Ein gewachsener Rücktritt

Leogang. Der Olympia-Stress war es. Trotz oder gerade wegen zwei Mal Gold. "Ich habe das erste Mal über das Aufhören nachgedacht nach Olympia. Das ist jetzt zwei Jahre her. Da habe ich das erste Mal im Frühjahr den Gedanken gehabt, Mensch, willst du das überhaupt noch?", sagte Magdalena Neuner am Tag nach der über ihre Internetseite verbreiteten Rücktrittsankündigung

Leogang. Der Olympia-Stress war es. Trotz oder gerade wegen zwei Mal Gold. "Ich habe das erste Mal über das Aufhören nachgedacht nach Olympia. Das ist jetzt zwei Jahre her. Da habe ich das erste Mal im Frühjahr den Gedanken gehabt, Mensch, willst du das überhaupt noch?", sagte Magdalena Neuner am Tag nach der über ihre Internetseite verbreiteten Rücktrittsankündigung. "Die Leute sollten wissen, wie ich darüber denke", begründete Neuner ihre Entscheidung, das Karriereende im kommenden März auf diese Art und Weise publik zu machen: "Der Text ist gereift, ist gewachsen. Da ist wirklich viel Herz drin." Die Chance auf eine Rückkehr in den Biathlon-Zirkus bezifferte die Doppel-Olympiasiegerin so: "Klitzeklein vielleicht, circa zwei Prozent. Also eher nicht."

"Viele Beweggründe"

Draußen schneite es, drinnen im Hotel saß die Rekord-Weltmeisterin mit schicker Frisur in Jeans und roter Strickjacke. Sie erzählte eine halbe Stunde lang, warum sie mit nur 25 Jahren am Ende der Saison ihre so erfolgreiche Karriere beenden wird. "Es gibt viele Beweggründe. Es ist aber nicht so, dass ich keinen Bock mehr habe auf Sport. Ich habe unheimlich viel Spaß an dem Sport", sagte sie. Später stellte sie fest - und das Lächeln aus dem Gesicht war verschwunden: "So schön es war, bei Olympia zu gewinnen, am Ende bist du nur rumgeschubst worden. Das hat mich zum Nachdenken gebracht."

Was sie nach dem Winter machen wird, hat sie nicht verraten. "Jetzt mal ehrlich", sagte sie und schaute mit ernstem Gesichtsausdruck in die Runde: "In Zukunft werde ich ,Wetten, dass....' moderieren. Deshalb habe ich auch keine Zeit mehr für den Sport." Dann lächelte die 24-Jährige über ihren Witz. Überhaupt war sie gut drauf. So sollte ihre Mannschaftskollegin Miriam Gössner allen Journalisten sagen: "Wir sind froh, dass die blöde Kuh weg ist."

Doch noch ist Deutschlands Vorzeige-Biathletin da. "Eigentlich wäre es mir am liebsten, dass ich mich in Zukunft auf den Sport konzentrieren kann. Ich möchte den Kopf freihaben für die Wettkämpfe." Die zweimalige Gesamtweltcup-Siegerin wird beim Finale in Chanty-Mansijsk, wo sie Mitte März ihren zehnten WM-Titel gewonnen hat, ihre letzten Rennen bestreiten. "Dann wird gefeiert", kündigte sie an.

Vorher steht die Heim-Weltmeisterschaft in Ruhpolding (29. Februar bis 11. März) auf dem Programm. "Ich werde mich vielleicht noch mehr ins Zeug legen, als sonst", sagte sie. Mit sechs Medaillen will sie in ihrer bayerischen Heimat glänzen. Und in Hochfilzen will sie an diesem Freitag und am Samstag im Sprint und in der Verfolgung ihr Gelbes Trikot der Weltcup-Spitzenreiterin verteidigen.

Der Rummel in ihrem Heimatort Wallgau war groß, als die Entscheidung publik wurde. "Als die Nachricht raus kam, ging es dermaßen ab. Ich habe mal die Fußspuren im Garten gezählt", erzählte Neuner. "Ich war teilweise etwas schockiert, denn Werte, die ich mitgekriegt habe, wie Anstand und Respekt wurden mir gestern teilweise nicht so entgegengebracht."

magdalena-neuner.de

"So schön es war,

bei Olympia zu gewinnen, am Ende bist du nur rumgeschubst worden."

Magdalena Neuner

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