Ein Duell, das keines ist

Leipzig. Eigentlich war es eine Allerwelts-Aussage. Aber im Duell der nominell einzigen Stürmer im Kader der Nationalmannschaft für die Fußball-Europameisterschaft waren die paar Worte bedeutsam. "Ich fühle mich sehr fit. Und wir haben ja noch eine Woche", sagte Miroslav Klose nach dem 2:0 am Donnerstagabend in der EM-Generalprobe gegen Israel in Leipzig

Leipzig. Eigentlich war es eine Allerwelts-Aussage. Aber im Duell der nominell einzigen Stürmer im Kader der Nationalmannschaft für die Fußball-Europameisterschaft waren die paar Worte bedeutsam. "Ich fühle mich sehr fit. Und wir haben ja noch eine Woche", sagte Miroslav Klose nach dem 2:0 am Donnerstagabend in der EM-Generalprobe gegen Israel in Leipzig. Er lächelte, aus seiner Mimik sprach Gelassenheit, Selbstbewusstsein, ja Überlegenheit. Kurz zuvor eilte Mario Gomez zum Mannschaftsbus. Wortlos. Der 26-Jährige hätte sich durchaus ebenso gelassen zu seiner Leistung äußern können. Sie war nicht überragend, aber effektiv.Der Stürmer von Bayern München traf zum 1:0 (40. Minute) und lieferte Bundestrainer Joachim Löw ein Argument, ihn am 9. Juni im ersten Gruppenspiel gegen Portugal von Beginn an zu bringen. Doch Gomez wollte sich wohl Stellungnahmen zur Frage, ob er oder Klose stürmen wird, ersparen. "Die Quote hilft uns allen, hilft ihm und der ganzen Nationalmannschaft. ,Miro' und er sind beide in der Lage, Tore zu machen. Wir werden sie beide benötigen, wenn wir Erfolg haben wollen", sagt Löw. Das ist eine Wertschätzung für die besten deutschen Torjäger der vergangenen Jahre, aber eben keine, aus der Gomez schließen kann, ob er gegen Portugal erste Wahl ist.

Wenn Klose bis zum Auftaktspiel seine Beschwerden überwunden hat, steht er an seinem 34. Geburtstag beim Anpfiff auf dem Platz. Der Stürmer von Lazio Rom konnte im Trainingslager nicht immer am Mannschaftstraining teilnehmen, weil ihn Rückenprobleme plagten. In Leipzig hatte er Beschwerden am Knöchel.

Wenn man die nackten Zahlen zu Grunde legt, müsste Gomez die Nase vorn haben. 43 Tore in Liga, Pokal, Champions League und Nationalelf erzielte er in dieser Saison. In den vergangenen zwei Jahren traf er für die Bayern in der Liga in 65 Spielen 54 Mal. In den vergangenen elf Länderspielen gelangen ihm acht Tore. In der Saison 2010/2011 hatte Gomez bei den Bayern Klose als Nummer eins im Sturm abgelöst und in die Flucht nach Italien zu Lazio Rom getrieben.

All die Mühen haben sich in der Nationalelf für Gomez nicht wirklich ausgezahlt. Warum? Klose passt besser zu Spiel der Nationalmannschaft, besser gesagt, zum Spiel, das Löw so schätzt. Er ist ein spielender Stürmer.

Der Unterschied zu Gomez wurde sichtbar, als Klose in der 67. Minute für ihn reinkam. Plötzlich wurde es auf den Außenbahnen lebhafter, weil Klose als Anspielstation mehr bietet. Er ist ununterbrochen in Bewegung, geht weite Wege und schafft damit Räume. Alles wirkt geschmeidig und gewitzt.

Gomez ist mehr der Vollstrecker in und am Strafraum. Aber ihm fehlen noch Tore der ganz großen Bühne, sieht man vom 2:1-Siegtreffer im Halbfinal-Hinspiel der Bayern gegen Real Madrid ab. Da hat Klose mit der Erfahrung von 116 Länderspielen und 63 Toren die Nase vorn, auch wenn er sich zu Beginn seiner Karriere mit der Kritik auseinander setzen musste, gegen große Gegner nicht zu treffen. Diesen gordischen Knoten hat er durchschlagen, mit dem 1:1 im WM-Viertelfinale gegen Argentinien 2006. 2010 war er im WM-Achtelfinale mit einem Tor gegen England (4:1) und im Viertelfinale mit einem Doppelpack gegen Argentinien (4:0) erfolgreich.

Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann gab mit seiner Meinung jüngst auch ein wenig Gedanken seines damaligen Co-Trainers Löw preis: "Gomez macht viele Tore im Club. Das ist eine extreme Konstellation, wenn man sieht, dass Klose nicht locker lässt." Klose bleibe "für mich als Trainer immer ein Wunschspieler". Er tue immer das, was für die Mannschaft am wichtigsten sei: "Klose ist für mich unantastbar." dapd

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