Ein Berliner lässt Klinsmann strahlen

Natal · John Brooks von Hertha BSC bescherte den USA und Jürgen Klinsmann in der Nacht zu Dienstag einen 2:1-Sieg gegen Ghana, der fast schon verloren schien. Zwei Tage zuvor hatte der 21-Jährige genau das geträumt.

Manchmal werden Träume eben doch wahr. So wie der von John Brooks. "Vor zwei Tagen habe ich geträumt, dass ich das Siegtor gegen Ghana erziele. Und jetzt ist es passiert. Ich danke Gott für diesen unglaublichen Moment", sagte der 21-Jährige von Hertha BSC und schüttelte mit dem Kopf. Kurz zuvor hatte der Verteidiger dem US-Team mit seinem Treffer zum 2:1-Endstand einen Start nach Maß in die Fußball-WM beschert.

Brooks sicherte mit seinem Kopfball auch Trainer Jürgen Klinsmann einen wichtigen Sieg, der nach dem Ausgleich durch Andre Ayew (82.) schon verloren schien. "In meinem Traum war es auch ein Kopfball, allerdings in der 80. Minute", sagte Brooks und lächelte. In der Wirklichkeit war es die 86. Minute. Aber wer will da schon kleinlich sein.

"John hat heute sein erstes WM-Spiel gemacht, und dann so etwas. Wahnsinn, das ist ein großer Moment für den Jungen", sagte Klinsmann, der nach dem Tor vor Freude kaum zu halten war. Wohl auch, weil er es war, der auf eine Nominierung des jungen Abwehrspielers bestanden hatte. "Wir haben gesehen, dass da ein Talent heranwächst", sagte Klinsmann, auf den zuletzt viel Kritik eingeprasselt war, unter anderem wegen der Nicht-Nominierung von Sturm-Routinier Landon Donovan (32).

Nun aber durfte sich der ehemalige Bundestrainer bestätigt fühlen - und Lob von ganz oben genießen, denn in der Kabine wartete eine besondere Überraschung auf Klinsmann: US-Vizepräsident Joe Biden ließ es sich nicht nehmen, dem Team persönlich zu gratulieren. Ausgerechnet Brooks verpasste die Ansprache jedoch. Der Matchwinner saß bei der Dopingprobe fest.

Für Brooks, der 2012 noch für die deutsche U20 aufgelaufen war, fand damit ein verrücktes Jahr seinen vorläufigen Höhepunkt. Fast wäre er gar nicht mit nach Brasilien gefahren - wegen eines Tattoos. Ende April hatte sich Brooks zusätzlich zu den Silhouetten von Berlin und dem US-Bundesstaat Illinois, in dem sein Vater geboren wurde, kurzerhand ein weiteres Kunstwerk in den Rücken stechen lassen. Hertha-Trainer Jos Luhukay ("So können Entzündungen entstehen") strich Brooks unter anderem deswegen aus dem Aufgebot, der WM-Platz schien in Gefahr.

Zwei Monate später ist das vergessen. "Es ist Wahnsinn, was gerade passiert. Nicht nur für mich, sondern für die gesamte Mannschaft", sagte Brooks über den späten Sieg, den Clint Dempsey mit dem fünftschnellsten Tor der WM-Geschichte nach 30 Sekunden eingeleitet hatte.

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