sein damaliges Team Gerolsteiner kündigte ihm daraufhin im Oktober 2008. Zuvor, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll Schumacher während der Tour de France am 17. Juli 2008 mehrfach wahrheitswidrig versichert haben, ausschließen zu können, jemals mit Cera in Kontakt gekommen zu sein, obwohl ihm seine vorherige Verwendung dieses Mittels bekannt gewesen sei. Dadurch soll er Holczer hintergangen haben. Es geht um 150 000 Euro, Schumachers Gehalt in den betreffenden Monaten.

Die Taktik von Schumachers Anwalt Michael Lehner zielt darauf ab, Holczer als Mitwisser darzustellen. Mitwisser können nicht betrogen werden. In seinem Geständnis hatte Schumacher seinen einstigen Chef schwer belastet. "Antidopingkampf war sein Marketingkonzept nach außen. Dabei hat er gewusst, was im Team läuft", sagte Schumacher. Holczer hat die Vorwürfe immer bestritten. sid

Foto: murat/dpa

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