Ein Derby mit allen Zutaten

Homburg · 0:1 hinten gelegen, Spiel gedreht, 3:1 geführt und dann doch nicht gewonnen – das Regionalliga-Derby gegen den 1. FC Saarbrücken glich aus Sicht des FC Homburg einer wilden Achterbahnfahrt.

 Die Anzeigetafel über dem prächtig gefüllten Block der Saarbrücker Fans im Homburger Waldstadion zeigt es an: Das Derby zwischen dem FCH und dem FCS am Samstag endete 3:3-Unentschieden. Foto: Schlichter

Die Anzeigetafel über dem prächtig gefüllten Block der Saarbrücker Fans im Homburger Waldstadion zeigt es an: Das Derby zwischen dem FCH und dem FCS am Samstag endete 3:3-Unentschieden. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit, als Timo Cecens Fernschuss die Nerven der 5908 Zuschauer im Homburger Waldstadion ein letztes Mal auf die Probe stellte. Doch Cecen traf nur den Pfosten des Saarbrücker Tores. So endete das mitreißende Fußball-Regionalligaspiel zwischen dem FCH und dem 1. FC Saarbrücken am Samstag mit einem gerechten 3:3.

Es war ein Saarderby, das wirklich alles hatte, was dazugehört - im guten wie im schlechten Sinne. "Es ist eine große Enttäuschung, wenn man 3:1 führt und sich dann nicht belohnt. Wir waren in der zweiten Halbzeit klar besser", haderte Angelo Vaccaro. Der FCH-Sportvorstand vertrat Trainer Jens Kiefer, der wegen einer schweren Infektion die ganze Woche fehlte und kurz vor dem Spiel sogar ins Krankenhaus musste. "Es ist zwar ein Punkt, aber es fühlt sich an wie eine bittere Niederlage", sagte FCH-Mittelfeldspieler Steven Kröner. Cecen, der in der 55. Minute einen von Dominic Rau an Kai Hesse verursachten Elfmeter zur 3:1-Führung versenkte, sagte: "Wir müssen das eigentlich nach Hause bringen. Aber es ist halt scheiße gelaufen. Das ist wie eine Niederlage."

Es war ein Spiel, das hin und her wogte. In der Anfangsphase verpasste Jaron Schäfer zwei gute Gelegenheiten (4. und 8. Minute), die Gastgeber in Führung zu bringen. Stattdessen ging der FCS in der 18. Minute durch einen Treffer des Ex-Homburgers Patrick Schmidt mit 1:0 in Führung. In der Folge war Saarbrücken die spielbestimmende Mannschaft. Umso überraschender fiel das 1:1 für den FCH durch ein Eigentor von Rau in der 44. Minute.

Nach dem Seitenwechsel übernahmen die Grün-Weißen das Kommando. In der 53. Minute brachte Thierry Steimetz Homburg mit 2:1 in Führung. Zwei Minuten später erhöhte Cecen auf 3:1. Damit begannen auch die unschönen Szenen im Gäste-Fanblock. Bis auf eine Rauchkerze im Homburger Block und einigen Provokationen zwischen Heim- und Gästefans auf der Haupttribüne war es bis dahin relativ ruhig geblieben. Nun aber entlud sich der Frust über den Spielverlauf im Werfen von Knallkörpern und einem "versuchten Platzsturm der FCS-Fans", wie der Sicherheitsbeauftragte des FCH, Bernhard Benz, sagte. "Bis zum 3:1 war alles in Ordnung. Aber dann wollten sie den Innenraum stürmen. Das Tor am Gästeblock ist kaputt", sagte Benz. Nachdem die Polizei sich vor dem Saarbrücker Block positioniert hatte, beruhigte sich die Situation wieder. Bereits vor dem Spiel war es in der Homburger Innenstadt zu heftigen Ausschreitungen der Gäste-Fans gekommen, die nach der Partie weitergingen. Es gab zahlreiche Festnahmen .

Zur Beruhigung im Stadion trug der 2:3-Anschlusstreffer durch Daniel Döringer in der 77. Minute bei. Dass Homburg in der Schlussviertelstunde zu wenig machte, nutzte Kevin Behrens in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 3:3-Endstand. "Wir hätten einen Sieg verdient gehabt. Ich kann aber auch mit einem 3:3 leben", sagte FCH-Vorstandschef Herbert Eder. Mit dem Auswärtsspiel beim FK Pirmasens steht für den FCH schon an diesem Dienstag um 18 Uhr die nächste Partie auf dem Programm.


