„Ein geiles Gefühl, wieder fliegen zu können“

Zweibrücken · Zwei Monate vor den Leichtathletik-Titelkämpfen in Peking kommt Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken nach einem Seuchenjahr rechtzeitig wieder in Schwung.

Nach der Rückkehr in die absolute Weltspitze hatte Raphael Holzdeppe ein breites Grinsen im Gesicht. "Ich bin wirklich wunschlos glücklich", sagte der Stabhochspringer erleichtert, nachdem er am Sonntag bei den Team-Europameisterschaften im russischen Tscheboxari 5,85 Meter gemeistert hatte: "Es ist einfach nur ein geiles Gefühl, wieder fliegen zu können."

Viel zu lange hatte Holzdeppe auf diesen kurzen Moment der Schwerelosigkeit verzichten müssen. Nach seinem sensationellen Gold-Coup bei der WM 2013 in Moskau war das Supertalent aus Zweibrücken durch ein tiefes Tal gegangenen, Rückenbeschwerden und muskuläre Probleme hatten den 25-Jährigen immer wieder zurückgeworfen. Die Saison 2014 war für den Höhenjäger ein absolutes Seuchenjahr. Doch zwei Monate vor den Weltmeisterschaften in Peking (22. bis 30. August) ist Holzdeppe endlich wieder da.

"Dieses Jahr haben sich die Verletzungen bei mir in Grenzen gehalten, ich konnte die Vorbereitung ohne Probleme absolvieren, habe jetzt meinen Rhythmus gefunden", sagte Holzdeppe, der sich in Tscheboxari nur seinem Dauerrivalen und Olympiasieger Renaud Lavillenie geschlagen geben musste. Aber das konnte seine Laune nicht trüben: Holzdeppe bestieg das Flugzeug zurück in die Heimat mit dem guten Gefühl, das Stabhochspringen nicht verlernt zu haben.

"Irgendwann die Puste weg"

"Ich bin vollkommen zufrieden", sagte Holzdeppe nach der Verbesserung seiner Saisonbestleistung um fünf Zentimeter: "Ich bin das erste Mal seit 18 Monaten aus vollem Anlauf gesprungen, die ersten Wettkämpfe waren noch aus verkürztem Anlauf." Und so konnte er wieder sein ganzes Potenzial andeuten. "Die Versuche über 5,90 Meter waren knapp, aber dann war irgendwann die Puste weg, denn die Sprünge waren kurz nacheinander", sagte Holzdeppe.

Trainer Andrej Tiwontschik, zu dem Holzdeppe nach einem kurzen Abstecher nach München vor einem Jahr zurückgekehrt war, gibt seinem Schützling das verlorene Gefühl und Selbstvertrauen zurück. Kurz vor der WM in China fordert der Titelverteidiger ganz frech sogar den französischen Überflieger und absoluten Gold-Favoriten Lavillenie heraus. Jeder sei schlagbar, sagte er, man müsse ihn eben richtig "unter Druck setzen".

Doch vorher hat sich Holzdeppe noch ein etwas bescheideneres Ziel gesteckt. Der Weltmeister , der Olympia- und EM-Dritte von 2012 wurde tatsächlich noch nie deutscher Meister. "Dieses Jahr soll es endlich klappen", sagte er mit Blick auf die nationalen Titelkämpfe in Nürnberg am 25./26. Juli: "Ich freue mich richtig auf Nürnberg." Und danach will er mit einem Grinsen im Gesicht nach China fliegen.

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