Ein Leben für den eigenen Körper

Patrick Heisel (40), David Uhl (24) sowie die Brüder Corin (26) und Steven Elm (23) betreiben eine Randsportart. Eine, die bei vielen Menschen nicht den allerbesten Ruf hat. Die als verrucht gilt. Das aber hält die vier Männer nicht davon ab, ihre Sportart mit großer Leidenschaft auszuüben. Wenn sie von ihr erzählen, sprühen sie vor Begeisterung

Patrick Heisel (40), David Uhl (24) sowie die Brüder Corin (26) und Steven Elm (23) betreiben eine Randsportart. Eine, die bei vielen Menschen nicht den allerbesten Ruf hat. Die als verrucht gilt. Das aber hält die vier Männer nicht davon ab, ihre Sportart mit großer Leidenschaft auszuüben. Wenn sie von ihr erzählen, sprühen sie vor Begeisterung. Und verlieren sich mehr und mehr in Details, um die Faszination, die Einzigartigkeit zu beschreiben.Heisel, Uhl und die Elm-Brüder sind Figur-Bodybuilder. Und weiß Gott, keine schlechten. Vielmehr gehören sie zu den besten in Deutschland und mischen auch weltweit vorne mit. Zuletzt sicherten sie sich im Juni allesamt vordere Platzierungen bei der Wahl zum Mister Universum der Figur-Bodybuilder in Fulda. David Uhl und Corin Elm belegten hier die Plätze vier und zwei in der Fitnessklasse. Steven Elm wurde Dritter in der Performance-Klasse - nur einen Rang hinter Patrick Heisel, der die drei als Trainer betreut. Figur-Bodybuilder sind nicht die Kraftprotze, wie sie auf diversen Fitness-Zeitschriften oder in Filmen zu sehen sind. Keine mit überproportionierten Muskelmassen an Oberkörper und Beinen. Auf den ersten Blick sind die vier ganz normale Männer, wie sie in vielen Fitnessstudios landauf, landab anzutreffen sind. Bei einer Körpergröße um die 1,80 Meter bringen sie während der Saison ein Gewicht zwischen 69 und 78 Kilo auf die Waage. Ihr Sport ist für die vier Saarländer ein reines Hobby, Geld verdienen sie damit nicht. "Wenn man deutscher Meister wird, bekommt man höchstens den Flug zur Weltmeisterschaft bezahlt", erzählt Corin Elm. Und doch ist es mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung wie Lesen oder ins Kino gehen. Patrick Heisel, der in Völklingen ein Studio betreibt, übt das Figur-Bodybuilding bereits seit mehr als 20 Jahren aus. "Man könnte es als Lebenseinstellung bezeichnen", sagt er. Bodybuilding als Lebenseinstellung? Auf jeden Fall, meint auch David Uhl und erklärt: "Bodybuilding hat mir gezeigt, dass ich mit harter Arbeit alles erreichen kann. Das überträgt sich auch in andere Lebensbereiche." Corin Elm ergänzt: "Wenn man die Veränderungen am Körper sieht, ist das ein gutes Gefühl." Auch wenn eine Menge Geduld, Wille und Ehrgeiz notwendig seien. Drei bis fünf Mal in der Woche trainieren die Sportler. "Maximal eine Stunde", sagt Corin Elm. Nur wenn Wettbewerbe näher rücken, steige das Trainingspensum. Dann findet eine regelrechte Verwandlung der Athleten statt. Der Körperfettanteil sinkt von etwa 15 auf unter sieben Prozent. Gleichzeitig darf der Muskelaufbau nicht zu kurz kommen. Ein Balanceakt. Der Körper muss rechtzeitig zum Wettkampf definiert, die Muskeln sichtbar sein. Um einen guten Körper präsentieren zu können, reicht es allerdings nicht aus, nur Gewichte in die Höhe zu stemmen. Die Ernährung entscheide auch in hohem Maße über Erfolg oder Misserfolg, erklären die Figur-Bodybuilder. "Mit der falschen Ernährung könnte ich mir mehr kaputt machen, als wenn ich das Training ausfallen lasse", verdeutlicht David Uhl. Daher beginnen die Athleten drei Monate vor dem ersten Wettbewerb, Diät zu halten. Drei bis vier Wettkämpfe bestreiten die Figur-Bodybuilder in einer Saison im Abstand weniger Wochen. In dieser Zeit meiden sie Alkohol, Schokolade und allgemein fettiges Essen. Ohnehin achten die Sportler auf ihre Ernährung. "Seit Jahren esse ich keine Butter mehr", sagt Corin Elm. Auf dem