Ein echtes Organisations-Talent

Püttlingen. Der Tag endet meist, wie er beginnt: mit Sport. So auch heute. Bei einem kleinen Abendsportfest im Rehlinger Bungertstadion lässt Simon Hechler (21) den Tag ausklingen. "Wettkampf ist das beste Training", sagt er. Das ist die Einstellung des Zehnkämpfers des LA-Teams Saar

Püttlingen. Der Tag endet meist, wie er beginnt: mit Sport. So auch heute. Bei einem kleinen Abendsportfest im Rehlinger Bungertstadion lässt Simon Hechler (21) den Tag ausklingen. "Wettkampf ist das beste Training", sagt er. Das ist die Einstellung des Zehnkämpfers des LA-Teams Saar.

Entscheidung gegen Fußball

Bei seinem Zehnkampf zuletzt in Bernhausen stand der Mehrkämpfer vor allem mit dem Kugelstoßen auf Kriegsfuß. Und auch im Hochsprung blieb er hinter seiner Bestleistung zurück. Diesen beiden Disziplinen stellt er sich an diesem Abend. Und stößt 12,05 Meter aus dem Stand. Glücklich ist er mit dieser Weite nicht. "Nach meiner Rückenverletzung im vergangenen Jahr habe ich das Kugelstoßtraining zurückgestellt. Mir fehlen einfach noch die Technik und das Gefühl für die Kugel", lautet sein Fazit.

Der Hochsprung hebt die Laune. Seine persönliche Bestleistung von 1,90 Meter kann er bestätigen und reißt nur knapp die 1,92 Meter. "Ich weiß, dass ich mehr drauf habe, aber für ein Training - mehr war es ja nicht - bin ich mit diesem Ergebnis zufrieden", sagt Hechler. Ersatztrainer ist an diesem Tag Todd Henson, der neue Landestrainer beim Saarländischen Leichtathletik-Bund. Bei fast jedem Wettkampf dabei: Hechlers persönlicher Fanclub, bestehend aus seiner Mutter und Freundin Anke.

Als Hechler mit seinen Eltern und den beiden Geschwistern vor 15 Jahren ins Saarland zieht, spielt er zunächst Fußball. Bald folgt er seiner großen Schwester zur Leichtathletik. Sein Vorbild ist Zehnkämpfer Frank Busemann. "Da war ich acht Jahre alt und fand den total super", sagt Hechler. Jedoch erst mit 15 Jahren entscheidet er sich endgültig gegen den Fußball - und für die Leichtathletik. Dann geht alles sehr schnell: Bereits 2005 springt der talentierte Hechler 7,22 Meter weit und wird deutscher Meister. Es folgen weitere Erfolge, bis er sich im vergangenen Jahr schwer am Rücken verletzt und aussetzen muss.

An erster Stelle steht für den Fünftplatzierten der U20-Europameisterschaften 2007 jedoch nicht der Sport, sondern das Studium. Hechler studiert im zweiten Semester Materialwissenschaften und Werkstofftechnik in Saarbrücken und wird innerhalb seines Studiums zwei Semester in Schweden und den USA Maschinenbau studieren. Nach seinem Doppel-Bachelor-Abschluss möchte er noch den Master dranhängen und vielleicht sogar seinen Doktor machen.

35 Stunden die Woche verbringt der ehrgeizige Student in Vorlesungssälen an der Universität des Saarlandes. Dazwischen lernt er für Klausuren - und er trainiert. "Ich stimme den Sport auf das Studium ab. Als Athlet gucke ich, wie weit ich komme. Aber ich werde nie wirklich vom Sport leben können", setzt er klar Prioritäten.

Als Einzelkämpfer kann er trainieren, wann er will. Bei seinem Verein ist meist immer einer seiner Trainer da. Momentan umfasst das Training acht bis zehn Einheiten in der Woche. Zwei Mal die Woche stärkt er seine Rumpfmuskulatur bei Oli Mühlbredt. Montag, Mittwoch und Freitag stehen Techniktraining sowie Sprints und Läufe auf dem Plan. Dienstags stemmt er Gewichte. Donnerstag: Stabhochsprungtraining bei Wolfgang Raubuch vom TV Püttlingen, einem der Vereine aus der Startgemeinschaft LA-Team Saar. Samstag: Wurftraining bei Christine Ecker. Wenn nicht gerade ein Wettkampf ansteht, bleibt der Sonntag sein einziger freier Tag. Die wenige freie Zeit, die ihm bleibt, verbringt Simon Hechler am liebsten mit Freundin Anke. Er wohnt in einem kleinen Zimmer an der Sportschule in Saarbrücken, ist aber auch oft in Homburg bei seinen Eltern, wo auch seine Freundin wohnt.

Der Traum von Olympia

Seine Ziele, sportliche wie berufliche, verliert Hechler nie aus den Augen. Mit einem neuen Sponsor will er spätestens nächste Saison wieder voll durchstarten und die magische 8000-Punkte-Marke knacken, die einen guten von einem sehr guten Zehnkämpfer unterscheidet. Über 7700 Punkte möchte er bereits bei seinem nächsten Wettkampf, dem Thorpe-Cup in Marburg am 8. und 9. August, erreichen. Die Weltmeisterschaften in Berlin, die eine Woche später starten, wird Hechler, der im B-Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes steht, dagegen nur als Zuschauer erleben. Einen Traum hat der 21-Jährige dennoch: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London.

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