Ein Glas Rioja in Bordeaux

Évian · Am Samstag ist es soweit: Deutschland trifft in der Weinstadt Bordeaux im EM-Viertelfinale auf Italien. Wie Bundestrainer Joachim Löw spielen lassen will, ist noch offen. Sicher ist: Die Mannschaft will den Sieg.

 Bundestrainer Joachim Löw (rechts) und sein Assistent Marcus Sorg beobachten die Trainingseinheit ihrer Nationalspieler. An diesem Samstag um 21 Uhr wird es gegen Italien ernst. Foto: Dedert/dpa

Bundestrainer Joachim Löw (rechts) und sein Assistent Marcus Sorg beobachten die Trainingseinheit ihrer Nationalspieler. An diesem Samstag um 21 Uhr wird es gegen Italien ernst. Foto: Dedert/dpa

Foto: Dedert/dpa

Bordeaux hat den Italienern sehr viel zu verdanken. Die Römer legten dort ein Weinbaugebiet an, das heute Bordelais heißt. Gemäßigtes Klima, kalkreicher Boden, 800 Millionen Flaschen Roten produzieren die Bordelaiser dort jedes Jahr. Ob sie daher an diesem Samstag den Italienern im heimischen Nouveau Stade die Daumen drücken oder doch eher den Deutschen, ist nicht klar. Klar ist: Es ist ein Viertelfinalspiel dieser Fußball-EM in Frankreich. Um 21 Uhr (ARD ) pfeift es der Ungar Viktor Kassai an, und viele Fans erwarten, dass dieses Spiel so gut schmecken wird wie ein Château Latour aus dem Jahr 1961.

Aus saarländischer Sicht natürlich nur im Falle eines deutschen Sieges. Mal abgesehen von den 22 000 Italienern, die an der Saar gerne mal einen Moselwein trinken. Die Spieler der Deutschen vielleicht auch, aber sicher nicht unter der Woche vor dem Spiel, da die bisherige Bilanz gegen Italien sehr bitter schmeckt. Acht Siege, zehn Unentschieden, 15 Niederlagen. Noch kein Sieg bei einem großen Turnier. Aber: "Wir haben keine Angst vor den Italienern", sagt Joachim Löw . Und: "Wenn wir unser Niveau abrufen, haben wir gute Chancen. Ich habe ein gutes Gefühl."

Welche Formation er aufs Feld schicken wird, ließ er offen. Viererkette, Dreierkette? Alle sind fit. Jonas Hector und Joshua Kimmich spielten bisher in der Viererkette eher Links- und Rechtsaußen als Außen-Verteidiger. So könnte Löw gegen Italien spielen lassen - um deren Außenverteidiger zu binden. Nachteil: Mats Hummels und Jérôme Boateng stünden mit Italiens Stürmern Éder Citadin Martins und Graziano Pellè alleine hinten. Riskant. Auch wenn Toni Kroos oder Sami Khedira defensiver spielen würden. Oder gar Bastian Schweinsteiger ? Er ist bereit für einen Einsatz.

Oder Löw lässt mit Dreierkette spielen, wie beim 4:1-Testspielsieg über Italien im März. "Das ist schon eine Option", sagt er. Auch Hummels kann sich "vorstellen, dass der Bundestrainer mit Dreierkette spielen lässt". Er und die anderen Innenverteidiger kennen das System: "Wir haben es alle schon hier und im Verein gespielt, kein Problem." Maximal für Hector oder Kimmich. Einer - oder beide - müssten auf die Bank, da Löw im Dreierketten-Fall einen weiteren defensiven Mittelfeldspieler und einen weiteren Innenverteidiger bringen könnte. Schweinsteiger, Benedikt Höwedes , Shkodran Mustafi ? Kroos würde dann in die offensive Zentrale rücken, Draxler und Özil auf die Halb-Außenbahnen.

Irgendwas wird sich Löw überlegt haben. Vielleicht bei einem Glas Rotwein? Dabei wird ihm auch aufgefallen sein, dass Jérôme Boateng , Hummels, Sami Khedira , Mesut Özil sowie Kimmich von einer Sperre bedroht sind. Aber das ist kein Hemmschuh für Boateng: "Ich werde nicht daran denken. Ich werde reingehen wie immer." Wird er müssen, um zu helfen, dieses vermeintliche Italien-Trauma der Deutschen zu beenden. An dem leidet Toni Kroos nicht: "Erklären Sie mir mal, warum ich ein Italien-Trauma haben soll. So oft habe ich noch gar nicht gegen sie gespielt", sagt er.

Letztlich bleiben viele Fragen offen. Nur so viel steht fest: Wenn Löw nach dem Sieg genüsslich ein Glas seines spanischen Lieblingswein Rioja trinkt, dann wird er immer wieder gerne an Bordeaux denken.

Zum Thema:

auf einen blick Voraussichtliche Mannschaften: Deutschland: Neuer (FC Bayern München /30 Jahre/69 Länderspiele) - Kimmich (FC Bayern München /21/3), Boateng (FC Bayern München /27/63), Hummels (Borussia Dortmund/27/49), Hector (1. FC Köln/26/18) - Khedira (Juventus Turin/29/64), Kroos (Real Madrid/26/69) - Müller (FC Bayern München /26/75), Özil (FC Arsenal/27/77), Draxler (VfL Wolfsburg/22/22) - Gomez (Besiktas Istanbul/30/67). Italien: Buffon (Juventus Turin/38/160) - Barzagli (Juventus/35/60), Bonucci (Juventus/29/61), Chiellini (Juventus/31/87) - Florenzi (AS Rom/25/20), Sturaro (Juventus/23/3), Parolo (Lazio Rom/31/23), Giaccherini (FC Bologna/31/28), De Sciglio (AC Mailand/23/25) - Pellè (FC Southampton/30/16), Eder (Inter Mailand/29/13). dpa

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