Ein Fiasko und der pure Hass
Köln. Erst das 179-Sekunden-Fiasko im Ring, dann Hass-Tiraden auf Gossen-Niveau - und schließlich ein schwer verletzter Herausforderer: Der K.o
Köln. Erst das 179-Sekunden-Fiasko im Ring, dann Hass-Tiraden auf Gossen-Niveau - und schließlich ein schwer verletzter Herausforderer: Der K.o.-Sieg von Box-Weltmeister Vitali Klitschko gegen den Kubaner Odlanier Solis Samstagnacht in Köln hinterließ fragende Gesichter, ein gellendes Pfeifkonzert und ein unwürdiges Nachspiel zwischen Solis-Promoter Ahmet Öner und Klitschkos Manager Bernd Bönte.Solis war nach dem Kampf sofort ins Krankenhaus gebracht worden. Die niederschmetternde Diagnose laut seinem Arena-Boxstall: Riss des vorderen Kreuzbandes und des äußeren Meniskus sowie ein Knorpelschaden im rechten Knie. Während Solis untersucht wurde, ging es in der Lanxess-Arena heiß her. "Asozialer" und "Krimineller" waren noch die saubersten Vokabeln, die auf der Pressekonferenz hin- und herflogen. Weil Bönte sich nicht an Öners gebrülltes "Halt die Fresse" halten wollte, rutschten die Promoter in die Fäkalsprache ab, so dass eine Fotografin entnervt aufsprang und "Hört endlich auf!" schrie. Schluss war jedoch noch nicht.
Manager Bönte hegt eine abgrundtiefe Abneigung gegen Öner, der wegen seiner Ausraster berüchtigt ist, sich einst bei einem Kampfabend in Hamburg mit Sicherheitskräften eine wilde Schlägerei geliefert hatte und im vergangenen Jahr wegen Erpressung, Körperverletzung und Nötigung zu einer 22-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden war. "Öner hat meine Familie bedroht und mich drei Mal geschlagen", erklärte Bönte.
Der Grund für die Auseinandersetzung war das dramatische Ende des Kampfes, der nicht hielt, was er versprach: Unmittelbar vor dem Gong zum Ende ersten Runde hatte Klitschko den Exil-Kubaner leicht an der Schläfe getroffen. Solis strauchelte ein wenig benommen im Rückwärtsgang, verdrehte sich dabei das rechte Knie, fiel hin und konnte nicht mehr stehen. Der Ringrichter zählte den wankenden Solis an, schaute ihm in die Augen und erkannte schließlich auf K.o..
Dabei hätte es laut Klitschko "eine Schlacht" werden sollen. In der Tat war Solis' Kurzauftritt vielversprechend und kündigte ein starkes Duell an.
Weil Klitschkos Rechte indes keineswegs verheerend war, sieht Ahmet Öner sie nicht als Ursache für das schnelle Ende an. Klitschko selbst räumte ein, es sei "kein ,Blackout'-Treffer" gewesen. Seinen ersten Eindruck, Solis simuliere, korrigierte er später.
"Wenn Vitali ein echter Mann ist und er bis dahin noch nicht zurückgetreten ist, tritt er noch einmal gegen Solis an", sagte Manager Öner und ergänzte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Vitali stolz auf einen Sieg ist, der auf einem Unfall und einer Verletzung beruht."
Die 19 000 Zuschauer waren derweil außer sich vor Enttäuschung und Wut, pfiffen, was das Zeug hielt, und waren deutlich lauter als das gesamte Vorprogramm mit der Pop-Gruppe Roxette und der nachgebildeten Dom-Glocke. Nicht einmal drei Minuten hatte jene Vorstellung gedauert, für die sie auf den billigsten Plätzen unterm Dach der Arena mindestens 25 Euro oder gar bis zu 600 Euro mit Vip-Bewirtung hingelegt hatten. "Es tut mir leid für die Zuschauer", entschuldigte sich Klitschko. dpa
"Wenn Vitali ein echter Mann ist, tritt er noch einmal gegen Solis an."
Ahmet Öner, Manager von Odlanier Solis