Ein Leben für den Sport

Saarbrücken/Scheidt. Ein freundlicher, älterer Herr öffnet die Tür, bittet mich herein und reicht mir gleich einen Kleiderbügel. In seiner Praxis war es früher ähnlich persönlich, freundlich und offenherzig. Seine Tätigkeit als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin hat Dr. Walter Hort 2004 aufgegeben

 Hoch hinaus: Walter Hort übersprang mit der Straddle-Technik 1,85 Meter. Fotos: Walter Hort

Hoch hinaus: Walter Hort übersprang mit der Straddle-Technik 1,85 Meter. Fotos: Walter Hort

Saarbrücken/Scheidt. Ein freundlicher, älterer Herr öffnet die Tür, bittet mich herein und reicht mir gleich einen Kleiderbügel. In seiner Praxis war es früher ähnlich persönlich, freundlich und offenherzig. Seine Tätigkeit als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin hat Dr. Walter Hort 2004 aufgegeben. Nicht aber sein ehrenamtliches Engagement im saarländischen Sport, für das er jüngst mit der Sportplakette des Saarlandes geehrt wurde."Ich freue mich sehr über die Anerkennung, aber wenn ich sie nicht bekommen hätte, wäre es auch kein Drama gewesen", sagt Walter Hort gelassen. Denn so schön die Ehrung ist, sie war nie der Grund für seine Hingabe und seine Begeisterung. "Solange ich mehr Spaß daran habe, als ich mich ärgern muss, mache ich weiter", sagt er überzeugt, "das habe ich schon immer so gemacht". Ob im Sportärzteverband, als Verbandsarzt beim Landessportverband oder für die Leichtathletik-Abteilung des SV Saar 05.

Und das, obwohl er als Leichtathlet selbst noch im Postsportverein Saarbrücken aktiv war. "Zum SV Saar 05 kam ich über meine beiden Töchter Stephanie und Andrea", erklärt Hort. Beide hatten in Scheidt mit Badminton angefangen, aber als Leichtathletik-Verein kam für ihn nur der SV Saar 05 in Frage, "weil ich den damaligen Hauptgeschäftsführer des LSVS, Toni Breder vom SV Saar 05 sehr gut kannte", sagt Hort mit einem Lächeln. 1964 hatte er dessen saarländischen Weitsprungrekord (7,30 Meter) eingestellt. Damals sprang Walter Hort beim "Pokal der Freundschaft" auf der Aschenbahn in Berlin 7,42 Meter weit. 24 Jahre lang sollte dieser neue Rekord halten. "Darauf bin ich heute noch sehr stolz", sagt Hort mit dem Strahlen von damals. 1,85 Meter ist er hochgesprungen, "aber nicht mit dem Flop, sondern mit dem Straddle", erinnert er sich und muss laut lachen.

Obwohl er mit seinen 7,42 Metern nur acht Zentimeter unter der Olympianorm lag, hat er seine Karriere als Leistungssportler mit 22 Jahren beendet. Aus zwei guten Gründen: "Ich stand damals kurz vor meinem Physikum und hatte einfach keine Zeit. Außerdem ist mir bei der Landung der Meniskus gerissen", betont der 70-Jährige und legt gleich los: "Ich durfte in der Reha kein Krafttraining machen", ärgert er sich noch heute darüber.

Dieser Ärger hat ihn nicht losgelassen und immer beschäftigt. "Wenn man so will, war das immer mein Antrieb", erklärt er, "ich wollte es einfach besser machen." So hat er sich in sein Medizinstudium vertieft, studierte und promovierte bis Ende 1967 an der Universität des Saarlandes in Homburg. Immer angetrieben vom Ehrgeiz und Wunsch, später alles richtig zu machen.

Beruf und Freizeit verbunden

Nach zwei Jahren Medizinalassistenten-Zeit machte er 1975 seinen Facharzt für Orthopädie, war dafür zwei Jahre an der Unfallchirurgie in Linz und drei Jahre an der Uniklinik in Homburg, wo er später Oberarzt war. Schon 1972 begann er mit seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Sportärzteverbands des Saarlandes (1972 bis 1988), sowie als Verbandsarzt beim Saarländischen (1972 bis 1988) und Deutschen (1972 bis 1982) Leichtathletik-Verband. "Mein Beruf und meine Arbeit im Verband oder Verein waren immer irgendwie miteinander verbandelt", erklärt Hort, der später das umgesetzt hat, was ihn immer so angetrieben hat. Beim Sportärzte-Kongress (1980) mit Dr. Wilfried Kindermann hielt er einen Vortrag zum Thema "Krafttraining nach Operationen und Verletzungen".

 Walter Hort

Walter Hort

 Auch mit dem ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler Armin Hary (Mitte) durfte Hort Bekanntschaft machen.

Auch mit dem ehemaligen 100-Meter-Weltrekordler Armin Hary (Mitte) durfte Hort Bekanntschaft machen.

 Walter Hort (links) machte als Funktionär von Saar 05 Saarbrücken den ersten Sponsorenvertrag mit Peugeot klar.

Walter Hort (links) machte als Funktionär von Saar 05 Saarbrücken den ersten Sponsorenvertrag mit Peugeot klar.

Im selben Jahr, also vier Jahre nach der Eröffnung seiner Praxis (1976), begann Hort, physiotherapeutische Rehabilitationsmaßnahmen innerhalb seiner Praxis anzubieten. "Ich war deutschlandweit der erste Orthopäde, der das umgesetzt hat - mit viel Gegenwind", erklärt er ein wenig stolz. Aber er war eben überzeugt davon, wie auch von seiner Arbeit beim SV Saar 05. Seit 1983 ist er bis zu dessen Auflösung 2010 Vorsitzender des Fördervereins gewesen, war sechs Jahre lang Präsident des Hauptvereins (2005 bis 2011) und ist seit 1986 Vorsitzender der Leichtathleten. Hort hat Höhen und Tiefen miterlebt, ob die drohende Insolvenz des Vereins (2004) oder den WM-Titel von Matthias de Zordo im vergangenen Jahr. Auch heute macht er einen unermüdlichen Eindruck. "Noch macht es mir großen Spaß, aber ich lasse jetzt mal alles auf mich zukommen", sagt er gelassen.Foto: Hort

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