Speiseplan steht eher Hühnerbrustfilet statt dem panierten Schnitzel. Und nur die Light-Variante der Limonade. Sechs Mahlzeiten nehmen die Athleten am Tag zu sich. "Es sind immer kleine Portionen. Alle zwei, drei Stunden", erklärt Diplom-Ingenieur Corin Elm. Auch das ein oder andere Fest lassen die vier gelegentlich ausfallen. "In den letzten drei Jahren habe ich meinen eigenen Geburtstag nicht richtig gefeiert", sagt der 26-Jährige. Und sein Bruder Steven erklärt: "Ich bin im Grunde immer am Planen, was ich als nächstes esse." Bei so viel Disziplin brauchen die Athleten Motivationshilfen. Ohne geht es nicht. "Während der Vorbereitungsphase fotografieren wir uns, damit wir die Veränderungen sehen. Wenn man mal einen Durchhänger hat, motiviert das wieder", sagt Steven Elm. Der 23-Jährige betont auch: "Wegen der ganzen Planungen bin ich jetzt nicht völlig neben der Spur oder vernachlässige meinen Beruf."Immerzu scheinen die Athleten im Hinterkopf zu haben, sich verteidigen zu müssen, weil andere Menschen das Bodybuilding des Rufes wegen von vornherein verurteilen könnten, "Wenn ich nur Vitamin C nehme, denken die Leute schon, ich würde Dopingmittel nehmen", sagt David Uhl.Kein Geheimnis machen die vier daraus, dass Nahrungsergänzungsmittel wie Creatin oder Aminosäuren dazu gehören, um der optimalen Form näher zu kommen. Patrick Heisel weiß, dass der Begriff Nahrungsergänzungsmittel bei vielen Menschen Doping impliziert. Doch er erklärt: "Alle Leistungssportler bedienen sich solcher Mittel. Es sind ganz normale Substanzen, die wir auch mit der normalen Nahrung zu uns nehmen. Man kann es mit einem kleinen Steak vergleichen, das in die verschiedenen Bestandteile zerlegt ist. Diese Mittel dienen lediglich dazu, bei maximalem Fettverlust den Verlust der Muskelmasse zu minimieren." Die Vorurteile, Bodybuilder seien Doper, scheint Patrick Heisel schon tausend Mal gehört zu haben. "Dagegen kämpfe ich bereits seit 15 Jahren an", sagt er, "doch ich mache den Sport schon über 25 Jahre leistungsmäßig. Ich denke, ich sehe nicht krank aus." Hier unterscheide sich das Figur-Bodybuilding vom Bodybuilding. Diplom-Sportlehrer Heisel weiß: "Die Versuchung ist in dem Sport natürlich groß. Denn auf den Körper kommt es eben besonders an. Bei den Profis, die 1,80 Meter groß sind und um die 140 Kilo wiegen, könnte man von Doping ausgehen. Doch wir verdienen schließlich kein Geld mit unserem Sport." Und dann beginnt sein Plädoyer für das Figur-Bodybuilding: "Im Grunde ist dieser Sport der gesündeste der Welt." Sofern man ihn natürlich richtig betreibe. "Mit den schlechtesten Geräten kannst du das beste Training machen. Und mit den besten das schlechteste. Es kommt auf die richtige Anleitung an", sagt er. Steven Elm und David Uhl haben sich inzwischen mit Energieriegel und Protein-Getränken gestärkt. "Die zwei Stunden sind wieder vorbei", kommentiert Trainer Heisel schmunzelnd. Und dann müssen sie los - die tägliche Trainingseinheit steht an. Und auch wenn sie mit Vorurteilen zu kämpfen haben, ihre Leidenschaft für diesen Sport bleibt bestehen. "Ich denke, wir werden den Sport ein Leben lang machen", sagt Corin Elm. "Ich denke, ich sehe nicht krank aus."Patrick Heisel,Figur-Bodybuilder und Trainer

Hintergrund Wie läuft ein Bodybuilding Wettbewerb ab? Die Athleten müssen in drei Runden antreten. Zunächst in der "Symmetrie-Runde": Hier zeigen sich die Bodybuilder von allen vier Seiten. Die Kampfrichter bewerten dann, ob der Köper des Athleten harmonisch proportioniert aussieht. In der zweiten Runde steht die Kür auf dem Programm. Zu einer selbst ausgewählten Musik müssen die Athleten eine Minute verschiedene Posen zeigen. In der dritten Runde zeigen die Bodybuilder schließlich sieben festgelegte Pflichtposen. rix

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