Ein deutscher Retter sorgt für die Wende

London · Southampton ist in. Der Club aus der Hafenstadt steht in der Liga auf Rang sieben – vor Manchester United. Gegen Deutschland zählten zuletzt drei Saints zum Nationalteam. Seit ein deutscher Unternehmer den Verein vor vier Jahren gekauft hat, geht's aufwärts.



"I'm over the moon", sagte Rickie Lambert in den vergangenen Wochen regelmäßig, wenn er nach einem Fußballspiel gefragt wurde, wie es ihm geht. Der Stürmer des FC Southampton benutzt die in England weit verbreitete Redewendung ständig, um bildhaft auszudrücken, dass er gerade überglücklich ist. Kein Wunder, denn es läuft prima für den 31 Jahre alten Kicker und seinen Club aus der Hafenstadt.

Lambert gab in dieser Saison mit 31 Jahren sein Debüt in Englands Nationalelf. Prompt erzielte er auch seinen ersten Treffer für die Three Lions. Mit Southampton steht er in der Premier League auf dem siebten Tabellenplatz - einen Rang vor Manchester United und mit Blick auf die internationalen Plätze. Seit der deutsche Unternehmer Markus Liebherr den Verein 2009 gekauft und vor dem Ruin gerettet hat, geht es aufwärts.

Vor vier Jahren im Sommer war der Club in die 3. Liga abgestiegen. Der Insolvenzverwalter hatte bereits mehrfach mit dem Kopf geschüttelt. Plötzlich tauchte der deutsche Milliardär mit Wohnsitz in der Schweiz auf, der unter anderem mit Nutzfahrzeugen reich geworden ist. Er soll etwa 13 Millionen Euro hingeblättert haben. Heute dürfte der Verein 150 Millionen wert sein.

Liebherr setzte den Italo-Schweizer Nicola Cortese als Vereins-Boss ein. Er hatte zuvor bei einer Bank in Genf reiche Sportler beraten. Für Southampton entwarf er einen Fünf-Jahres-Plan, an dessen Ende die Rückkehr ins Oberhaus stehen sollte. Dies gelang aber schon zwei Jahre früher. 2012 stieg der Club wieder in die Premier League auf. Liebherr erlebte das nicht mehr. Er starb 2010 im Alter von 62 Jahren. Seitdem gilt Tochter Katharina als Club-Besitzerin. Endgültig geklärt sind die neuen Besitzverhältnisse aber noch nicht. Die Präsidentenstelle ist vakant.

Liebherr genießt bei den Fans weiterhin hohes Ansehen. Er wird als Retter verehrt. Nach seinem Tod legten die Anhänger im Stadion Blumen, Trikots und Schweizer Fahnen nieder.

Cortese regiert den Club weiterhin zum Teil auf eigentümliche Weise. Legenden strich er die Gratis-Dauerkarte. Im vergangenen Winter entließ er Aufstiegsheld Nigel Adkins nach einem Sieg gegen Aston Villa und einem Remis beim FC Chelsea. "Ich will nicht fünf Spiele am Stück verlieren, bevor ich den Trainer rauswerfe - ich mache das lieber vorher", sagte er seinerzeit.

Es folgte der Argentinier Mauricio Pochettino. Ein Glücksgriff. Der in England unbekannte Trainer führte den Vorjahres-14. in dieser Saison in die Spitzengruppe. Die Saints gewannen beim FC Liverpool, bei Meister Manchester United gab es immerhin ein Remis. Das Konzept, auf junge englische Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen, bereitet auf der Insel nicht nur Nationaltrainer Roy Hodgson große Freude. In Adam Lallana, Jay Rodriguez und Lambert ließ er kürzlich drei Spieler von Southampton debütieren.

Besonders Lambert steht stellvertretend für die Entwicklung in Southampton. Cortese verpflichtete den Stürmer 2009 für 1,2 Millionen Euro vom Drittligarivalen aus Bristol. Sein Marktwert dürfte sich mittlerweile beinahe verfünffacht haben. Southampton habe sein Leben verändert, sagt Lambert. Nachdem der Profi zwischenzeitlich in einer Rote-Bete-Fabrik Deckel auf Gläser geschraubt hatte, um sich über Wasser zu halten, ist er nun ein heißer WM-Kandidat und fiebert wie die gesamte Fußball-Welt der Auslosung am Freitag entgegen. Und am liebsten würde dann im nächsten Sommer in Brasilien von den Reportern gefragt werden, wie es ihm denn gehe.

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