Ein fast unüberwindbares Hindernis

Plowdiw. Die Fechtwelt verneigt sich einmal mehr in Ehrfurcht vor Britta Heidemann. Cool bis in die Klingenspitze, mit Nerven aus Stahl, auf der Planche abgezockt bis zum Letzten - so schloss die 26-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen im bulgarischen Plowdiw mit dem 15:8 gegen die Russin Anna Siwkowa einen außergewöhnlichen Kreis persönlicher Erfolge

Plowdiw. Die Fechtwelt verneigt sich einmal mehr in Ehrfurcht vor Britta Heidemann. Cool bis in die Klingenspitze, mit Nerven aus Stahl, auf der Planche abgezockt bis zum Letzten - so schloss die 26-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen im bulgarischen Plowdiw mit dem 15:8 gegen die Russin Anna Siwkowa einen außergewöhnlichen Kreis persönlicher Erfolge. "Weltmeisterin, Olympia-Siegerin und Europameisterin hintereinander, das ist unglaublich", sagte die überragende Degen-Fechterin der Gegenwart nach ihrem ersten Einzel-Gold bei einer Europameisterschaft. Für Manfred Kaspar, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, war es "gewissermaßen der Grand Slam". Dabei wackelte Heidemann, die bei den Olympischen Spielen 2008 Gold holte, nicht nur einmal mächtig, ehe sie im Messezentrum der Stadt Plowdiw ihren Jubel herausschreien durfte. Vorrunde: fünf Mal auf die Planche, fünf Siege, alles kein Problem. Runde der besten 64: Freilos, überhaupt kein Akt. Aber dann wurde es mehr als eng: Im 32er-Tableau, im Viertelfinale und in der Vorschlussrunde lag jeweils nur ein Treffer zwischen der Deutschen und ihren Kontrahentinnen. Darüber habe sie sich keine Gedanken gemacht, räumte Heidemann später ein. Heidemanns früherer Trainer Kaspar sah alles so kommen, wie es tatsächlich geschah: "Die letzten Treffer in diesen engen Gefechten hat sie mit absoluter Entschlossenheit gesetzt. Das siehst du schon vorher am Blick." Zudem sei bei seiner Top-Athletin, die sich nach dem Abendessen ein Glas Erfolgssekt gönnte, das Selbstvertrauen sehr stark ausgeprägt. "Das kannst du aber nicht wie auf Rezept verordnen oder einfach einschalten", sagte Kaspar. Heidemann hat es einfach drauf, nicht nur auf der Planche. Ob sie vor oder nach Olympia medial im Mittelpunkt stand, hier in einer Talk-Show, da bei "Wetten, dass. ..?" oder in sonstigen TV-Sendungen auftritt, obwohl sie keinen Titel gewonnen hat - die Fechterin packt es an und macht es zum Erfolg. Irgendwie fast immer, obwohl Kaspar noch in Plowdiw prophezeite, "dass sie auch einmal wieder den letzten Treffer kassieren wird". Doch im Moment, dessen ist sich der Sportdirektor sicher, wird das der Konkurrenz so schnell nicht möglich sein: "Die ganze Welt weiß, dass sie ein ziemlich unüberwindbares Hindernis darstellt."

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