Ein echter Straßenfußballer

München. Sein Name geht selbst den größten Bayern-Sympathisanten noch nicht so leicht über die Lippen. "Xherdiri", riefen einige Fans in Unterhaching dem Schweizer Xherdan Shaqiri zu, als dieser zum Mannschaftsbus joggte. Die korrekte Aussprache seines Namens werden sie bestimmt noch lernen

München. Sein Name geht selbst den größten Bayern-Sympathisanten noch nicht so leicht über die Lippen. "Xherdiri", riefen einige Fans in Unterhaching dem Schweizer Xherdan Shaqiri zu, als dieser zum Mannschaftsbus joggte. Die korrekte Aussprache seines Namens werden sie bestimmt noch lernen. Denn eines war schon nach dem ersten Testspiel von Fußball-Bundesligist Bayern München am Dienstagabend zu erkennen: Dieser 1,69 Meter kleine Kicker könnte die große Überraschung der Saison werden. Der 20-Jährige deutete beim 1:0 gegen Drittligist Spvgg. Unterhaching in einigen Szenen seine große Begabung an. Den Ball führt er so eng am Fuß wie einen sechsten Zeh. Er ist schnell, wendig, trickreich."Ein echter Straßenfußballer", sagte Trainer Jupp Heynckes in schwärmerischem Tonfall. Eine Woche ist Shaqiri nun in München und trainiert mit der Mannschaft. "Schwere Beine" habe er, aber ansonsten fühle er sich "sauwohl in der Stadt". Dass seine forsche Art auf und außerhalb des Platzes sowohl beim Publikum als auch bei den Medien ankommt, war in Unterhaching sehr gut zu beobachten. Als letzter Profi schlurfte er in Richtung Bus, weil er so viele Interviewwünsche zu erfüllen hatte. "Für uns war es wichtig, dass wir zum ersten Mal in einem richtigen Spiel auf dem Platz standen", sagte er nach seinem ersten Auftritt im Bayern-Trikot. Dass ihm der große Trubel um seine Person nichts ausmacht, zeigte er schon bei seiner Vorstellung, als er forsch davon erzählte, dass der FC Bayern "der perfekte Verein für mich ist. München braucht Gewinnertypen".

Dass er als Fußballer nur eine Richtung, nämlich nach oben, kennt, war schon früh abzusehen bei dem Jungen, der im Kosovo geboren worden ist und als Kind mit seiner Familie in die Schweiz auswanderte. Mit 17 erhielt er beim FC Basel seinen ersten Profi-Vertrag. Mit 18 erzielte er sein erstes Tor. Mit 19 schoss er in der Nationalelf seinen ersten Hattrick. Dass er sich deshalb mit 20 nun auch beim deutschen Rekordmeister durchsetzen wird, ist für ihn fast schon die logische Konsequenz. "Ich bin als Spieler sehr polyvalent einsetzbar", sagte Shaqiri in Unterhaching. Da war es wieder, das Wort Polyvalenz, das Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre in der Bundesliga hoffähig gemacht hat. Frei ins Fußballdeutsche übersetzt heißt das, dass Shaqiri in dem prominent besetzten Bayern-Kader überall und nirgendwo spielen kann. In Unterhaching agierte er als hängende Spitze. "Ich will mich gar nicht festlegen, wo ich spiele", sagte Shaqiri: "Ich kann im Zentrum hinter den Spitzen spielen und ebenso auf den Flügeln eingesetzt werden." Auf den Flügeln also. Dort sind die noch - wie die deutschen Nationalspieler - urlaubenden Franck Ribery und Arjen Robben die auffälligsten Bayern-Spieler. Bisher. Shaqiris Aufgabe in München wird es sein, "den etablierten Profis Dampf zu machen", wie es Heynckes formulierte.

Damit er sich in der Millionenstadt nicht so einsam fühlt, falls er doch mal die Schattenseiten eines Profi-Fußballers auf der Bank kennenlernen sollte, ist Shaqiris Bruder Arianit mit nach München gezogen. Ohnehin ist die Verbindung zur Familie, die in der Nähe von Basel wohnt, eng. Seine Geschwister kicken immer mit: Die Namen seiner Schwester Medina Shaqin und seiner Brüder Erdin und Aranit sind in seine Fußballschuhe gestickt. dapd

Am Rande

Eineinhalb Monate vor dem Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga sind alle Liga-Heimspiele des FC Bayern München ausverkauft. Die 17 Partien sind überbucht. Bestellungen werden bis Sonntag entgegen genommen, dann werde über die Zuteilung entschieden, teilt der Verein mit. Die Allianz Arena fasst 69901 Besucher. Der FC Bayern erwartet somit kommende Saison mehr als 1,1 Millionen Zuschauer bei Liga-Spielen. Der Verkauf von Dauerkarten war bei 39 500 abgesetzten Karten gestoppt worden. dapd

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