Ein letztes Mal im Rampenlicht

Berlin · Es wird vermutlich das letzte große Endspiel für Marc Ziegler sein, auch wenn der saarländische Torhüter in Diensten des VfB Stuttgart an diesem Samstag wohl „nur“ als Ersatztorwart auf der Bank Platz nehmen wird.

Er ist im saarländischen Webenheim aufgewachsen. Seit 20 Jahren ist Marc Ziegler Fußball-Profi. Beim DFB-Pokalfinale in Berlin steht der 36-Jährige zum letzten Mal im Aufgebot des VfB Stuttgart. Der VfB hat seinen Vertrag nicht verlängert. Doch Ziegler bleibt für Samstag (20 Uhr/ARD) dieser Traum: Bayern München das Triple zu vermiesen. "Das wäre schön", sagt Ziegler und lacht - auch, weil sein Traum wohl ein Wunschtraum bleibt. Ziegler ist Stuttgarts Ersatztorhüter. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird Stammtorwart Sven Ulreich beginnen.

Ziegler lacht auch, weil er die Erfüllung des Traums nicht braucht, um glücklich zu sein. "Ich kann auf 20 schöne Jahre zurückblicken", sagt er, "ich habe einiges erlebt." Vor allem im Pokal. Mit dem VfB hat er 1997 den DFB-Pokal gewonnen (2:0 gegen Cottbus). Damals stand Franz Wohlfahrt im Tor, Ziegler saß auf der Bank. 2007/08 spielte er für Dortmund. Ziegler war der Held im Achtelfinale gegen Werder Bremen. Der BVB führte 2:0, ehe Diego in der 81. Minute per Elfer zum Anschluss traf. Vier Minuten später wieder Elfer für Werder. Wieder Diego. Diesmal hielt Ziegler. Sicher einer "der schönsten Momente meiner Karriere", erinnert sich der Metzgersohn.

Im Finale wartete der FC Bayern. Damals "war die Situation ähnlich der heutigen", erklärt Ziegler. "Eine Woche zuvor hatten wir gegen Bayern in der Liga 5:0 auf die Mütze bekommen." 2008 wurde Bayern mit zehn Punkten Vorsprung Meister, der BVB stand auf Platz 13. Und dennoch: Erst in der 102. Minute gelang Luca Toni das Siegtor für die Bayern. "Das war bitter. Aber das Spiel hatte gezeigt, dass es funktionieren kann." Von diesem Spiel hat er seiner aktuellen Mannschaft erzählt. Von dem, "was möglich ist in einem Finale".

Vor allem den jungen Spielern hilft er mit seiner Erfahrung: "Es ist schön zu wissen, dass ich auch jungen Mitspielern Tipps geben und Hilfestellung leisten konnte", sagt Ziegler. Wie in seinen drei Jahren bei Borussia Dortmund (2007 bis 2010). Er brachte es zwar "nur" auf 23 Erstligaspiele, bekam aber immer gute Kritiken und erarbeitete sich großen Respekt. "Ich war fester Bestandteil der Mannschaft, hatte auch bei den Fans große Anerkennung. Mit die schönste Zeit meiner Karriere", sagt Ziegler.

Die schlimmste Zeit war 2004. Hannover hatte ihn eine Saison zuvor von Wien ausgeliehen, Ziegler glänzte in 30 Einsätzen. "96 wollte mich verpflichten, doch beide Vereine konnten sich nicht einigen. Am Ende saß ich ein Jahr in Wien auf der Tribüne. Danach hatte ich die Schnauze voll von Profifußball." Er wollte zurück in die Heimat, unterschrieb beim 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga, zog sich eine Knieverletzung zu - und arbeitete sich wieder ran, bis ein Angebot des damaligen Erstligisten Arminia Bielefeld kam. "Das war mein Wiedereinstieg", sagt Ziegler.

Ob das Spiel am Samstag sein letztes sein wird? "Es kann sein, dass ich noch ein Jahr im fernen Ausland dranhänge. Ich wollte schon immer mal die Welt sehen", sagt Ziegler, der mit seiner Frau Ariane und den drei Kindern Leon, Liam und Zoe in Stuttgart lebt und dort auch nach der Karriere bleiben will. "Stuttgart ist ja nicht weit weg vom Saarland", sagt er und lacht. Derzeit plant er, die Trainer-A-Lizenz zu absolvieren.

Auch über "Projekte abseits des Fußballs" mache er sich Gedanken. Über welche, das will er nicht verraten. Genauso wenig, wie er verraten will, wie der VfB gedenkt, den FC Bayern zu schlagen. Nur so viel ist sicher: Gewinnt der VfB, wird es bei Zieglers eine Grillparty geben. "Mit Lyoner aus der Metzgerei meines Vaters in Blieskastel. Da stehen viele Spieler drauf", sagt Ziegler und lacht.

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Auf einen BlickMarc Ziegler hat 191 Spiele als Profitorhüter in Deutschland, Österreich und der Türkei absolviert (250 Gegentore/63 Mal zu Null). In der Bundesliga spielte er 104 Mal, kassierte 63 Gegentore und spielte 24 Mal zu Null. Dreimal wurde er österreichischer Meister; zweimal gewann er den österreichischen Pokal, einmal den DFB-Pokal. Profivereine: VfB Stuttgart (ab 1994), Arminia Bielefeld (ab 1999), Bursaspor (ab 2000), Wacker Innsbruck (ab 2001), Austria Wien (ab 2002), Hannover 96 (ab 2003), Austria (ab 2004), 1. FC Saarbrücken (ab 2005), Bielefeld (ab 2006), Bor. Dortmund (ab 2007), VfB Stuttgart (ab 2010).Jugendvereine: SV Webenheim, FC 08 Homburg, 1. FC Saarbrücken (bis 1994). kip

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