Ein junger Draufgänger gibt Vollgas

Thailen/Schmelz. Stefan Ekerold sitzt am Küchentisch seines Elternhauses in Thailen und grübelt

 Stefan Ekerold auf seiner KTM-SX: Bei der Junioren-WM holte der Saarländer auf ihr Bronze. Foto: Rolf Ruppenthal

Stefan Ekerold auf seiner KTM-SX: Bei der Junioren-WM holte der Saarländer auf ihr Bronze. Foto: Rolf Ruppenthal

Thailen/Schmelz. Stefan Ekerold sitzt am Küchentisch seines Elternhauses in Thailen und grübelt. In Gedanken ist der 15 Jahre alte Realschüler jedoch auf der Rennstrecke im französischen Dardon-Gueugnon - und die Bilder vom Finale der Junioren-Weltmeisterschaften im Motocross tauchen wieder vor seinem geistigen Auge auf: Als das Startgatter nach unten kracht, heult der Motor seiner KTM-SX laut auf. Im ersten Lauf ist Ekerold auf dem mit halsbrecherischen Sprunghügeln übersäten Rundkurs Zweiter. Auch im zweiten Rennen gibt er sofort Vollgas und beschleunigt die 85-Kubikzentimeter-Maschine auf die erste Kurve zu.

Zunächst läuft beim jungen Saarländer, der sich erst im Letzte-Chance-Rennen qualifizierte, alles nach Plan. Der junge Draufgänger führt das Feld der 40 weltbesten Nachwuchs-Motocrosser an, doch dann riskiert er zu viel. Nach zwei Stürzen wird er am Ende nur Zwölfter. Insgesamt reicht es aber noch für WM-Bronze. Sein bislang größter Erfolg. Trotzdem wurmt ihn seine Ungeduld. "Wenn ich cooler gewesen wäre, könnte ich hier als Weltmeister sitzen", sinniert Stefan und ist plötzlich wieder in Thailen.

Schon mit vier an der Piste

John Ekerold stimmt seinem Sohn zwar zu, doch dann tröstet er ihn. "Auf einem WM-Podest zu stehen, bei dieser Konkurrenz aus Europa, Australien und Amerika - das ist etwas ganz Besonderes", findet der stolze Trainer. Vom erfolgreichen Vater, der 1980 Straßenweltmeister im Motorradrennen war, haben Stefan und die Brüder Roland (19) und Christoph (16) die Motorradsport-Gene geerbt. Das größte Motocross-Talent aber, da stimmen die Ekerolds überein, besitzt Stefan. Schon im zarten Alter von vier Jahren schnupperte er auf der Rennpiste zum ersten Mal Benzin. "Ich habe meinen Brüdern zugeschaut und wollte das auch machen", erinnert er sich.

Sein erstes Motorrad war eine Junior-KTM, 50 Kubik, Automatik. "Nach zwei Jahren war die fertig. Der Verschleiß war groß", grinst Stefan, der weder Material noch den eigenen Körper schont. Wenn er mit seiner Motocross-Maschine durch die Lüfte fliegt, geht er oft ein großes Risiko ein. Verletzungen bleiben da nicht aus. Bei einem Rennen in Spanien zog sich der damals Siebenjährige einen offenen Beinbruch zu. Das war kurz nach dem Gewinn seiner ersten Jugend-Südwestmeisterschaft.

Beide Unterarme gebrochen

Papa John hatte Bedenken. Aber aufhören, das kam für Stefan überhaupt nicht in Frage. "Ich mache weiter", verkündete er seiner Familie noch im Krankenbett. "Natürlich habe ich Angst um ihn, aber Motocross ist sein Leben", seufzt Mutter Barbara.

Respekt vor dem Sport sei gut, Angst schlecht, meint Stefan. "Am besten einfach nur Gas geben", lacht er. Manchmal gibt er aber zu viel Gas - wie im April, als er sich bei einem Trainingsunfall auf dem Lebacher Hoxberg beide Unterarme brach. Nur sechs Wochen später saß der junge Pilot vom Motorsport-Team des Schmelzer Ex-Rennfahrers Bodo Schmidt aber schon wieder im Sattel und fuhr im zweiten Rennen des MX-Junior-Cups in Frankenthal Bestzeit. "Da habe ich mich gefühlt wie neu geboren", sagt Stefan.

Jetzt ist erst mal Wettkampfpause. Dafür starten Stefan und Papa John aber schon jetzt ihre Vorbereitung auf die Saison 2011. Das Ziel in der höheren 125-Kubik-Klasse ist klar: "Ich will in den Rennen zur Weltmeistermeisterschaft starten und gut abschneiden", sagt Stefan und verspricht, geduldiger zu werden. So könnte es früher oder später dann doch noch mit der Gold-Medaille klappen. ros

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