Ein neues Wunder von Bern

Bern. Aljona Savchenko schrie ihre Freude heraus, Robin Szolkowy durchlebte die schlimmsten fünf Minuten seines Lebens. Und Ingo Steuer wählte große Worte: "Wir haben das Wunder von Bern geschafft

Bern. Aljona Savchenko schrie ihre Freude heraus, Robin Szolkowy durchlebte die schlimmsten fünf Minuten seines Lebens. Und Ingo Steuer wählte große Worte: "Wir haben das Wunder von Bern geschafft." Der vierte Titel bei Europameisterschaften war aus mehreren Gründen etwas ganz Besonderes, so dass der erleichterte Trainer den Vergleich mit dem historischen WM-Titel der Fußballer 1954 suchte. Es war nicht nur die abgebrochene Pirouette der 27 Jahre alten Doppel-Weltmeisterin in der Kür zum "Rosaroten Panther". Es galt auch, das Trauma der Olympia-Saison zu überwinden."Wir sind zurück", sagte der vier Jahre ältere Szolkowy, den der "Nervenkrieg" bei der Benotung der Preisrichter mehr mitgenommen hatte, als alle Risiken und Anstrengungen in der eisgekühlten Halle. "Das war eine ganz starke Leistung, ab der Hälfte des Programms waren die Arme eingefroren", berichtete Steuer, der hilflos mitansehen musste, wie Savchenko mit der Kufe im Eis stecken blieb und eine Pirouette nicht vollendete.

"So etwas ist mir noch nie passiert", erzählte die gebürtige Ukrainerin, die danach weiterlief, als wäre nichts gewesen und wichtige Punkte gegen die Titelverteidiger Yuko Kawaguchi und Alexander Smirnow sammelte. Der Vorsprung war nur dünn, am Ende erhielten sie 206,20 Zähler und gewannen klar vor den fehlerlosen, aber viel biederen russischen Konkurrenten (203,61). "Das ist unsere Kunst", erklärte die ehrgeizige Wahl-Chemnitzerin kess. Die Erleichterung, im fünften Saisonwettkampf in Serie gewonnen zu haben, war dem so ungleichen Duo anzumerken. "Einen Winter ohne Niederlage hatten wir bisher noch nicht", bestätigte Szolkowy.

In der wichtigen Vorsaison war der Druck zu groß. Sie wurden krank und scheiterten an ihren eigenen Erwartungen. Die EM- und WM-Titel gingen verloren. Dennoch wollen sie aus Bronze bei den Winterspielen in Vancouver noch einmal Gold in Sotschi 2014 machen. Doch nun soll es Schritt für Schritt gehen: "Bis zur WM im März in Tokio müssen wir richtig Schwung holen. Gegen die chinesische Konkurrenz hätten wir hier nicht gewonnen", gab Szolkowy unumwunden zu.

Und Vergleiche mit den legendären Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler kommen jedes Mal auf, wenn die Sachsen ihre Titelsammlung erweitern. Sechs Mal Europameister - das wollen die dynamischen Paarläufer mit den innovativsten Programmen der Welt auch schaffen. "Sie haben viel gemeinsam mit Kilius und Bäumler, nur nicht die Anerkennung", sagte Steuer, der über die geringe Wahrnehmung des Erfolges in Deutschland verbittert ist. Eine Teilschuld kommt aber auch dem medienscheuen Trio zu, das sich gern in der Chemnitzer Trainingshalle verbarrikadiert statt PR- oder Pressetermine wahrzunehmen. Nach der EM soll es nun ein Treffen mit einem möglichen Vermarkter geben. dpa

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