Ein Jahrhundert-Talent in Mainz

Mainz · Bojan Krkic sollte einmal besser werden als Lionel Messi. Doch irgendwann nahm der Spanier die falsche Abzweigung – die ihn jetzt in die Bundesliga führt. Bis Saisonende spielt der 26-Jährige für den FSV Mainz 05.

 Manager Rouven Schröder (links) begrüßt den hochkarätigen Neuzugang Bojan Krkic. Der Spanier soll in Mainz den zum VfL Wolfsburg abgewanderten Yunus Malli ersetzen. Foto: wagner/dpa

Manager Rouven Schröder (links) begrüßt den hochkarätigen Neuzugang Bojan Krkic. Der Spanier soll in Mainz den zum VfL Wolfsburg abgewanderten Yunus Malli ersetzen. Foto: wagner/dpa

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Dick eingepackt mit schwarzem Schal um den Hals betrat der, der einmal besser als Lionel Messi hätte werden sollen, gestern die kleine Fußballwelt des Bundesligisten FSV Mainz 05 . Nur gut eine Handvoll Zuschauer verfolgte das erste Training des Spaniers Bojan Krkic im Regen auf dem Rasenplatz am Bruchweg. Anhand der vielen Kamera-Objektive ließ sich aber erahnen, dass da ein früheres Jahrhundert-Talent gegen den Ball trat.

"Ich bin wie jeder andere auch, ein normaler Spieler", sagte der bis zum Saisonende vom englischen Erstligisten Stoke City ausgeliehene Neuzugang des Tabellenzehnten. Das sprach allerdings einer aus, der beim großen FC Barcelona ausgebildet wurde, mit dem Club zwei Mal die Champions League gewann und trotz seiner erst 26 Jahre schon eine lange, aber oft schwierige Karriere hinter sich hat.

"Für mich ist es ein sehr wichtiger, ein spezieller Tag", sagte der Sohn eines serbischen Vaters und einer katalanischen Mutter, für den keine Kaufoption vereinbart wurde: "Ich bin hier, um den Fußball zu genießen und Mainz 05 zu helfen." Ein neuer Anlauf in der Bundesliga - zumindest bis Saisonende. "Wir hatten mit keiner Faser die Möglichkeit, eine Kaufoption darzustellen", sagte der Mainzer Manager Rouven Schröder: "Daran sieht man auch die Kategorie des Transfers." Bereits während des ersten Telefonats mit Krkic sei Schröder klar geworden, dass der 26-Jährige "absolut bereit" sei. "Er ist ein ganz bodenständiger Typ, der Mannschaft und Verein bereichern wird", sagte Schröder: "Nicht viele haben gedacht, dass er sich für Mainz entscheidet. Darauf können wir stolz sein." Angesichts der Vita auf jeden Fall.

Bereits mit neun Jahren besuchte der Offensivspieler Barcelonas legendäre Akademie La Masia. In den Jugendmannschaften der Katalanen ragte der 1,70 Meter kleine Flügelstürmer heraus und schoss weit über 800 Tore. Mit 17 Jahren erzielte er seinen ersten Treffer im Profiteam, mit 20 hatte er bereits 100 Spiele für den Traditionsclub absolviert.

"Die Leute sagten, ich sei der neue Messi, aber darauf hatte ich keinen Einfluss", sagte Krkic mal über seinen kometenhaften Aufstieg: "Mir hafteten immer irgendwelche Versprechungen an. Alles, was ich wollte, war zu versuchen, guten Fußball zu spielen."

Nur gut zu spielen - das reichte in Spanien nicht. In Barcelona forderten sie mehr, wohl zu viel. Auch von den ersten 100 Spielen bestritt er nur elf über die volle Distanz. 64 Mal wurde er eingewechselt, oft in der Schlussphase. Dann kam der Wendepunkt. Schon in der Spielzeit 2008/2009 mit sechs Titeln unter Pep Guardiola, der Krkic in der Jugend gefördert, dann aber kaum mehr beachtet hatte, gehörte er nicht mehr zur Stammelf. Die Entwicklung stagnierte, 2011 begann schließlich Krkic' Europareise. Er spielte beim AS Rom , beim AC Mailand , bei Ajax Amsterdam und schließlich bei Stoke City auf der Insel.

"Wichtig ist für mich, dass ich spielen kann", sagte Krkic, der diese Chance in England nicht mehr sah, dafür aber jetzt in Mainz , das ihn als Ersatz für den zum VfL Wolfsburg abgewanderten Yunus Malli verpflichtete. "Der Fußball", sagte Krkic gestern, "hat mich gelehrt, dass in die weite Zukunft zu blicken nicht viel bringt".

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