"Ein Heimsieg wäre ein Traum"

Hockenheim. Das Wort "Absturz" mag Norbert Haug nicht hören. Trotz der enttäuschenden Ränge sieben und 15 von Michael Schumacher und Nico Rosberg zuletzt in Silverstone. "Unser Auto ist gut", beteuert der Motorsportchef von Mercedes. "Viel besser als im vergangenen Jahr. Das Problem ist nur, dass der Bereich, in dem der Wagen optimal funktioniert, sehr schmal ist

Hockenheim. Das Wort "Absturz" mag Norbert Haug nicht hören. Trotz der enttäuschenden Ränge sieben und 15 von Michael Schumacher und Nico Rosberg zuletzt in Silverstone. "Unser Auto ist gut", beteuert der Motorsportchef von Mercedes. "Viel besser als im vergangenen Jahr. Das Problem ist nur, dass der Bereich, in dem der Wagen optimal funktioniert, sehr schmal ist. Passt alles, sind wir ganz vorne dabei. Stimmt nur etwas nicht, bist du ganz schnell auch mal weit hinten." Wie in Silverstone."Aber das geht anderen, wie etwa McLaren, genauso", sagt Haug. "Es gibt sieben, acht Teams, die in dieser Saison um Siege mitfahren. Eine solche Dichte gab es an der Spitze der Formel 1 noch nie."

Michael Schumacher jedenfalls ist optimistisch. Er und Hockenheim - das ist eine ganz besondere Beziehung. Der Mercedes-Pilot begeht an diesem Wochenende seinen 20. Jahrestag im badischen Motodrom. 1992 bestritt er seinen ersten Grand Prix auf seiner Hausstrecke, 1995 raste er im Benetton zum ersten Heimsieg, drei weitere folgten im Ferrari, der letzte in seinem Abschiedsjahr 2006. "Ich glaube, dass wir das schwierigste Rennen hinter uns haben", sagt Schumacher: "Das war England. Der Kurs hier in Hockenheim passt viel besser zu unserem Auto. Ein Podiumsplatz sollte drin sein."

Ein bisschen gefeiert wurde jedenfalls schon. Am Donnerstagabend lud Mercedes an der eigenen Tribüne zu einer Grillparty ein. Auch viele Fahrer und Verantwortliche anderer Teams schauten vorbei. Einer der größten Partygänger der Formel 1 war nur ganz kurz da: Lewis Hamilton. Der Brite, nach dem achten Platz in Silverstone nur noch WM-Vierter, ließ sich abseits der Strecke in Hockenheim ohnehin nur selten blicken. Und das, obwohl er hier ein Jubiläum feiert: sein 100. Rennen. Bei den englischen Journalisten sorgte er immerhin für den Lacher des Tages. "Ich habe die Enttäuschung von Silverstone weggesteckt und mich intensiv auf das Rennen vorbereitet", ließ er ausrichten.

Wie das aussah, war in der englischen Klatschpresse zu lesen: Er zog um die Häuser und feierte mit ein paar Freunden und zehn Frauen in einer Hotelsuite. Freundin Nicole Scherzinger tourte zu der Zeit in den USA. "Sie kocht vor Wut", erzählte eine Freundin. Schon länger steht Hamilton in der Kritik, abseits der Piste ins Schlingern zu kommen.

Sebastian Vettel würden solche Ausrutscher eher nicht passieren. Dazu ist der Hesse zu bodenständig. Der Titelverteidiger, in der WM-Wertung satte 29 Punkte hinter Fernando Alonso (129), steht vor dem Heimrennen unter Druck. Alonso droht an der Spitze zu enteilen, Teamkollege Mark Webber (116) könnte ihm teamintern den Rang ablaufen. Hinzu kommt ein "Heimfluch": Noch nie konnte Vettel den Deutschland-Grand-Prix gewinnen. 2009 Zweiter, 2010 Dritter, 2011 Vierter. Dennoch gibt sich der Heppenheimer locker. Der Red Bull ist zuletzt besser geworden. Vettel sagt: "Wir werden voll angreifen. Ein Sieg wäre ein Traum."

In der Gute-Laune-Wertung führt der Heppenheimer jedenfalls klar. Als Schumacher in der Pressekonferenz vorschlägt, Vettel könne doch den insolventen Nürburgring kaufen, kontert Vettel: "Du hast den dickeren Geldbeutel." Dann berichtet er von seinem ersten Besuch in Hockenheim: "Das war 1992, freitags. Es hat geregnet wie verrückt. Die Autos sind bloß eine Runde gefahren, dann sofort wieder in die Box." Das sollte am Sonntag nicht der Fall sein, wenn auch einige seiner Kollegen auf Regen hoffen.

Hintergrund

Fährt er oder fährt er nicht im nächsten Jahr? Die Vertragsverlängerung von Michael Schumacher mit Mercedes war auch im Vorfeld des Hockenheim GP ein Thema. Doch weder der Rekordweltmeister noch Mercedes-Sportchef Norbert Haug ließen sich in die Karten schauen. Haug meinte: "Wir haben noch ein paar Rennen Zeit. Michael ist unser erster Ansprechpartner, und ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden." Im verregneten Freitags-Training sorgte Schumacher kurz vor Schluss für einen Knalleffekt. Eingangs des Motodroms flog er mit seinem Mercedes in die Leitplanken. "Ganz klar mein Fehler. Ich war gerade am Funk. Tut mir leid für meine Mechaniker, die jetzt viel Arbeit haben", meinte der Formel-1-Pilot. wip/kos

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