Ein Mann, so nah an der Perfektion

Saarbrücken. Perfektion ist für den Menschen seit jeher ein unerreichtes Ideal. Dennoch hört er nicht auf, danach zu streben. Und so mancher kommt beneidenswert nahe heran an die Vollkommenheit und darf sich zumindest in ihrem Glanz sonnen. Dazu gehört auch Sergej Bubka. Der Ukrainer ist der erfolgreichste Stabhochspringer in der Geschichte. Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf

Saarbrücken. Perfektion ist für den Menschen seit jeher ein unerreichtes Ideal. Dennoch hört er nicht auf, danach zu streben. Und so mancher kommt beneidenswert nahe heran an die Vollkommenheit und darf sich zumindest in ihrem Glanz sonnen. Dazu gehört auch Sergej Bubka. Der Ukrainer ist der erfolgreichste Stabhochspringer in der Geschichte. Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf. Bis heute hat niemand seine Marke von 6,14 Metern übertroffen. Bubka gewann Olympisches Gold und sage und schreibe sechs WM-Titel in Folge - den letzten 1997 in Athen.

"Sergej Bubka war nahe dran am perfekten Sprung. Er war schnell, athletisch und hatte eine ausgezeichnete Technik. Außerdem besaß er große mentale Stärke", sagt Andrej Tivontchik. Der 39-jährige Zweibrücker war selbst erfolgreicher Stabhochspringer, gewann 1996 bei Olympia in Atlanta für Deutschland Bronze. Heute trainiert er nicht nur U23-Europameister Raphael Holzdeppe, sondern auch den A- und B-Kader der Frauen.

"Bei der WM in Athen lief es für mich leider nicht so gut. Ich bin in der Qualifikation ausgeschieden", erzählt Tivontchik. So konnte er nur von der Tribüne aus Bubkas unglaublichen Coup bestaunen. Kaum einer hatte den Ukrainer in diesem Jahr auf der Rechnung. "Er war viele Monate an der Achillessehne verletzt und reiste mit einer Saisonbestleistung von 5,70 Metern zur WM. Viele hatten ihn schon abgeschrieben", erinnert sich Tivontchik. Tim Lobinger sagte damals vor dem Wettkampf großspurig: "Bubka gebe ich diesmal keine Chance. Er wird hier abgelöst."

Doch Bubka belehrte alle eines Besseren. "Er hatte diesen unglaublichen Siegeswillen und war immer hoch konzentriert", sagt Tivontchik. Den brauchte Bubka an diesem 10. August 1997 auch. Denn die Konkurrenz war stark. Der Russe Maxim Tarassow und der US-Amerikaner Dean Starkey konnten ihm lange Paroli bieten. Bei Starkey war nach 5,91 Metern Schluss. Tarassow aber knackte die 5,96 Meter im ersten Versuch und machte Bubka Druck.

Der zeigte daraufhin, warum er seit über einem Jahrzehnt eine schier unüberwindbare Macht im Stabhochsprung war. Er ließ die Latte auf 6,01 Meter legen - und übersprang sie ohne viel Aufhebens im ersten Anlauf. Gut ein halber Meter lag zwischen ihm und der Latte. Während um ihn herum der Applaus aufbrandete, die Zuschauer von ihren Sitzen aufsprangen und die Arme in die Höhe rissen, pustete Bubka einmal ordentlich durch. Später hielt er grinsend sechs Finger in die Fernsehkameras.

"Ich wusste, dass Bubka bis zum Letzten kämpfen würde. Aber auch ich habe nicht damit gerechnet, dass er diesmal über sechs Meter springen würde", sagt Tivontchik. Und Lobinger? Der ging leer aus, wurde mit 5,80 Metern undankbarer Vierter. "Vielleicht war er sich zu sicher, hat sich zu früh über seine gute Leistung gefreut", vermutet Tivontchik, der seine Karriere 2001 wegen einer Knieverletzung beenden musste. "Diese Verletzung habe ich während meiner ganzen Laufbahn mitgeschleift. In jungen Jahren hatte ich mir beim Weitsprung einmal das Knie verdreht", erklärt er. Seit 2005 ist der gebürtige Weißrusse Stabhochsprung-Trainer am Bundesstützpunkt in Zweibrücken.

Auf einen Blick

Weltmeisterschaft 1997 in Athen:

Saarländische Teilnehmer: Boris Henry (SV Saar 05 Saarbrücken), Speerwurf, 6. Platz mit 84,54 Meter; Shanta Ghosh (LG DJK Erbach-SG St. Ingbert), 200 Meter, im Zwischenlauf ausgeschieden.

Deutsche Medaillengewinner:

Gold: Lars Riedel (Diskuswerfen), Astrid Kumbernuss (Kugelstoßen), Heinz Weis (Hammerwerfen), Sabine Braun (Siebenkampf), Anke Feller, Uta Rohländer, Anja Rücker, Grit Breuer (4x400 Meter).

Silber: Oliver-Sven Buder (Kugelstoßen).

Bronze: Frank Busemann (Zehnkampf), Jürgen Schult (Diskuswerfen), Stephanie Storp (Kugelstoßen), Tanja Damaske (Speerwerfen).

Medaillenspiegel: 1. USA (7 Gold/3 Silber/8 Bronze), 2. Deutschland (5 Gold/1 Silber/4 Bronze), 3. Kuba (4 Gold/1 Silber/1 Bronze).

Weltrekorde: Keine. mast

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