Schöne und schreckliche Momente

Personalprobleme beim FCS - Behrens mit tollem Lupfer zum 3:3

Stürmer Patrick Schmidt traf auch an alter Wirkungsstätte - doch auch gegen den FCH brachte der FCS eine Führung nicht durch. Immerhin biss sich der FCS in den letzten 15 Minuten wieder ins Spiel zurück.

"Wegen solcher Spiele gehen wir alle zum Fußball", sagte Dirk Lottner, Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken , nach dem 3:3 (1:1)-Unentschieden am Samstag beim FC Homburg , "es war ein Derby, das vor allem von seinen Momenten gelebt hat."

Schreckmomente vor dem Spiel hatte Lottner, weil sich Marco Meyerhöfer (Verdacht auf Muskelfaserriss) bereits am Freitagabend, Abwehrchef Peter Chrappan wegen eines Pferdekusses oberhalb des Knies dann am Samstagmorgen abmeldeten. So musste der Trainer die geplante Startelf umbauen. Daniel Döringer wurde zum Linksverteidiger, Mario Müller rutschte auf die linke Außenbahn vor. Im Zentrum verteidigte neben Alexander Hahn nun Dominic Rau.

Neuzugang Rau wird seine Derby-Momente nicht so schnell vergessen. Sein Eigentor zum 1:1-Ausgleich war wie der von ihm verursachte Foulelfmeter zum 1:3 aber nur das Ende in einer jeweiligen Saarbrücker Fehlerkette. "Über unsere Gegentore kannst du eine Blaupause drüberlegen", ärgerte sich auch FCS-Vizepräsident Dieter Ferner, "die fallen alle irgendwie gleich."

Das Problem scheinen die sehr hoch stehenden Außenverteidiger zu sein. Sie sind im Lottnerschen schnellen Umschaltspiel nach vorne sehr wichtig, hinterlassen bei Ballverlust aber immer wieder Lücken. Vor dem 1:1 konnte Chadli Amri nahezu unbedrängt flanken, vor dem 1:2 und 1:3 verlor Sascha Wenninger viel zu einfach Zweikämpfe gegen den zugegeben überragend aufspielenden Ex-Saarbrücker Jaron Schäfer. "Beim ersten Tor bekommt Timo Cecen im Zentrum den Druck nicht, damit er nicht nach außen passen kann", erklärte Lottner. "Die Gegner machen das derzeit besser als wir, wenn sie über außen durchkommen. Sie gehen zum ersten Pfosten und sind dann gefährlich."

Das Derby hatte aber auch große Momente für den FCS. Nach seinem 1:0-Führungstreffer verzichtete der Ex-Homburger Patrick Schmidt etwa auf den Torjubel. "Ich weiß, was ich vielen hier in Homburg zu verdanken habe", erklärte der Blieskasteler seine Geste. "Davor habe ich Respekt - auch wenn einige Fans heute nicht so richtig nett mit mir umgegangen sind." Die Pfiffe und Schmährufe aus dem für ein Derby enttäuschend besetzten Heimblock taten Schmidt offenbar mehr weh, als er zugeben wollte.

Befreiend dagegen wirkte das 3:3 durch Kevin Behrens in der Nachspielzeit. Der eingewechselte Ivan Sachanenko hatte per Kopf verlängert, Behrens aus vollem Lauf über Torwart Niklas Jakusch hinweg den nicht unverdienten Ausgleich markiert. "Ich habe nicht nachgedacht, einfach gemacht. Dass ich ihn so geil drüberlupfe, war einfach Instinkt", freute sich Behrens aber nur verhalten über sein Tor des Monats. "Ich weiß nicht warum - aber irgendwie schaffen wir es nicht, nach einer 1:0-Führung ein Spiel auch zu gewinnen."

 FCS-Stürmer Kevin Behrens (vorne) wird von seinen Mitspielern für sein Tor zum 3:3-Ausgleich gefeiert. Foto: Mischa

FCS-Stürmer Kevin Behrens (vorne) wird von seinen Mitspielern für sein Tor zum 3:3-Ausgleich gefeiert. Foto: Mischa

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 Der Homburger Co-Trainer Pascal Bach (links) und Sportvorstand Angelo Vaccaro vertraten den erkrankten Trainer Jens Kiefer an der Seitenlinie der Grün-Weißen. Foto: Schlichter

Der Homburger Co-Trainer Pascal Bach (links) und Sportvorstand Angelo Vaccaro vertraten den erkrankten Trainer Jens Kiefer an der Seitenlinie der Grün-Weißen. Foto: Schlichter

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Nach nur zwei Punkten aus den vergangenen drei Partien ist der FCS auf Rang fünf zurückgefallen und muss schon an diesem Dienstag um 14 Uhr in Völklingen gegen den punktgleichen Tabellennachbarn TSV Steinbach antreten.

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