Ein alter Kopf auf jungen Schultern

Glasgow. Martin Kaymer hat zum Sturm auf die Golf-Weltrangliste angesetzt und ist nach zwei Paukenschlägen mit 1,2 Millionen Euro Gewinn innerhalb einer Woche bis auf Rang elf hinter Superstar Tiger Woods geklettert. Die märchenhafte Karriere von Deutschlands zur Zeit bestem Golfprofi hat nach den Siegen in Paris und am Sonntag bei den Scottish Open allerhöchstes Niveau erreicht

Glasgow. Martin Kaymer hat zum Sturm auf die Golf-Weltrangliste angesetzt und ist nach zwei Paukenschlägen mit 1,2 Millionen Euro Gewinn innerhalb einer Woche bis auf Rang elf hinter Superstar Tiger Woods geklettert. Die märchenhafte Karriere von Deutschlands zur Zeit bestem Golfprofi hat nach den Siegen in Paris und am Sonntag bei den Scottish Open allerhöchstes Niveau erreicht. So weit oben stand der 24 Jahre alte Hochbegabte noch nie - und das Ende der "Himmelsleiter" scheint noch lange nicht absehbar.

"Diese unglaubliche Woche werde ich nie vergessen. Ein Sieg in der Wiege des Golfs ist etwas besonderes für mich", sagte Kaymer, der 2008 mit zwei Siegen seinen Aufstieg innerhalb von zwei Jahren aus der drittklassigen EPD-Tour in die Elite-Liga begonnen hat. Noch verbietet sich ein Vergleich mit Golf-Idol Bernhard Langer. Dessen Popularität ist nicht zuletzt durch seine zweite Super-Karriere auf der US-Senioren-Tour mit einer atemberaubenden Siegesserie selbst in Deutschland ungebrochen. Seit Jahren lebt Langer mit seiner Familie in Florida. Doch es war schon fast auffällig zufällig, dass der 51-Jährige wenige Stunden nach Kaymers Triumph seinen vierten Saisonsieg auf der US-Senioren-Tour feierte.

"Martin trägt einen alten Kopf auf jungen Schultern" hat Langer immer betont, wenn er die Hochbegabung des für seine Jugend schon so abgezockten Profis lobt. Aber noch fehlt Kaymer ein Grand-Slam-Erfolg wie beim dritten Major des Jahres bei der British Open ab Donnerstag im schottischen Turnberry. Der Titel wäre wie ein Ritterschlag, für den selbst Superstars wie der Weltranglisten-Zweite Phil Mickelson mehr als ein Jahrzehnt brauchten. "Jeder fragt mich nach dem dritten Sieg in Serie ausgerechnet bei der British Open in dieser Woche. Aber das ist ein Major", wehrt sich Kaymer gegen einen Aufstieg zum angeblichen Mitfavoriten bei der 138. Ausgabe des ältesten Golfturniers der Welt. "Ich liebe Herausforderungen wie diesen Linkskurs. Dann spielt die Geduld eine wichtige Rolle, und die habe ich normalerweise. Außerdem sollte man nie den Tiger unterschätzen. In keinem einzigen Turnier. Er ist immer der erste Kandidat auf den Sieg", sagte Kaymer.

Passend zu seinem Aufstieg hat Kaymer im Juni mit einem Ausrüster einen Sponsorenvertrag bis 2013 abgeschlossen. Der Werbewert des Rheinländers wird bei insgesamt vier Sponsoren auf etwa acht Millionen Euro geschätzt. "Ich bin dabei, mein Umfeld und mich selber noch professioneller aufzustellen. Aber einen Mentaltrainer brauche ich nicht. Meine Selbstständigkeit ist mir neben meinem Beruf das wichtigste. Abhängigkeiten sind nicht mein Ding. Ich habe gelernt, mit mir allein klarzukommen."

Kaymer nimmt seine Arbeit als Golfprofi sehr ernst. "Es ist mein Beruf. Keiner glaubt es, aber ich freue mich jeden Morgen und denke, wie schade für die Menschen im Büro. Ich darf auf den Golfplatz gehen", betont Kaymer. Sein schwedisches Management hat den kühl kalkulierenden Golf-Spieler fest im Griff. Der Jugendspieler von Fortuna Düsseldorf hat sich dort und in Phoenix/Arizona eine Wohnung eingerichtet. "Ich merke, was sich und wie ich mich verändere."

Auf einen Blick

Zum ersten Mal in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Deutschen Golf Verbandes haben die Damen die Mannschafts-Europameisterschaft gewonnen. Pia Halbig (Hanau), Steffi Kirchmayr (Nürnberg), Caroline Masson, Nicola Rössler (beide Düsseldorfer), Lara Katzy (Berlin) und Thea Hoffmeister (Seddin) besiegten im Finale im slowenischen Bled England im Stechen am ersten Extraloch. dpa

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