Fußball-Nationalmannschaft 5000 junge Fans schüren die Vorfreude

Berlin · Nationalmannschaft absolviert öffentliches Training in Berlin. Löw arbeitet aber „auf Bewährung“.

 Daumen hoch: Thomas Müller (Mitte) und seine Teamkollegen betraten mit 16-minütiger Verspätung den Rasen des Olympiastadions.

Daumen hoch: Thomas Müller (Mitte) und seine Teamkollegen betraten mit 16-minütiger Verspätung den Rasen des Olympiastadions.

Foto: dpa/Jens Büttner

Joachim Löw durfte am gestrigen Dienstag noch einmal in Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit schwelgen. Stolze 5000 meist junge Fans begrüßten die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beim öffentlichen Training in Berlin – wie zu besten Weltmeisterzeiten. Dass die einstündige Vorstellung wie jene Einheiten während des Sommermärchens 2006 im Stadion auf dem Wurfplatz unweit des Olympiastadions stattfand, rundete das positive Gesamtbild ab.

Dabei ist die Gegenwart für den Bundestrainer alles andere als golden. Das WM-Desaster ist keinesfalls vergessen, darüber täuschte der Zuspruch des Anhangs nicht hinweg. Löw arbeitet im heißen Nations-League-Herbst „auf Bewährung“, wie es ein ranghoher DFB-Funktionär ausdrückte. Bei Erzrivale Niederlande an diesem Samstag (20.45 Uhr/ZDF) und drei Tage später bei Weltmeister Frankreich (20.45 Uhr) warten zwei sehr wichtige Spiele.

Falls es schiefgeht, droht Löw ein „Abstiegsendspiel“ im November gegen Oranje – der Tabellenletzte der Dreiergruppe wird in Liga B herabgestuft. „Wir sind uns der Schwere dieser Spiele bewusst“, sagte Löw, „aber wir sind zuversichtlich. Wir haben alle Möglichkeiten, auch wenn ein paar Spieler abgesagt haben.“ Schwer wiegt, dass kaum ein Spieler in seinem nach den Absagen von Marco Reus, Kai Havertz und Antonio Rüdiger auf 21 Profis geschrumpften Kader in Topform ist. Auch Leon Goretzkas Einsatz ist wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel fraglich. Allen voran die sieben Spieler von Bayern München um Kapitän Manuel Neuer, sonst fast ausnahmslos wichtige Stützen, schwächeln. Für Löw besonders besorgniserregend: Die jüngsten Auftritte des Rekordmeisters erinnerten fatal an jene der DFB-Auswahl bei der WM. Löw wollte da allerdings keine Parallelen erkennen.

Neben dem Bayern-Block bereitet die Flaute im Angriff Löw am meisten Kopfzerbrechen. Ob Mark Uth, der einzige Neuling im Aufgebot, in Abwesenheit des verletzten Nils Petersen Abhilfe schaffen kann? Für Schalke 04 hat der 27-Jährige noch nicht getroffen. „Ich denke, dass ich diese Torgefährlichkeit in der Box sicher mitbringe“, sagte er, „auch wenn es auf Schalke noch nicht so gut geklappt hat.“ Uth wird kaum beginnen gegen die Niederlande, denen Löw bescheinigte, „die Durststrecke überwunden“ zu haben.

Umso schwerer wiegt, dass aus der Elf, die gegen Oranje zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen bleiben soll, nur Stürmer Timo Werner und Rechtsverteidiger Matthias Ginter einen Lauf haben. Dazu kommt der nachnominierte Emre Can, erstmals seit November 2017 dabei, mit Rückenwind von Juventus Turin. Can könnte den nach der Verletzung von Ilkay Gündogan vakanten Platz im Mittelfeld einnehmen.

Die harsche Kritik seines Trainerkollegen Jürgen Klopp vom FC Liverpool an der erstmals ausgetragenen Nations League für Nationalmannschaften hat Löw indes gekontert. Er habe zwar Verständnis für die ablehnende Haltung, sagte aber auch deutlich: „Für uns, für mich als Nationaltrainer, ist die Nations League eine gute Erfindung. Weil wir gegen Topnationen spielen, weil es um etwas geht.“

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